Pilotenstreik
Älter als 7 Tage

Eurowings will Angebot nicht nachbessern

Eurowings Airbus A320neo
Eurowings Airbus A320neo, © Eurowings

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KÖLN - Im Arbeitskampf bei Eurowings hat die Pilotengewerkschaft Cockpit ihre Gangart verschärft und am Montag einen dreitägigen Streik begonnen. Nach Angaben der Lufthansa-Tochter fielen zum Wochenauftakt 240 von 488 Flügen aus. Finanzchef Kai Duve machte seinem Ärger am Köln/Bonner Flughafen Luft.

Duve und warf der Gewerkschaft vor, "Maß und Mitte" verloren zu haben. Eurowings sei mit einem unlängst vorgelegten Angebot an der Grenze des wirtschaftlich Machbaren angekommen. Jeder Streiktag koste die Firma einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Das gefährde Arbeitsplätze.

In der Tarifauseinandersetzung will Cockpit die Arbeitsbelastung der Piloten deutlich reduzieren. So fordert die Gewerkschaft 14 zusätzliche freie Tage im Jahr. Eurowings bietet 10. Bei den geforderten fünf Arbeitsstunden, die die Piloten laut Gewerkschaftsforderung pro Woche weniger arbeiten sollen, habe man drei Stunden geboten, sagte Finanz-Geschäftsführer Duve.

Es geht Firmenangaben zufolge um die maximale und nur in Ausnahmefällen abverlangte Wochenarbeitszeit, etwa während der Sommerferien. Derzeit sind es 55 Stunden.

Man sei der Gewerkschaft schon wesentlich entgegengekommen, sagte Duve. "Ich weiß nicht, warum das nicht verhandlungsfähig sein soll - da fehlt mir wirklich jedes Verständnis für." Er forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir müssen jetzt sprechen, bis dahin wird es kein neues Angebot geben."

Die meisten Flüge, rund 100, wurden am Montag am Düsseldorfer Flughafen abgesagt. Auch in Köln/Bonn, Stuttgart, Hamburg und Berlin gab es zahlreiche Ausfälle. Insgesamt waren Firmenangaben zufolge rund 17.000 Passagiere von dem Streik betroffen. Die Firma versucht, weitere Kapazitäten einzusetzen, sowohl mit eigenen Piloten als auch mit Piloten von Partnerfirmen. "Wir sehen eine zunehmende Zahl an Piloten, die sich bei uns melden und mitfliegen wollen", sagte Duve.

Am Köln/Bonner Airport ging der Manager demonstrativ zu einer Gruppe von Fluggästen, deren Reiseplanung durch den Streik beeinträchtigt war. "Es tut mir aufrichtig leid", sagte der Eurowings-Finanzchef. Die wartenden Gäste nickten oder sahen eher betreten zur Seite.

Aus der Ferne bekam das Eurowings-Management Unterstützung von der Konzernmutter Lufthansa. Deren Chef Carsten Spohr sagte der dpa, dass die Zukunft der Eurowings gefährden würde, sollte die Geschäftsführung auf die Forderungen von Cockpit eingehen. "Die Lufthansa-Gruppe bietet die besten Bedingungen für Mitarbeiter in Europa." Das werde wir man auch in Zukunft tun, "denn wir wollen die Besten zu uns holen". Zum Schluss werde "die Vernunft siegen".

Cockpit hatte schon am 6. Oktober einen eintägigen Streik organisiert, auch damals waren die Auswirkungen auf den Flugbetrieb groß. Der Streikaufruf für den Zeitraum Montag bis einschließlich Mittwoch galt erneut lediglich für die deutsche Teilgesellschaft der Eurowings, nicht aber für die in Österreich lizensierte Eurowings Europe und auch nicht für die Eurowings Discover.

Nach Darstellung der Gewerkschaft ist es sehr wichtig, dass die Arbeitsbelastung der Beschäftigten im Cockpit reduziert wird. Die maximalen Flugdienstzeiten müssten begrenzt und Ruhezeiten verlängert werden. Das jüngste Angebot der Geschäftsführung hatte die Gewerkschaft als unzureichend und nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen. Der Arbeitgeber betreibe "Augenwischerei", sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Weitere Ausfälle am Dienstag

Die von der Vereinigung Cockpit geforderten Nachbesserungen sind nach den Äußerungen von Eurowings-Manager Duve und Lufthansa-Chef Spohr aber weiter nicht in Sicht. Ein Eurowings-Sprecher sagte am Montagnachmittag, dass am Dienstag erneut etwa die Hälfte der Eurowings-Flüge abgesagt werden müsse. "Wir erwarten ein ähnliches Bild wie am Montag."

Auf den Anzeigentafeln der großen deutschen Flughäfen wird wohl noch bis Mittwoch besonders oft zu lesen sein: "cancelled" - gestrichen.
© dpa-AFX | Abb.: Verdi | 17.10.2022 14:26

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Beitrag vom 18.10.2022 - 17:08 Uhr
"Problem" ist hier doch ganz grundlegend, dass die hart gescholtenen Betriebswirte in der Chefetage pro Woche mindestens 60 Stunden abreißen - inklusive Wochenenden und Ferien (Vorlagen lesen, Vorschläge erarbeiten, Analysen fahren etc.). Das nicht nur auf Vorstandsebene sondern ab 2 Ebenen drunter. Die Leute verdienen weniger als ein EW Kapitän, arbeiten aber mehr Stunden und sitzen an den Entscheidungshebeln / führen die Verhandlungen. Von der Seite muss man kein Verständnis erwarten - eher im Gegenteil. Hier wird immer so getan als würden die Piloten ausgebeutet und das Management macht sich nen Lenz und ist der "böse". In der Realität kann man das Management zwar für böse halten, aber stundenmäßig und arbeitsbelastungs-mäßig stehen die Leute dort auch unter enormem Druck, haben aber keine Interessensvertretung mit einem Druckmittel wie die VC und müssen sich daher selbst darum kümmern wie sie voran kommen. Mitleid oder Verständnis von der Seite ist also kaum zu erwarten. Wenn man mal mit dem Management Bashing aufhören würde und sich wirklich auf Augenhöhe begegnet könnte man vielleicht auch Lösungen finden...
Beitrag vom 18.10.2022 - 06:36 Uhr
Dann soll sich der Kai doch mal nach einem anderen Führungsstil umsehen, wenn er nur noch �rger hat. Frage mich ist sein Gehalt denn in dere Firma tragbar ?
Beitrag vom 18.10.2022 - 05:30 Uhr
Dass die â??goldenen Zeitenâ?? vorbei sind, ist doch nun wirklich jedem bekannt. Mal ganz unabhängig von der Vergütungâ?¦.das, was mittlerweile von den Besatzungen bei EW (und anderswo) geflogen wird, ist je nach Planung schon sehr anstrengend. Hier für eine Entlastung zu kämpfen kann ich voll und ganz nachvollziehen. Die Streikenden sollten sich aber bewusst sein, dass es externe Piloten gibt, die zu den momentan vorherrschenden Bedingungen sofort einsteigen würden. Auch eine Auslagerung von Arbeitsplätzen an andere Flugbetriebe ist möglich. Unabhängig davon ob der Konzern Milliarden-Gewinne macht oder nicht, er ist in seiner unternehmerischen Freiheit zu jedem Abenteuer bereit, hat er in der Vergangenheit ja schon oft genug gezeigt. Also findet gemeinsam eine Lösung, dann ist zumindest für die nächsten 12-24 Monate erstmal wieder Ruhe.


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