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Das Ende von Sofia ist besiegelt

Boeing 747SP SOFIA
Boeing 747SP SOFIA, © Lufthansa Technik

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HAMBURG - Das fliegende Teleskop SOFIA stand schon mehrmals aus Kostengründen vor dem Aus, doch immer wieder wurden die nötigen Gelder am Ende genehmigt. Die NASA und das DLR haben jetzt  beschlossen, den Flugbetrieb mit der modifizierten Boeing 747SP im September 2022 einzustellen.

Nun ist es aber soweit: Die modifizierte Boeing 747SP, eines der letzten fliegenden Exemplare, beendet nach acht Jahren ihre Mission. Das teilten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die US-Raumfahrtbehörde NASA, die das Flugzeug gemeinsam betreiben, am Donnerstag mit.

"Diese Entscheidung beruht auf einer Empfehlung des Decadal Survey der National Academy of Sciences, Engineering and Medicine, in der die Prioritäten für die langfristige Ausrichtung der astronomischen Forschung in den USA erarbeitet werden. Diese Empfehlungen haben für die NASA eine hohe Verbindlichkeit", so Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.

Einer der Kritikpunkte des "Decadal Survey" sind die jährlichen Betriebskosten von rund 86 Millionen US-Dollar, die nach Ansicht der Nationalen Akademie nicht im Verhältnis zur wissenschaftlichen Produktivität von SOFIA stehen.

"SOFIA ist weltweit einzigartig und war mit Beginn des Regelbetriebs im Jahr 2014 mit insgesamt rund 800 Flügen für die Wissenschaft erfolgreich im Einsatz. Die Teams auf beiden Seiten des Atlantiks haben hervorragende Arbeit geleistet", sagte Pelzer.

Der NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen will auf die deutsch-amerikanische Kooperation aufbauen: "In einem gemeinsamen Workshop im Sommer wollen wir mit dem DLR neue Projekte in wissenschaftlichen Zukunftsfeldern erarbeiten."

Die zu einem Observatorium für Infrarot-Astronomie umgebaute Boeing 747SP hat nach Angaben des DLR 2019 ihre fünfjährige Haupt-Mission abgeschlossen, sie wurde um weitere drei Jahre bis 2022 verlängert. Deutschland lieferte das weltweit einzigartige 2,7-Meter Teleskop, das in den Rumpf von SOFIA eingebaut ist, und beteiligt sich mit 20 Prozent an den Betriebskosten.

Dafür erhalten Wissenschaftlergruppen aus Deutschland jährlich rund 30 Wissenschaftsflüge mit dem Spezialflugzeug. Die NASA hatte den gebrauchten Passagier-Jumbo 1997 gekauft und für den Einbau des Teleskops entsprechend umgebaut. Die US-Raumfahrtbehörde führt zudem den Betrieb des Flugzeugs von seinem Heimat-Airport Palmdale in Kalifornien aus.

Wichtige Instrumente aus Deutschland

Seit Beginn des Regelbetriebs 2014 hat SOFIA jährlich rund 100 wissenschaftliche Flüge absolviert. Dabei wurden astronomische Objekte vor allem in unserer Milchstraße beobachtet. SOFIA ist auf Beobachtungen im fernen Infrarot spezialisiert und lieferte insbesondere Beiträge zu Fragestellungen der Astro-Chemie und Astro-Physik.

Das erste Molekül - Helium Hydrid -, das im Universum vor knapp 14 Milliarden Jahren entstand, wurde von SOFIA 2019 erstmals astrophysikalisch nachgewiesen. Der Nachweis gelang mit dem Instrument GREAT, einer Entwicklung des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, der Universität zu Köln und des Berliner DLR-Instituts für Optosysteme.

Außerdem erforschte SOFIA, wie sich Galaxien entwickeln und wie Sterne und Planetensysteme aus interstellaren Molekül- und Staubwolken entstehen. Möglich wurde dies durch das in Deutschland entwickelte und gefertigte Spezial-Teleskop mit einem Durchmesser von 2,7 Metern und einem Gewicht von 17 Tonnen.

SOFIA kann sechs verschiedene wissenschaftliche Instrumente nutzen, von denen drei aus Deutschland stammen - zwei Instrumente für das Fern-Infrarot und ein optisches Instrument.

Regelmäßige Wartungsaufenthalte in Hamburg

Die meisten Beobachtungsflüge führt die 45 Jahre alte Boeing 747SP von Palmdale aus durch. Sie hob aber immer wieder auch andernorts zu Forschungsmissionen ab, zuletzt im März 2022 in Chile, im März 2021 in Köln und im September 2019 in Stuttgart.

Für Beobachtungen von astronomischen Objekten am Süd-Himmel wurde SOFIA regelmäßig von Christchurch in Neuseeland aus betrieben. Zur Wartung kam sie immer wieder nach Hamburg zu Lufthansa Technik.

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie wurde von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Die Entwicklung der deutschen Instrumente wurde finanziert mit Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des DLR.

Der wissenschaftliche Betrieb wurde auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA-Institut (DSI) der Universität Stuttgart koordiniert, auf amerikanischer Seite von der Universities Space Research Association (USRA).
© FLUG REVUE - KS | Abb.: Lufthansa Technik, Nasa | 29.04.2022 06:32


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