Klimapolitik
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Warum die CO2-Rechnung der Airlines steigen wird

Lufthansa Airbus A350-900
Lufthansa Airbus A350-900, © Lufthansa

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BRÜSSEL - Das EU-Klimapaket "Fit for 55" liegt auf dem Tisch. Flugreisen in der EU werden absehbar teurer. Lufthansa rechnet mit Mehrbelastungen von ein bis zwei Milliarden Euro pro Jahr. Der künftige CO2-Preis ist die entscheidende Variable in der neuen Klimagleichung der EU - und ihre wichtigste Stellschraube.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) will den Preis für CO2-Zertifikate erhöhen, wenn Klimaziele in Gefahr geraten.

"Mit dem CO2-Preis haben wir ein wirkungsvolles Instrument geschaffen, mit dem wir jederzeit nachsteuern können", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur kurz bevor der Weltklimarat (IPCC) an diesem Montag (9.8.) seinen neuen Bericht vorlegt. "Bei Bedarf müssen wir den Preis weiter anziehen."

Der CO2-Preis wird auf Emissionen erhoben, die durch die Verbrennung fossiler Energieträger entstehen und damit das Klima belasten. Unternehmen, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel auf den Markt bringen, müssen Zertifikate erwerben, die bei Verbrennung der Heiz- und Kraftstoffs freigesetzt wird.

Die Regierung müsse jedes Jahr prüfen, ob Deutschland auf dem richtigen Weg ist, um die Klimaziele zu erreichen, sagte Karliczek. Sie hält auch ein Ende des innerdeutschen Flugverkehrs für möglich, wenn der Personenverkehr, etwa die Bahn, entsprechend ausgebaut werde.

Der Bund verfolgt ambitionierte Klimaziele. Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoß in Deutschland um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringert werden, bis 2040 um mindestens 88 Prozent. 2045 will Deutschland Klimaneutralität erreichen, das heißt, es soll nur noch so viel Kohlenstoff ausgestoßen werden, wie in Kohlenstoffsenken aufgenommen werden können.

Auf die Luftfahrt kommen dabei höhere Belastungen zu. Die Branche nimmt in der EU bereits seit 2012 am CO2-Emissionshandel teil. Dabei kaufen auch Airlines für jede Tonne CO2-Zertifikate - allerdings werden nur innereuropäische Flüge erfasst.

Lufthansa: Transitpassagiere ausklammern

Zudem erhalten Airlines bisher noch Freikontingente, die derzeit etwa 38 Prozent der Emissionenen abdecken - bis 2026 aber gestrichen werden, nach aktuellem Stand ersatzlos. Airlines fürchten spätestens dann Wettbewerbsnachteile im internationalen Umsteigeverkehr - und fordern eine strikte Abgrenzung des Transitgeschäfts.

"Wir müssen sicherstellen, dass nur solche Passagiere (von der Zertifikatepflicht, Red.) erfasst werden, die ihre Reise in Europa anfangen und in Europa beenden", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr letzte Woche in Frankfurt. "So schaffen wir im innereuropäischen Verkehr gleiche Wettbewerbsbedingungen."

Nachdem der ETS-Tonnenpreis EUA 2020 bis auf 17 Euro abgesackt war, notierten Zertfikate zuletzt bei über 50 Euro auf einem Allzeithoch. Allein die verschärften Klimaziele bis 2030 sind "ein klares Signal" für weiter steigende CO2-Preise, sagte Nils Rokke von der norwegischen Forschungsgruppe Sintef der "Financial Times".

Die Experten halten eine Preisexplosion auf 100 bis 200 Euro pro Tonne CO2 für möglich. Lufthansa hatte im Vorkrisenjahr 2019 63 Prozent ihrer Emissionen innerhalb der EU durch einen Zukauf von Zertifikaten beglichen. Bei den Netzwerkairlines fielen hierfür 57 Millionen Euro Kosten an, Eurowings gab weitere 53 Millionen Euro für CO2-Zertifikate aus.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 09.08.2021 08:44


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