Boom Overture
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Rolls-Royce steigt aus Überschallprojekt aus

Boom Overture
Boom Overture, © Boom Supersonic

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DERBY - Das US-Startup Boom träumt vom Comeback der Überschall-Airliner. Seinen eigenen Entwurf Overture hat Boom vor Kurzem neugestaltet. Sieht gut aus, nur: Wer die Triebwerke für den Jet bauen soll, weiß aktuell noch niemand. Rolls-Royce macht es schon mal nicht. Der Zeitplan ist damit kaum noch zu halten.

Realistische Vision oder Luftnummer? Ob die Boom Overture jemals als echtes Flugzeug in die Luft steigen wird, an dieser Frage scheiden sich nicht erst seit gestern die Geister.

Boom selbst, ein Startup aus Denver (Colorado), wirbt mit schönen Bildern und jeder Menge PR offensiv für seinen Überschall-Jet. Nostalgiker fühlen sich an die Ära der legendären Concorde erinnert, das Thema Überschallflug fasziniert noch immer.

Zugleich werfen Kritiker die - berechtigte - Frage auf, wie diese Faszination in Zukunft mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit korrespondieren soll.

Und die potenziellen Kunden? Die sind noch unschlüssig. Zumindest einige von ihnen wollen im Falle des Falles aber nicht im Hintertreffen stehen: Schwergewichte wie United und American zeichneten bereits Overture-Optionen, Japan Airlines ist seit Jahren gar als Investor mit im Boot.

Für Boom sind solche Meldungen zweifelsohne ein Erfolg - doch ob er von Substanz sein wird, das muss sich erst noch zeigen.

Die ungelöste Triebwerksfrage

Diese Frage wird nämlich nicht an der PR-Front entschieden, sondern anderswo. Bei den technischen Voraussetzungen beispielsweise. Und hier klafft seit dem Startschuss für das Projekt in einem entscheidenden Bereich eine eklatante Lücke: Bis heute ist nicht klar, welches Triebwerk einmal in der Overture zum Einsatz kommen soll.

Zwar versucht Boom Jahr für Jahr aufs Neue zu beschwichtigen, dass man sich mehrere mögliche Optionen ansehe - allein, etwas substanziell Verwertbares scheint dabei bislang nicht herausgekommen zu sein.

Aufgrund der vorgegebenen Parameter - die Overture soll ohne Nachbrenner fliegen, trotzdem Mach 1,7 erreichen und 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoff verbrennen - scheint klar, dass eine bereits existierende Lösung nicht infrage kommt. Doch was soll dann in gleich vierfacher Ausführung den Weg unter die Overture-Tragflächen finden?

"Keine Priorität" für Rolls-Royce

Daran arbeitete sich Boom seit zwei Jahren gemeinsam mit Rolls-Royce ab. Die beiden Unternehmen vereinbarten im Sommer 2020, gemeinsam nach einem möglichen Antrieb für die Overture zu suchen. Doch der britische Triebwerkshersteller hat nun offenbar das Interesse verloren.

Zumindest wird sich Rolls-Royce nach eigener Aussage künftig nicht weiter an der Triebwerksentwicklung für die Overture beteiligen.

In einer Standardantwort, die das Unternehmen derzeit auf Nachfrage an Medienvertreter versendet, heißt es: "Nach reiflicher Überlegung ist Rolls-Royce zu dem Schluss gekommen, dass der Markt für Überschalltriebwerke für die kommerzielle Luftfahrt derzeit keine Priorität für uns hat und wir daher die Arbeit an diesem Programm derzeit nicht weiter verfolgen werden. Es war ein Vergnügen, mit dem Boom-Team zusammenzuarbeiten, und wir wünschen ihm viel Erfolg für die Zukunft."

Immerhin: Im Rahmen des 2020 geschlossenen Kontrakts habe Rolls-Royce "verschiedene technische Studien für das Überschallprogramm Overture" geliefert.

Zeitplan kaum zu halten

Dennoch dürfte der Ausstieg der Briten für Boom einen empfindlichen Rückschlag bedeuten - und das gesamte Projekt noch mehr in Zweifel ziehen. Zumindest der - bereits zuvor sehr ehrgeizige - Zeitplan, wonach die erste Overture 2026 zum Jungfernflug abheben sollte, dürfte endgültig Makulatur sein.

Bislang hat Boom noch nicht einmal den Technologieträger XB-1 in die Luft gebracht, der bereits im Herbst 2020 sein Roll-out absolvierte. Und das, obwohl dieser auch "Baby Boom" genannte Jet mit drei Turbojet-Strahltriebwerken des Typs General Electric J85-21 ausgestattet ist, deren Technik Jahrzehnte alt ist und die problemlos verfügbar sind - allerdings so ziemlich das Gegenteil von "Nachhaltigkeit" verkörpern.
© dpa-AFX | Abb.: Boom Supersonic | 11.09.2022 18:07

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Beitrag vom 12.09.2022 - 09:20 Uhr
Hhhhmmm, ich denke mal, das Ding wird sich im MSFS 2020 vielleicht wieder finden, aber niemals in Realität.
Beitrag vom 11.09.2022 - 23:13 Uhr
Overture hat vor 2 Jahren einen medial perfekt inszenierten Rollout ihres Demonstatrors XB-1 veröffentlicht. Das Ding ist bis heute nicht einmal geflogen.
Overture kündigt 2022 eine "Superfactory" an und verspricht deren Fertigstellung UND den Erstflug des noch zu entwickelnden (neuerdings) Vierstrahlers bis 2026 - 4 Jahre für die neue Fabrik, Flugzeugentwicklung und Produktion.
In einer Zeit, in der Airbus und Boeing 5-8 Jahre für einen sinnvollen Facelift einer bestehenden Maschine in bereits existierenden Flugzeugwerken mit bestehendem Supplier-Netzwerk benötigen.

Gegen die Overture Ankündigungen lesen sich Elon Musks Pläne zur Marsbesiedlung wie die kleinkarierte Ausgeburt eines Bedenkenträgers schlechthin...

Man kann über diesen Flieger nur den Kopf schütteln. Ich hoffe er wird nie Realität.

Ich denke, diese Gefahr besteht nicht.
Diese Abkündigung von RR dürfte der finale Sargnagel für dieses Projekt sein.

Dieser Beitrag wurde am 11.09.2022 23:23 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.09.2022 - 22:24 Uhr
Man kann über diesen Flieger nur den Kopf schütteln. Ich hoffe er wird nie Realität.


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