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Volga-Dnepr geht auf Nummer sicher: Nach der spektakulären Notlandung einer seiner An-124 in Nowosibirsk, der in der Luft ein Triebwerksschaden mit Trümmeraustritt vorausging, legt der Cargo-Spezialist seine komplette Antonow-Flotte bis auf Weiteres an die Kette.
Man habe diese "verantwortungsvolle Entscheidung" getroffen, weil die Sicherheit bei Volga-Dnepr stets an erster Stelle stehe, zitiert "The Loadstar" den Vertriebschef der Airline, Konstantin Wekschin. Demnach reichte Volga-Dnepr bei der russischen Luftfahrtbehörde gestern ein entsprechendes Schreiben ein, um sie über den eigenverantwortlichen Schritt zu informieren.
"Sicherheit ist wichtiger"
Wekschin sprach von einer "durchdachten Entscheidung", bei der kommerzielle Interessen irrelevant gewesen seien. Zwar habe Fracht gerade Hochkonjunktur und die Maschinen seien allesamt ausgebucht gewesen, aber das sei vor dem Hintergrund der jüngsten Geschehnisse nicht wichtig: "Es ist uns egal, wie viele Einnahmen uns entgehen werden", so Wekschin.
"Sicherheit ist wichtiger als jeder potenzielle Nutzen aus der Hochsaison." Mit Blick auf die Kunden der Airline versprach Wekschin, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um den Ausfall der hauseigenen An-124-Flotte aufzufangen. Wo es logistisch möglich sei, werde man versuchen, zu transportierende Fracht auf Boeing 747 zu verladen.
Außerdem brachte Wekschin den ukrainischen Volga-Dnepr-Rivalen Antonov Airlines ins Gespräch, der womöglich wegfallende Kapazitäten ausgleichen könne. Er empfahl Antonov Airlines jedoch, die eigene An-124-Flotte ebenfalls gründlich zu inspizieren.
Zusammenarbeit mit der Ukraine
Auch was die Aufarbeitung der technischen Probleme angeht, die zu dem Unfall von Nowosibirsk geführt haben, hofft Volga-Dnepr auf Unterstützung aus der Ukraine. Denn die Triebwerke der An-124 stammen vom ukrainischen Hersteller Iwtschenko-Progress und werden in der Ukraine bei der Firma Motor Sich gewartet.
Volga-Dnepr besitze für die eigene Antonow-Flotte etwa 60 Motoren, die nun alle eingehend untersucht werden müssten, so Wekschin. "Wir wissen, welches Teil kaputtging, aber es muss eine sehr gründliche Untersuchung mit speziellen Experten geben.
"Trotz der politischen Konflikte zwischen Russland und der Ukraine gibt sich der Volga-Dnepr-Mann zuversichtlich: "Wir sind nicht beunruhigt, politisch gesehen. Die öffentliche Sicherheit und Lufttüchtigkeit geht über die Politik hinaus. Wir müssen zusammenarbeiten, um das anzugehen!"
An-124 ist "unersetzlich"
Konstantin Wekschin macht auch keinen Hehl daraus, dass er die An-124 sobald wie möglich wieder in der Luft sehen möchte. Es gebe zwar keinen Zeitplan und oberste Prämisse sei es, "jeden Schritt", den es nun brauche, ordnungsgemäß durchzuführen.
Dennoch bleibe es das Ziel von Volga-Dnepr, die An-124 noch weitere 20 bis 25 Jahre in Betrieb zu halten. Er hoffe deshalb, dass es nur eine Frage von Wochen sei, bis die Riesen wieder aufsteigen könnten. "Es ist ein wunderschönes Flugzeug, und der Logistikmarkt braucht es", so Wekschin. "Wir versuchen, es für die Zukunft zu erhalten. Es ist unersetzlich – und es gibt nur 20 auf der Welt."
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Volga Dnepr | 26.11.2020 10:13
Kommentare (2) Zur Startseite
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Allerdings weckt dieser Uncontained Engine Failure auch unwillkürlich Assoziationen, etwa an den DC-10-Crash damals in Sioux City - und natürlich auch an ein paar neuere Unfälle mit Triebwerken, die sich im Flug verabschiedet haben - ohne hier irgendwelche Kurzschlüsse zu ziehen.
Wenn man inzwischen bei der Airline weiss, wo das Problem lag, wird man es hoffentlich auch lösen können.