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Air Baltic setzt voll auf die A220-Karte: 42 A220-300 machen die Airline zum größten Betreiber des Modells in Europa. Triebwerksbedingte Ausfälle treffen Air Baltic ins Mark.
Auf Anfrage von aero.de bestätigt Air Baltic, "dass es anhaltende Probleme in der Lieferkette mit den Pratt & Whitney-Triebwerken der A220-300 gibt". Das Thema hat sich in den vergangenen Wochen verschärft.
"In dieser Woche sind elf Flugzeuge wegen dieser Probleme außer Betrieb", erklärte eine Sprecherin. "Der tägliche Betrieb ist dadurch beeinträchtigt." Im Mai musste Air Baltic im Schnitt noch auf neun A220-300 verzichten. Die Airline versucht die Ausfälle mit A320 im Wetlease zu kompensieren, muss ihrerseits aber Wet-Lease-Verträge erfüllen.
Verengte Wartungsintervalle, technische Probleme und Teilemangel beim PW1500G setzen Airlines weltweit zu. Auch die Lufthansa-Tochter Swiss ist davon betroffen - allerdings nicht mehr ganz so heftig wie noch im Mai, als im Schnitt sechs bis acht A220 ausfielen.
"Derzeit stehen vier A220 von Swiss - von insgesamt 30 - nicht im Einsatz, weil eines oder beide Triebwerke ersetzt werden müssen", sagte ein Swiss-Sprecher aero.de am Montag. "Diese Zahl kann schwanken und ist abhängig von der Versorgungslage. Dazu kommen jeweils nochmals durchschnittlich zwei bis drei Flugzeuge desselben Typs, die sich in der regulären Wartung befinden."
Rückstau in der Wartung
Grund für den "erhöhten Bedarf an Ersatztriebwerken" ist laut Swiss "ein früher als geplant eintretender Überholungsbedarf" einzelner Bauteile. "Diese Überholung nimmt wegen dem anhaltenden Ersatzteilmangel mehr Zeit in Anspruch als üblich - dadurch entsteht ein Rückstau mit den oben ausgeführten Auswirkungen auf den Flugbetrieb."
Swiss federt Ausfälle mit Wet-Lease-Verträgen ab. Die Lufthansa-Tochter spannt Air Baltic und Helvetic Airways in ihr Netz ein. "Wir sind in engem Austausch mit Pratt & Whitney sowie Airbus und setzen uns dafür ein, die betroffenen Flugzeuge möglichst rasch wieder im regulären Betrieb einsetzen zu können", sagte der Sprecher.
Stresstest für Hersteller und Airlines
Die bauähnlichen PW1100G (Airbus A320neo) und PW1900G (Embraer E2) bereiten Betreibern ebenfalls Kopfschmerzen. "Wir sehen mehr Probleme bei den Triebwerken als je zuvor", bestätigte Airbus-Chef Guillaume Faury Anfang Mai den Ernst der Lage. Das gelte "besonders in Hinblick auf den Getriebefan."
Zuletzt stand weltweit rund jede zehnte A320neo und A220 infolge der Triebwerksthematik am Boden.
Pratt & Whitney erklärt die Probleme mit Kinderkrankheiten eines recht jungen Triebwerkstyps und den engen Wartungsintervallen. Die angespannten Lieferketten hätten die Reparaturen zudem verzögert, weil wichtiges Material gefehlt habe. Der Konzern sieht gleichwohl Chancen, den Stau in den Wartungsbetrieben bis Jahresende aufzulösen.
Zudem solle Mitte 2024 die überarbeitete Version GTF Advantage zugelassen werden. Das Getriebefan-Triebwerk kommt bei jedem Airbus A220, jedem Embraer-E2-Jet und etwa jedem zweiten Airbus der A320neo-Familie zum Einsatz. An dem Antrieb von Pratt & Whitney ist auch der deutsche Triebwerksbauer MTU beteiligt.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 25.07.2023 06:21
Kommentare (2) Zur Startseite
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Jetzt haben wir hier ein technologisches neues Triebwerk, geben wir es einfach noch ein paar Jahre die Chance sich zu entwickeln
Wir nähern uns den 60ern, als jedes Triebwerk mindestens einmal im Jahr abgestellt werden musste!
Long range würde ich mit so einem Teil nicht machen!
ABER - der Spritverbrauch ist natürlich gut und selbst Greta wurde mit einem NEON fliegen.
Der latente Stress mit dem NEO ist aber nicht gut.
Lieber einen guten alten CEO unterm Arsch, da bin ich mir sicher dass ich ohne Probleme ankomme!