Fiasko für Arianespace
Älter als 7 Tage

Erneuter Fehlstart von Vega-Rakete

Arianespace Vega Mission VV17
Arianespace Vega Mission VV17, © Arianespace

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KOUROU - Es ist ein neuer Rückschlag für die europäische Raumfahrtindustrie: zum zweiten Mal ist der Start einer europäischen Vega-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana gescheitert. Eine mit zwei Satelliten beladene Vega-Rakete kam am Dienstagmorgen deutscher Zeit kurz nach dem Start vom Kurs ab.

Die Mission VV17 wurde daraufhin vom Betreiber Arianespace als gescheitert eingestuft, die Ladung gilt als verloren. Der Betreiber betont nun, dass es sich nicht um einen Designfehler der Rakete handele.

Der Lastenträger war zuvor in Kourou abgehoben. Acht Minuten später kam die Rakete vom Kurs ab. Das habe zum "Verlust der Mission" geführt, so Arianespace. Erst im Sommer 2019 war es zu einem Fehlstart einer Vega-Rakete gekommen. Es handelte sich damals um den ersten Fehlstart einer Vega überhaupt. Wahrscheinlicher Grund war ein Defekt im Triebwerk in der zweiten Raketenstufe. Die Rakete zerbrach in zwei große Teile.

Arianespace-Chef Stéphane Israël kündigte nun eine Untersuchungskommission nach dem neuerlichen Fehlstart an. "Wir sind in einer Situation, die nichts mit dem vorigen Fehlstart zu tun hat", betonte er in einer Telefonschalte mit Journalistinnen und Journalisten. "Der vorige Fehlstart geht auf einen Designfehler zurück", erklärte er. Dieses Mal sei die Situation eine andere.

Arianespace Vega Mission VV17, © Arianespace

Der Technikchef von Arianespace, Roland Lagier, sprach von einem Problem der Produktionsqualität und einer "Reihe menschlicher Fehler". Man habe nach der ersten Zündung des Triebwerks der Oberstufe eine Abweichung der Flugbahn festgestellt. Dieser Kontrollverlust sei dauerhaft gewesen. Kabel seien nach ersten Erkenntnissen falsch angeschlossen gewesen.

Die Vega ist mit 30 Metern Höhe der kleinste Lastenträger im Arsenal des europäischen Raketenbetreibers Arianespace. Sie ist für kleine Wissenschafts- und Erdbeobachtungssatelliten geeignet. Ihren erfolgreichen Erstflug absolvierte sie am 13. Februar 2012. Sie wird hauptsächlich in Italien vom Raketenbauer Avio hergestellt. Der Betreiber nutzt außerdem die Ariane 5 und die Sojus aus russischer Produktion.

Ungünstiger Zeitpunkt

Die Vega startet in der Regel pro Jahr drei bis vier Mal in den Weltraum - in diesem Jahr war dies auch wegen Corona aber nicht der Fall. Der erste Vega-Start nach dem Fehlstart im vergangenen Jahr fand nach monatelanger Verzögerung im September statt. Die nun gescheiterte Mission war der zweite Vega-Start in diesem Jahr.

Für die europäische Raumfahrt kommt der neuerliche Fehlstart zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 voraussichtlich erst 2022 starten wird. Sie ist Europas Hoffnungsträger im All. Ursprünglich sollte das Nachfolgemodell der Ariane 5 bereits in diesem Jahr abheben. Vor allem das private US-Unternehmen SpaceX macht den Europäern Konkurrenz, die sich auf dem umkämpften Markt behaupten wollen.

An Bord hatte die Vega-Rakete den Erdbeobachtungssatelliten "Seosat" und den Satelliten "Taranis" für die französische Raumfahrtbehörde CNES. "Seosat" sollte hochauflösende Bilder der Erde liefern und so Informationen für Anwendungen in den Bereichen Kartographie, Landnutzung, Stadtmanagement, Wassermanagement, Umweltüberwachung und Risikomanagement bereitstellen. "Taranis" sollte etwa elektromagnetische Phänomene bei Unwettern beobachten.

"Der Fehlstart der Vega erinnert uns einmal mehr daran, dass wir eine sehr schwierige Arbeit leisten, bei der die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg extrem schmal ist", erklärte Jean-Yves Le Gall, der Präsident der französische Raumfahrtbehörde CNES. Spaniens Zentrum für industrielle technologische Entwicklung beklagte auf Twitter den Verlust des Satelliten. Während man diesen betrauere, sei man aber der Europäische Weltraumorganisation (Esa), Arianespace oder Airbus dankbar für ihre Leidenschaft und ihr durchgehendes Engagement.

Arianespace gehört zur ArianeGroup, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen des europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran ist.
© dpa-AFX | Abb.: Arianespace | 17.11.2020 18:07

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Beitrag vom 18.11.2020 - 08:16 Uhr
Die Verkabelung ..., hat aber ... und zuletzt fast zum Absturz der Global 5000 von der BW geführt.

Das war keine Verkabelung. Da wurde mechanisch was vertauscht, es ging im eine Torque Tube.
Beitrag vom 18.11.2020 - 08:13 Uhr
Die Verkabelung mag an sich keine "rocket science" sein, hat aber im A380 Programm zu einem großen Teil zu der Verzögerung geführt und zuletzt fast zum Absturz der Global 5000 von der BW geführt.
Beitrag vom 17.11.2020 - 23:57 Uhr
"Der Fehlstart der Vega erinnert uns einmal mehr daran, dass wir eine sehr schwierige Arbeit leisten, bei der die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg extrem schmal ist", [...]

Nun ja, richtige Verkabelung ist nun wahrlich keine „rocket science“. Wobei, wenn ich mir den BER so anschaue...


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