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Es ist eine Wunde, die selbst die Zeit kaum heilen kann: Mehr als ein Jahr ist es nun her, dass die riesige Antonow An-225 Mrija bei Kämpfen um den Flughafen Hostomel in ihrem Hangar der Zerstörung anheimfiel.
Und noch immer liegt das gigantische Wrack mehr oder weniger an Ort und Stelle - wenn auch nicht mehr an einem Stück und bereits einiger noch brauchbarer Komponenten entledigt.
Das Dach des Shelters, der die Mrija an ihrem Heimatflughafen beherbergte, ist abgedeckt, durch das freiliegende Metallgerüst wirft der Tag sein Licht auf das verschmorte Elend, das einmal das schwerste Transportflugzeug der Welt war.
Analyse der Zerstörung
Seit Monaten sind Spezialisten von Antonow damit beschäftigt, das Wrack der An-225 zu inspizieren. Ihre Bestandsaufnahme soll Aufschluss darüber geben, welche Teile der Maschine noch intakt sind und für den angedachten Fertigbau einer seit Jahren im Antonow-Hauptwerk Swjatoschyn eingelagerten, unvollendeten Schwestermaschine verwendet werden könnten.
Ob dieses Unterfangen gelingen kann, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls gab der stellvertretende Antonow-Generaldirektor Maxim Sanotski kürzlich Auskunft über den gegenwärtigen Stand der Analyse. Demnach wurden, wie bereits auf Bildern klar ersichtlich ist, die Bugsektion und das Cockpit komplett zerstört - ebenso wie weite Teile der Avionik und weiterer Systeme.
Triebwerksspende für An-124
Auch die drei D-18T-Triebwerke, die unter der Backbord-Tragfläche der Mrija hingen, sind noch voll funktionsfähig. Die Antonow-Mitarbeiter haben sie inzwischen abmontiert. Zwei der drei Turbofans aus dem Hause Lotarjow (Iwtschenko Progress) sind sogar schon wieder in der Luft: Nach Angaben von Antonow-Manager Sanotski verrichten sie nun ihren Dienst an den Flügeln von An-124 Ruslan-Frachtern.
Die Werksfluggesellschaft Antonov Airlines betreibt aktuell ab Leipzig fünf der vierstrahligen Ruslans für weltweite Frachtflüge. Und da die An-124 die kleinere Schwester der An-225 ist, nutzt auch sie das D-18T als Antrieb – weshalb Antonov Airlines schon in der Vergangenheit, als die Mrija noch als Ganzes auf der Erde weilte, die Triebwerke unter den beiden Mustern munter durchgetauscht hat.
So existiert, in Gestalt der Triebwerke, zumindest ein Stück der zerstörten Mrija weiter und verrichtet munter seine Dienste – unabhängig davon, ob es tatsächlich einmal eine zweite An-225 geben wird.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Antonow | 13.04.2023 16:39
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