Boeing 737 MAX
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Chefingenieur erfuhr von MCAS-Funktionen aus der Zeitung

Boeing 737 MAX 9
Boeing 737 MAX 9, © Boeing

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SEATTLE - Die Aufarbeitung der 737-MAX-Abstürze bringt ranghohe Boeing-Manager in Erklärungsnot. Der Chefingenieur hat nach eigenen Angaben erst "aus der Presse" von bestimmten Funktionen der Trimmautomatik MCAS erfahren. Kostendruck war laut Boeing aber nicht der Grund für schwere Konstruktionsfehler.

Eigentlich müsste niemand die 737 MAX besser kennen als ihr Chefingenieur Michael Teal. Dennoch gab Teal bei einer Befragung durch US-Abgeordnete im Mai bemerkenswerte Wissenslücken über die Funktionsweise des MCAS zu Protokoll. Der Lagekorrektor gilt als Auslöser beider Abstürze mit 346 Toten.

"Ich hatte in der Entwicklungsphase keine Kenntnis darüber, dass das MCAS eine Funtion zur Mehrfachauslösung in sich hatte", zitiert die "Seattle Times" Teal aus Transkripten der Anhörung. Solche "Details" seien "technischen Leitern weit unter meiner Ebene" bekannt gewesen.

Dass Daten eines Sensors für eine Aktivierung des MCAS ausreichten, habe er erst nach dem Absturz von Lion-Air-Flug 610 "wahrscheinlich aus der Presse" erfahren.

737 MAX sollte sich wie 737 NG fliegen lassen

Der Kongress-Bericht zur 737 MAX geht hart mit Boeing und der US-Luftsicherheitsbehörde FAA ins Gericht. Neben Teal stellten die Abgeordenten im Mai auch Programmleiter Keith Leverkuhn umbequeme Fragen. Der Manager war sich der Bedeutung des MCAS nach eigenen Angaben nicht bewusst.

Laut Leverkuhn war Boeing bei der Entwicklung der 737 MAX nicht von Kostendruck getrieben - sondern wollte das Flugzeug möglichst eng am Vorgänger 737 NG halten.

"Uns war klar, dass die Flugbesatzungen möglicherweise morgens eine NG und nachmittags eine MAX fliegen werden", sagte Leverkuhn aus. "Aus Sicherheitsgründen wollten wir daher, dass die MAX so nah wie möglich an das Verhalten der NG herankommt."
© aero.de | Abb.: Boeing | 17.09.2020 12:14

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Beitrag vom 19.09.2020 - 01:52 Uhr

Das Fehlen der Warn-Anzeige ist also weniger dem Kostendruck in der Entwicklung geschuldet sondern eher als - möglicherweise unbeabsichtigte - Folge von Umsatz-Steigerungs-Strategien des Marketings zu werten.
Mich erstaunen da eher die Freiheiten, die eine Marketingabteilung in der Ausgestaltung der Cockpit-Instrumente hatte.


Ich glaube hier haben Sie einen falschen Eindruck von der Arbeit einer Marketing Abteilung. Die geben keine Cockpinstrumente vor. Die nehmen nur das, was man angeboten bekommen und verkaufen das zum bestmöglichen Preis. Den Umsatz zu steigern heißt ja auch nicht, dass man dafür sparen muss.

Wenn Sie da einen "Schuldigen" finden wollen, dann sind es die, die mehr Gewinn aus dem Umsatz generiert haben wollen. Das ist aber definitiv nicht die Aufgabe des Marketings....
Beitrag vom 18.09.2020 - 17:49 Uhr
Also die Behauptung, dass man unter keinem Kostendruck gestanden hätte, glaubt doch auch niemand. Wenns anders gewesen wäre, hätte man die Warnlampen, die bei der NG noch Standard waren, nicht bei der Max nur als Sonderausstattung verkauft.


Kann man so glaube ich nicht sagen.
Die Warnanzeige wäre ja rein technisch möglich gewesen, alle technischen Voraussetzungen (Anzeige, Kabel, Logik) sind in jeder Maschine vorhanden.
Aber das Feature Anzeige des AoA-Werts wird aber erst gegen Zahlung eines zusätzlichen Preises freigeschaltet, ähnlich wie erweiterte Features bei kommerzieller Software, die zwar überall installiert, aber erst bei Zahlung aktiviert bzw. freigeschaltet werden.

Und die Anzeige der AoA Abweichung Rechts/Links wurde (angeblich unbeabsichtigt) auch über diese Feature-Freischaltung mit (de)aktiviert.

Das Fehlen der Warn-Anzeige ist also weniger dem Kostendruck in der Entwicklung geschuldet sondern eher als - möglicherweise unbeabsichtigte - Folge von Umsatz-Steigerungs-Strategien des Marketings zu werten.
Mich erstaunen da eher die Freiheiten, die eine Marketingabteilung in der Ausgestaltung der Cockpit-Instrumente hatte.

Die Zitrone wurde ausgepresst, bis nur noch feinst gemahlenes Mus übrig blieb - Resultat: Die Zitronenpresse (=Boeing) ist jetzt auch lädiert.

Sehr passendes Bild ...

Dieser Beitrag wurde am 18.09.2020 18:13 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 18.09.2020 - 17:26 Uhr
Modhinweis
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Es ist unverständlich, dass nahezu jeder Thread, der eine Vielzahl von Beiträgen generiert, weit im OT-Bereich landet, ohne jeden Bezug zu dem vorgegebenen Thread-Thema.
Das betrifft hier mehr als 10 Beiträge, die zwangsläufig gelöscht wurden, mit der Absicht den Thread wieder auf Kurs zu bringen.
Dieses Verhalten, diese Vorgehensweise ist zeitaufwendig, ärgerlich nicht nur für uns ehrenamtliche Moderatoren, sondern auch für Sie, die Zeit und Geist aufgewendet haben, um hier zu diskutieren.
Die herzliche Bitte: Beim Thema bleiben, dann ersparen wir uns gegenseitigen Ärger; das tut dann aber auch der Qualität des Forums gut.


Dieser Beitrag wurde am 18.09.2020 22:20 Uhr bearbeitet.


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