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Buchungsausfall von Firmenkunden macht Airlines nervös

Lufthansa First Class
Lufthansa First-Class-Entchen, © Lufthansa

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FRANKFURT - Der Nachholeffekt tritt mit voller Wucht ein. Die Lufthansa-Tochter Eurowings vermeldet "Zehntausende Buchungseingänge" pro Tag, Mittelmeerziele boomen wie nie. Luftfracht kennt ohnehin kein Halten. Nur der Geschäftsreiseverkehr liegt als mindestens ebenso wichtiger Impulsgeber weiter brach.

Eurowings-Chef Jens Bischof verbreitete diese Woche viel Zuversicht. Allein nach Mallorca will die Lufthansa-Tochter im Sommer "bis zu 380 Flüge pro Woche" durchführen, berichtete Bischof vor Medienvertretern. "Die Indizien für ein gutes Jahr verdichten sich."

Die "Zehntausenden Buchungseingänge", die Eurowings derzeit für Ferienziele in ihren Systemen registriert, verschleiern ein Problem, das Airlinemanagern derzeit schwer im Magen liegt: Geschäftsreisen stagnieren weiter auf Krisennivau, Airlines fehlt das ertragsreichste Segment in der Gleichung.

"Wir sind noch im Home Office - und die Kunden sind es auch", beruhigte Bischof. In den USA, der Triebfeder der weltweiten Airlineerholung, werden Airlinechefs unterdessen zusehens nervös.

Die kurzfristige Entwicklung des Geschäftsreiseverkehrs sei weiterhin "schwer absehbar", sagte United-Vertriebschef Andrew Nocella Ende Januar. "Die Buchungskurven zeigen in Hinblick auf die nächsten drei bis vier Monate keinen eindeutigen Trend. Wir brauchen hier einfach noch etwas Geduld."

Der US-Airlineverband A4A kennt Zahlen. Während private Buchungen und Frachtraten in die Höhe schnellen, verharren die wöchentlichen Buchungseingänge im Geschäftsreisesegement nach Angaben des Verbands "63 Prozent unter Vorkrisenwerten".

Southwest Airlines stellt sich auf eine längere Durststrecke ein - und rechnet nicht mehr mit einer zeitnahen Rückkehr der "Road Warrior". Die Airline werde "wesentlich stärker auf Verbrauchernachfrage angewiesen sein als früher", gab Southwest Airlines-Chef Gary Kelly in seinen letzten Amtstagen im Januar seinem Nachfolger Bob Jordan mit auf den Weg.

"Geschäftsreisen wurden auch vor der Krise oft kurzfristig gebucht, Omikron spielt gerade sicher eine Rolle", sagte ein Lufthansa-Manager aero.de am Donnerstag einen "Ketchupflascheneffekt" voraus. "Die Kunden warten ab, welche Messen und Kongresse 2022 physisch stattfinden."

Lufthansa verzeichnete im Vorfeld der Wiederöffnung der USA im November eine Buchungswelle von Geschäftsreisenden auf der Langstrecke. Ob das ein Strohfeuer oder der Startschuss einer dauerhaften Trendumkehr war, ist noch nicht klar.

"Der Geschäftsreiseverkehr ist schneller und stärker zurückgekehrt als erwartet", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Lufthansa rechnete zuletzt nur noch mit einem dauerhaften Rückgang des Segments von zehn Prozent, vielleicht auch nur im einstelligen Prozentbereich.

Tod des Handlungsreisenden?

Viele Großkunden haben in der Krise allerdings entdeckt, dass Konferenzen im virtuellen Raum ebenfalls funktionieren - das spart nicht nur Kosten, sondern hilft auch im nächsten Umweltbericht.

In einer PwC-Umfrage unter 150 größeren Firmen gaben 61 Prozent der Teilnahmer an, Dienstreisen im Inland in den kommenden fünf Jahren "weitgehend" durch digitale Formate ersetzen zu wollen. In Hinblick auf Auslandsreisen erwarteten das immerhin 47 Prozent der Befragten.

