Neuwahlen in Italien
Älter als 7 Tage

Wie sich Lufthansa bei der ITA-Übernahme absichert

ITA Airbus A350-900
ITA Airbus A350-900, © ITA Airbus A350-900

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ROM - Italien will den ITA-Verkauf noch vor Neuwahlen einfädeln. Lufthansa und MSC und das konkurrierende Bündnis aus Air France-KLM, Delta und Certares haben am Montag ihre finalen Angebote eingereicht. Die Bieter sichern sich mit einer Vertragsstrafe gegen latente politische Restrisiken ab.

Giorgia Meloni hat gute Karten, Mario Draghi als nächste Regierungschefin Italiens abzulösen. Melonis postfaschistische Partei Fratelli d‘Italia liegt in Umfragen vor den vorgezogenen Parlamentswahlen am 25. September vorn - und hegt Vorbehalte gegen die ITA-Privatisierung.

Das Verfahren zieht sich seit Monaten in die Länge, jetzt soll es schnell gehen: Lufthansa und MSC und das Konsortium aus Air France-KLM, Delta und Certares haben nach Informationen der Zeitung "Corriere della Sera" am Montagnachmittag ihre finalen Übernahmeofferten im Finanzministerium hinterlegt.

Lufthansa und MSC bieten laut Kreisen 850 Millionen Euro für 80 Prozent an ITA - pochen aber auf unternehmerische Handlungsfreiheit nach der Übernahme. Das Certares-Lager will nur 60 Prozent von ITA für 650 Millionen Euro übernehmen und Italien dauerhaft mehr Mitsprache im Verwaltungsrat zugestehen.

Italienische Gewerkschaften sprachen sich zuletzt für einen Zuschlag an MSC und Lufthansa aus. "ITA schafft es alleine nicht, die Lösung mit MSC und Lufthansa ist wirtschaftlich eine gute", sagte Fabrizio Cuscito von der CGIL. Auch innerhalb der Nochregierung Draghi soll es eine Tendenz pro Lufthansa und MSC geben.

"Es ist nicht mein Ansinnen, diese Entscheidung der nächsten Regierung zu überlassen", stellte Draghi mit Blick auf die ITA-Privatisierung klar. Lufthansa-Chef Carsten Spohr forderte zuletzt ebenfalls mehr Tempo. "Wir können nicht ewig zuschauen, wie sich der Prozess in die Länge zieht, weil das ITA schädigt", sagte Spohr zu Monatsanfang in Frankfurt.

Fratelli d‘Italia-Vize Fabio Rampelli deutete das zu einem Einschüchterungsversuch um. "Wir stehen nicht unter Herrschaft des Deutschen Reiches", holte Rampelli im italienischen Wahlkampfsommer zum Tiefschlag in Richtung Lufthansa aus.

85 Millionen Euro Vertragsstrafe

An einer ITA-Privatisierung führt zwar auch für eine neue Regierung kein Weg vorbei - Italien sitzt die EU-Kommission im Nacken: ITA soll bloß nicht wie die Vorgängerin Alitalia an den Dauertropf des italienischen Steuerzahlers gelegt werden. Ein Rechtsbündnis könnte jedoch auf eine stärkere Rolle des Staats bestehen.

Lufthansa und MSC wollen die Übernahme gegen böse Überraschungen nach der Wahl bewehren. Falls eine neue Regierung einen Deal vor dem erwarteten Closing im Dezember wieder aufschnürt, soll Italien eine Vertragsstrafe zahlen. Laut  "Corriere della Sera" stehen dafür 5 bis 10 Prozent der Übernahmesumme im Raum: 42,5 bis 85 Millionen Euro.
© aero.de | Abb.: Airbus | 23.08.2022 10:30


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