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Mehr als 50 Jahre hat Boeing in Everett 747 gebaut. Neben den Serienversionen von der 747-100 bis zur 747-8 stellte das Programm die Basis für Spezialversionen wie die 747SP oder den Werkstransporter 747LCF "Dreamlifter" für die 787-Logistik.
Nach Informationen der "Aviation Week" laufen in Everett inzwischen die Arbeiten an der letzten 747-8F: Boeing hat Ende Mai eine Tragfläche der LN1574 in die Endmontagelinie übernommen.
Das Flugzeug wird Ende 2022 an Atlas Air ausgeliefert. Die US-Frachtairline erhält die letzten vier 747-8F, das erste Flugzeug des Schlussquartetts hat Atlas Air gerade übernommen. Die finalen zwei 747-8F wird Atlas Air zunächst im Vollcharter für den Schweizer Logistikkonzern Kühne+Nagel betreiben.
Geht die ruhmreiche 747-Story Ende 2022 sang- und klanglos mit schöden Frachterauslieferungen zu Ende? Nicht ganz. Boeing baut aktuell zwei 747-8 zur nächsten Air-Force-One-Generation um. Die Basis stellen zwei eingelagerte 747-8 aus einem Auftrag der insolventen russischen Airline Transaero.
Boeing hatte die neuen Präsidentenmaschinen zunächst für Ende 2021, später für Ende 2024 in Aussicht gestellt. Inzwischen rechnet der Konzern laut Kreisen nicht vor 2026 mit einer Fertigstellung - Boeing hat im ersten Quartal eine Rückstellung über 660 Millionen Euro auf das Projekt gebucht.
Neues "Doomsday Plane"
Die US Air Force hat für die 747-8 eventuell noch eine weitere Stelle offen. Die US-Regierung sucht geeignete Vierstrahler für eine Umrüstung zu fliegenden Nuklear-Kommandoständen. Die Rolle des "Doomsday Plane" wird derzeit von vier E-4B Nightwatch auf Basis der 747-200 besetzt.
Die E-4B stammen noch aus den 1970er Jahren und werden unter anderem für Auslandsreisen des US-Verteidigungsministers eingesetzt.
Per Luftbetankung kann eine E-4B bis zu 72 Stunden am Stück fliegen - Kosten pro Flugstunde: extreme 147.000 US-Dollar. Die Air Force veranschlagt für 2023 allein 196 Millionen US-Dollar Wartungsbudget für die vier E-4B - ein formelles Projekt zur Nachbesetzung der Flotte soll noch in diesem Jahr starten. Die Air Force ist spät dran.
Als die Debatte um eine Nachfolge begann, "war die 747-Linie noch aktiv", sagte Luftfahrtanalyst Richard Aboulafia "Politico". "Jetzt gibt es ein Problem. Es ist wahrscheinlich zu spät, eine Bestellung aufzugeben." In den Vereinigten Staaten wird daher eine mögliche Beschaffung gebrauchter 747-8 für den Umbau zur nächsten Nightwatch-Generation diskutiert.
© aero.de | Abb.: Boeing | 03.06.2022 09:45
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