Für 2022 gehen zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen von durchschnittlich 36 Prozent weniger Reisen im Vergleich zu 2019 aus. Lediglich 28 Prozent erwarten eine vollständige Erholung, 7 Prozent rechnen sogar mit mit mehr Reiseaufkommen als vor der Krise.

Der Corona-Knick ist dabei nur einer von mehreren Faktoren. Die "Neue Zürcher Zeitung" postulierte kürzlich den "Tod eines Lifestyles": die Aussicht auf viel Zeit in Lounge und Luft schrecke Talente beim Generationenwechsel in den Konzernen eher ab.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 04.02.2022 11:15

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Beitrag vom 05.02.2022 - 11:12 Uhr
Ich komme gerade von einer Medizinmesse in Dubai und war im letzten Jahr beruflich in Kenia, meine wichtigsten Märkte (China, Japan, Südkorea) erlauben entweder keine Einreise, oder nur mit unmöglichen Quarantänevorschriften. Reisen ist im Moment auch kein Spass, da die Anforderungen einfach zu oft geändert werden (Offiziell wollen die UAE einen PCR-Test der maximal 72 Stunden alt sein darf, beim Hochladen der Dokumente verlangte BA aber auf einmal einen maximal 48 Stunden alten PCR-Test). Zudem wurden wir bei der Ankunft nochmals alle einem PCR-Test unterzogen. Bei uns in der Firma könnten wir reisen (ich bin geboostered und habe keine Angst zu erkranken, da schon zu oft mit Positiven in Kontakt gekommen und noch nie erkrankt), aber die Einreisebestimmungen machen es unmöglich. Zudem schliesse ich jedesmal eine spezifische Coronakrankenversicherung ab, die Behandlungen bis 1 Mio € vor Ort übernimmt). USA ist dagegen einfach, war im November in NYC und das war absolut problemlos.

Mich wundert es auch nicht, dass der Geschaeftsverkehr aktuell nicht anzieht. Die Firmen haben immer noch viel zu viel Respekt aktuell die Mitarbeiter aktiv auf Reise (Langstrecke) zu senden. Warum?
Ich erlebe auf der einen Seite, dass es Mitarbeiter gibt die nicht wollen/Angst haben/Corona als Ausrede gegen eine Dientreise verwenden und auf der anderen Seite Mitarbeiter, die wieder raus wollen und Kunden treffen wollen.
Fuer die Firma ist es dann einfacher zu sagen, bleibt zu Hause, Online geht ja auch, als sich fuer das freiwillige Reisen zu entscheiden, da hier naemlich die Probleme aufkommen - was ist wann/wie/wo freiwillig.
Wie schon von cosmoB geschrieben, geht es halt auch nicht in viele Laendern, bzw. ist so kompliziert, dass der Aufwand sich nicht lohnt (vorallem Asien). Amerika ist recht easy, egal wo.
Aus meiner Sicht ist das kontraproduktiv, da man die Willigen hindert.

Da hätten Sie bzgl. der Einreise nach Dubai einfach die Vorschriften genau lesen müssen.. Aus der EU darf der Test 72h alt sein. Fliegen sie über London mit BA, kommen Sie nicht mehr aus der EU, dann gelten eben 48h für UK. Das ist nicht arbiträr, es war wohl eher ein Denkfehler ihrerseits..

Beitrag vom 04.02.2022 - 21:45 Uhr
Im Geschäftsreiseverkehr wird das Vor-Corona-Niveau wohl nicht wieder erreicht. Dazu funktionieren virtuelle Meetings zu gut.
Ich glaube, vielfach wird es auf sowas wie jedes zweite Treffen virtuell herauslaufen.
Für die traditionellen Fluglinien ist das ein Riesenproblem, da die Geschäftskunden das meiste Geld bringen.
Beitrag vom 04.02.2022 - 13:04 Uhr
Ich denke ein Teil der Firmen wird es auch nicht wollen, um mögliche Ausfälle zu verhinden. Es wird wieder kommen, aber sicherlich auf einem niedrigeren Niveau.


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