Übernahme geplatzt
Älter als 7 Tage

Lufthansa zieht bei ITA den Kürzeren

ITA Airbus A350-900
ITA Airbus A350-900, © Airbus

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ROM - Monatelang galten die Lufthansa und deren Partner MSC als Favoriten für die Übernahme der Fluggesellschaft ITA Airways. Nun entschied sich die Regierung in Rom zunächst gegen das Duo und für einen US-Fonds mit Air France-KLM und Delta im Rücken. Endgültig gescheitert scheinen die Deutschen noch nicht.

Überraschung im Übernahmepoker für die Fluggesellschaft ITA Airways und Niederlage für die Lufthansa: Nach monatelangem Warten hat das italienische Finanzministerium einen US-Fonds und nicht den deutschen Konzern und dessen Partner, die Reederei MSC, für exklusive Verkaufsverhandlungen ausgewählt.

Der Finanzinvestor Certares, der mit den Lufthansa-Rivalen Delta und Air France-KLM zusammenarbeitet, hatte ebenfalls ein Angebot eingereicht. Bis zuletzt galt die MSC-Lufthansa-Offerte als Favorit.

Das Finanzministerium als Ita-Eigner verkündete am Mittwoch, dass die Offerte von Certares mehr den Anforderungen entspreche, die die Regierung im Februar für eine Übernahme des Nachfolgers der Traditionsgesellschaft Alitalia formuliert hatte.

Nach den Verhandlungen mit Certares werden verbindliche Verkaufsverträge aber nur unterschrieben, wenn der Staat mit den Details zufrieden ist, wie es in der Mitteilung hieß. Das bedeutet, dass ein Deal noch nicht endgültig ist und damit möglicherweise auch die Lufthansa und MSC noch Chancen haben.

Man nehme die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis, sagte ein Lufthansa-Sprecher. "Wir glauben aber weiterhin, dass unser Angebot die bessere Perspektive für die Ita geboten hätte." Die italienische Regierung habe sich nun für einen Weg entschieden, der mehr staatlichen Einfluss auf Ita bedeuten könne.

Die Container- und Kreuzfahrtreederei MSC sowie die Lufthansa wollten 80 Prozent der Anteile an ITA für rund 850 Millionen Euro übernehmen. Certares gab ein Angebot für rund 55 Prozent der Anteile ab.

Dafür werden dem Staat offensichtlich mehr Mitspracherechte eingeräumt: Zwei von fünf Vorstandsposten etwa sollten an das Finanzministerium gehen, das zudem ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen habe, wie italienischen Medien berichteten.

Unklar ist, inwieweit die Aussicht auf eine rechte Regierung in Rom Einfluss auf die Entscheidung hatte. Giorgia Meloni von der rechtsextremen und nationalistischen Partei Fratelli d'Italia, die Umfragen zufolge beste Chancen hat, nach der Wahl am 25. September Ministerpräsidentin zu werden, hatte angedeutet, dass sie einen fast vollständigen Verkauf der ITA an ausländische Unternehmen kritisch sieht.

Lufthansa baut weiter auf Italien

Medienberichten zufolge zeigten sich die Lufthansa und MSC in den vergangenen Monaten vergleichsweise hartleibig. Die geplante Übernahme von 80 Prozent hätte das staatliche Mitspracherecht deutlich gemindert und faktisch eine Privatisierung bedeutet. Mit dem Vertragsstrafen wollte man sich zudem gegen Überraschungen im weiteren Verkaufsprozess schützen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat immer wieder die Bedeutung des italienischen Marktes betont, in dem sein Konzern längst eine wichtige Rolle spielt. Neben der Air Dolomiti werden viele italienische Passagiere für Fernflüge über die Lufthansa-Drehkreuze München, Zürich und Frankfurt geleitet. Italien ist der zweitwichtigste Auslandsmarkt für den Lufthansa-Konzern nach den USA.

Die Lufthansa hat bewiesen, dass sie ehemalige Staatsgesellschaften in ihr Multi-Drehkreuz-System integrieren kann: Die Swiss ist längst zur Ertragsperle unter den diversen Lufthansa-Töchtern geworden. Auch Austrian und die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines wurden nicht einfach eingestampft. Unter anderem hatte Spohr damit geworben, Rom als ITA-Drehkreuz zu erhalten.

