Flughafen Pulkovo
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Fraport findet keinen Ausweg aus Russland-Dilemma

Pulkovo Airport
Pulkovo Airport, © Brücke Osteuropa

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FRANKFURT - Der Frankfurter Flughafenkonzern Fraport hängt in einem Konsortium in Russland fest. Ein ungeordneter Ausstieg aus der Betreibergesellschaft des Flughafens St. Petersburg Pulkovo ist nach Ansicht von Fraport-Chef Stefan Schulte weiterhin keine Option - auch mit Blick auf die Mitgesellschafter.

Bilanziell ist das Kapitel Pulkovo verdaut, politisch und rechtlich trägt Fraport weiter schwer an seiner 25-Prozent-Beteiligung am Betreiberkonsortium NCG.

"Wir prüfen fortlaufend mögliche Handlungsoptionen, können unsere ruhende Minderheitsbeteiligung aber aufgrund der bestehenden Verträge nicht einfach aufgeben", stellte Fraport-Chef Stefan Schulte Ende Juli vor dem Haushaltsausschuss des Hessischen Landtags klar.

Bei einem Vertragsbruch würde Fraport Vermögenswerte "dem Aggressor Russland" überlassen, sagte Schulte. Den Wert der Beteiligung selbst - und eine offene Darlehensforderung über rund 163 Millionen Euro - hat Fraport zwar schon vor mehr als einem Jahr per Abschreibung aus den Büchern getilgt.

Schulte weist aber auf weitere Risiken eines ungeordneten Ausstiegs hin: "Für den Fall, dass Fraport die Verträge einseitig kündigt und somit vertragsbrüchig wird, drohen (...) hohe Schadenersatzforderungen der weiteren an der Betreibergesellschaft beteiligten internationalen Unternehmen."

Neben der russischen VTB Group und Fraport gehört Horizon Air Investment aus dem Kreis des griechischen Infrastrukturinvestors Copelouzos zum NCG-Gesellschafterkreis.

Bereits aus "Haftungsgründen" verfolge Fraport weiterhin das Ziel eines "vertragskonformen" Ausstiegs, sagte Schulte. Bis 2025 bedarf ein Verkauf des Fraport-Anteils dabei der Zustimmung der russischen Behörden - das engt den potenziellen Käuferkreis ein.

"Kein Sonderkündigungsrecht"

Eine Medienrecherche hatte im Juli ein mögliches Sonderkündigungsrecht von Fraport für den Fall ins Spiel gebracht, dass über Pulkovo auch militärischer Flugbetrieb abgewickelt wird. Darauf deuten einige Flugbewegungen zumindest hin. Fraport hat die Verträge zwischenzeitlich prüfen lassen.

"Die von Fraport geschlossenen Verträge sehen keine Ausstiegsklausel vor", stellte Schulte klar. "Das juristische Gutachten einer auf internationales Recht spezialisierten Kanzlei bestätigt, dass auch kein Sonderkündigungsrecht besteht."

Weil Fraport die Beteiligung "unmittelbar nach Ausbruch des Krieges" ruhend gestellt habe, "haben wir keinen Einblick in die operative Geschäftstätigkeit des Flughafens und die Flugbewegungen in Pulkovo", sagte Schulte. "Wir verurteilen den Angriffskrieg seit Tag eins auf das Schärfste. Wir unterstützen die Sanktionen der Europäischen Union gegen den Aggressor Russland uneingeschränkt."

Zweitgrößter Flughafen in Russland

Fraport hatte sich 2009 über die NCG am Pulkovo-Betrieb beteiligt. Die Konzession läuft noch bis 2039. Pulkovo ist hinter Moskau-Scheremetjewo der zweitgrößte Flughafen in Russland. Im Juli überschritt der Airport die Marke von zehn Millionen Passagieren seit Jahresbeginn und verzeichnet 2023 bisher 6,7 Prozent Wachstum.
© aero.de | Abb.: Flughafen Pulkovo | 22.08.2023 06:23


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