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Lufthansa verschärft das Krisenpaket zur Bewältigung der Luftfahrtkrise - und nimmt weitere Korrekturen in der Flottenplanung vor.
"Nachdem bereits im Frühjahr sechs Airbus A380 endgültig außer Dienst gestellt worden sind, werden die verbleibenden acht Flugzeuge vom Typ A380 sowie zehn Flugzeuge vom Typ A340-600, die bislang noch für den Flugdienst vorgesehen waren, in einen sogenannten Langzeitparkmodus (long-term storage) überführt und aus der Planung genommen", teilte Lufthansa mit.
Diese Flugzeuge würden "nur im Falle einer unerwartet schnellen Markterholung" wieder reaktiviert. Die verbleibenden sieben Airbus A340-600 werden hingegen endgültig außer Dienst gestellt. Die Ausmusterungen werden die Lufthansa-Bilanz mit 1,1 Milliarden Euro zusätzlich belasten.
Auch der bislang auf 22.000 Stellen bezifferte Abbau von Arbeitsplätzen werde nicht ausreichen, warnte Lufthansa die Mitarbeiter vor. Bis Ende des ersten Quartals 2021 will der Konzern dabei jede fünfte Führungsposition abgebaut haben.
Derzeit rinnt Lufthansa das Geld nur so durch die Finger. "Der Liquiditätsabfluss soll von aktuell rund 500 Millionen Euro pro Monat auf durchschnittlich 400 Millionen Euro pro Monat im Winter 2020/21 gesenkt werden", teilte Lufthansa mit. Erst "im Jahresverlauf 2021" rechnet Lufthansa wieder mit operativen Zuflüssen.
Bislang hatte Lufthansa mit einer mittelfristig um 100 auf rund 660 Flugzeuge reduzierten Konzernflotte geplant.
In diesem Jahr erwartet Lufthansa nach dem "Strohfeuer" des Reisesommers nur noch ein Flugangebot zwischen 20 und 30 Prozent des Vorkrisenniveaus. Ursprünglich wollte Lufthansa zum Jahresende wieder die Hälfte ihres Vor-Corona-Programms fliegen. Für eine schnelle Erholung sieht das Management die Ausweitung von Corona-Schnelltests an den Flughäfen als Voraussetzung, um lange Quarantäne-Fristen zu vermeiden.
10.000 Mitarbeiter weniger
Die Lufthansa-Aktie war bereits zuvor stark unter Druck und lag am Nachmittag rund 9 Prozent im Minus bei unter 8 Euro. Die Corona-Krise hat den größten Luftverkehrskonzern Europas wie alle anderen Fluggesellschaften im Frühjahr hart getroffen.
Nur die massive Staatshilfe aus den vier Heimatländern in Höhe von zusammen neun Milliarden Euro hat den Kollaps des hoch verschuldeten MDax-Konzerns verhindert.
Nach jüngsten Zahlen sind von den gut 138.000 Mitarbeitern weltweit vom Jahreswechsel noch rund 128.000 im Unternehmen. Vor allem im Ausland verließen Beschäftigte die Lufthansa, während es in Deutschland bislang für große Beschäftigtengruppen noch keine Übereinkunft mit den Gewerkschaften gibt.
Aktuell befinden sich Tausende Lufthansaeaten in Kurzarbeit - 2021 könnte es auch in den Cockpits zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. In der Krise löst Lufthansa die Flugbetriebe Germanwings und SunExpress Deutschland auf.
Personalvertreter misstrauen "Ocean"-Plänen
Einzig mit der Kabinengewerkschaft Ufo hat Lufthansa bislang ein langfristiges Abkommen geschlossen. Die für das Bodenpersonal streitende Verdi machte sich am Montag die Kritik der Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" an den Management-Plänen für die neue Touristikplattform "Ocean" zu eigen, für die zunächst 300 neue Stellen auf einem niedrigeren Lohnniveau als bei der Muttergesellschaft ausgeschrieben sind.
Verdi-Verhandlungsführerin Mia Neumaier verlangte zukunftsweisende Konzepte. "Alleine mit Beschäftigungsabbau wird das Unternehmen nicht gerettet werden." Auch die Beschäftigten der Lufthansa Technik hätten begründete Ängste um ihre Zukunft. "Die Lufthansa als Airline braucht eine starke Lufthansa Technik mit ihren gut ausgebildeten Fachkräften und Tarifstrukturen", erklärte Neumaier mit Blick auf eine mögliche Ausgründung der Techniksparte.
Der schon zuvor eingeleitete Verkauf der Cateringtochter LSG Sky Chefs soll für Europa noch in diesem Monat abgeschlossen werden, heißt es im Konzern.
© dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 21.09.2020 15:19
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