Die Lufthansa werde nach dem Dämpfer nun die eigenen Aktivitäten auf dem italienischen Markt intensivieren, sagte der Sprecher.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 31.08.2022 10:40

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Beitrag vom 02.09.2022 - 00:34 Uhr

Btw.
Das was Sie schreiben (Air Dolomiti ausbauen und PAXe vor allem aus dem wirtschaftlich starken Norden gewinnen) wäre doch ein Weg der Langstrecke der AUSTRIAN aus Wien 'auf die Beine zu helfen'.

Zu kleines Langstreckennetz!

Aber das kann man doch ausbauen. Wien hat die Kapazitäten, gerade jetzt wo das renovierte Terminal wieder in Betrieb ist.

Im Streit um die PAXe für die Ost- Europa - Strecken hat OS gegen die LCC sowieso keine Chance.
Beitrag vom 01.09.2022 - 12:17 Uhr
> Der Anfang vom Ende der neu gegründeten ITA wurde eingeleitet.
> Das wird den italienischen Steuerzahler wieder eine Menge Geld kosten, denn Wege der Finanzierung an der EU vorbei werden schon gefunden.
> Dafür ist der Weg frei für die LH, sich eigenständig in Italien zu etablieren, wenn sie denn auch wollen.

Ist der Weg wirklich frei? Gibts denn freie Slots in den diversen Metropolflughäfen?

Slots ist das eine, man kann auch größere Flieger nehmen!
17 Stück fliegen doch schon für Air Dolomiti, Embraer 195 mit 120 Sitzen.


Ja klar, aber wenn man ein Konkurrenzangebot aufziehen will, dann hieße das auch Langstrecke und Drehkreuzbetrieb. Also da bräuchte es schon nicht wenige Slots.

Sie sollten wissen das ich auch mit SA den FSC angreifen kann, indem ich die Feeder attackiere bzw. Pax über die eigenen Hubs leite.
Nehmen sie Mailand.
Von Linate sind sie in etwa genauso schnell in MUC wie in Rom.
In MUC haben sie das bessere Terminal, mehr Ziele, etc.

Bergamo, Verona, Genua, Turin, Mailand, Florenz, Bologna nach MUC, FRA, Vienna, Zürich, mit guten Verbindungen von Air Dolomiti, dazu die Feeder der Mainline aus Rom.
Günstig mit E-Jets, dann wird es schwer für die ITA.

Das die LH Langstrecke aus Italien fliegt kann man vergessen, aber sie kann Air Dolomiti ausbauen und so den Verkehr abziehen.
Und sich dabei auf die wirtschaftlichen Zentren im Norden konzentrieren, während ITA aus politischen Gründen ja doch wieder flächendeckend auch in Süditalien agieren muss.

Wenn es so einfach ist, dann frage ich mich warum LH sich (in diesen unsicheren Zeiten) überhaupt ITA ins Haus holen wollte.

Btw.
Das was Sie schreiben (Air Dolomiti ausbauen und PAXe vor allem aus dem wirtschaftlich starken Norden gewinnen) wäre doch ein Weg der Langstrecke der AUSTRIAN aus Wien 'auf die Beine zu helfen'.

Zu kleines Langstreckennetz!
Beitrag vom 01.09.2022 - 11:39 Uhr
Man kann davon ausgehen, dass der LH-Konzern sich diese Gedanken auch gemacht hat. Und dabei kam dann das Angebot mit MSC heraus, das man im Grundsatz nicht mehr verändern wollte, weil es nur so einen wirtschaftlichen Sinn gehabt hätte.

Mit Sicherheit hat der italienische Staat LH/MSC dazu aufgefordert, mehr staatlichen Einfluss zuzulassen, wozu man aus gutem Grund nicht bereit war. Die zweite Alternative mit dem bestehenden System war dann wohl wirtschaftlich tragfähiger oder weniger risikobehaftet, auch wenn man jetzt (wieder) auf einigen Umsatz verzichtet.


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