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Ex-Ministerpräsident gibt Paris Schuld an Absturz 1980

Wrack der Itavia DC-9
Wrack der Itavia DC-9, © Davide Alberani, CCBYSA

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ROM - Mehr als 40 Jahre nach dem rätselhaften Absturz einer italienischen Passagiermaschine mit 81 Todesopfern sorgt der Fall wieder für Schlagzeilen. Der ehemalige italienische Ministerpräsident Giuliano Amato machte in der Tageszeitung "La Repubblica" Frankreich verantwortlich und forderte eine Entschuldigung.

Amato vertrat die These, dass die Maschine von einer fehlgeleiteten französischen Rakete getroffen worden sei. Eigentlicher Plan sei gewesen, den damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi an Bord eines Kampfjets zu töten.

Die Maschine der Fluggesellschaft Itavia war am 27. Juni 1980 in der Nähe der kleinen italienischen Insel Ustica ins Mittelmeer gestürzt. Keiner der 81 Menschen an Bord der DC9 überlebte. Bis heute ist nicht geklärt, was tatsächlich geschah.

Neben der These von einem versehentlichen Abschuss gibt es auch Spekulationen über ein Luftgefecht zwischen Flugzeugen der libyschen Luftwaffe und Nato-Maschinen sowie eine an Bord versteckte Bombe. Dazu gab es auch schon mehrere Gerichtsverfahren, ohne dass Klarheit geschaffen wurde.

Der heute 85-jährige Amato war vor seiner Zeit als Ministerpräsident 1992/93 und 2000/01 Mitte der 1980er Jahre innerhalb der Regierung mit dem Fall befasst. Der "Repubblica" sagte der heute parteilose Politiker nun in einem Interview, die "wahrscheinlichste Variante" sei, dass die Passagiermaschine versehentlich von einem französischen Kampfjet abgeschossen worden sei. Amato appellierte an den heutigen Präsidenten Emmanuel Macron, sich im Namen Frankreichs zu entschuldigen. "Das anhaltende Schweigen scheint mir keine Lösung zu sein."

Italiens jetzige Rechtsregierung nahm die Äußerungen mit Interesse zur Kenntnis. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von "wichtigen Äußerungen, die Aufmerksamkeit verdienen". Zugleich stellte sie klar, dass dies Amatos "persönliche Schlussfolgerungen" seien und keine Auffassung ihrer Regierung. Ihr Vize Matteo Salvini forderte Paris zu einer Stellungnahme auf.
© dpa | Abb.: Davide Alberani, CCBYSA | 03.09.2023 08:38

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Beitrag vom 03.09.2023 - 23:04 Uhr
Das sogenannte "Massaker von Ustica" ist ein rotes Tuch in Italien. Obwohl internationale Experten schon vor zwanzig Jahren zum Ergebnis einer Bombenexplosion kamen, halten sich hartnäckig anti-amerikanische und anti-französische Verschwörungstheorien über einen Abschuss.

Der Witz dabei ist, dass italienische Geheimdienste in den 1970ern und 1980ern zahlreiche terroristische False Flag-Aktionen durchführten. Und auch die Mafia scheute in jener Zeit nicht vor Massenmorden zurück. Der Täter dürfte eher im Inland zu suchen sein (vielleicht erklärt sich so das Bestreben der Politiker, den Verdacht auf das Ausland zu lenken).

Amatos Behauptungen (die im Artikel leider nicht ausgeführt werden) sind in vielfältiger Hinsicht nicht plausibel.

Etwa behauptet er, die italienische Regierung habe Gaddafi vor dem Attentatsversuch gewarnt, darum habe er überlebt. Aber ausgerechnet der extrem anti-westliche Muammar-"ich schlage mein Beduinenzelt auf wo ich will"-Gaddafi soll das nicht propagandistisch ausgeschlachtet haben? Schwer vorstellbar für jeden, der seine Volten miterlebt hat.

Ebenfalls unglaubwürdig ist die Behauptung, die französischen Piloten hätten die italienische DC-9 mit Gaddafis Tu-134 verwechselt. Eine Verwechslungsgefahr besteht vielleicht für Laien und aus der Ferne, aber gewiss nicht für jeden, der sich halbwegs auskennt. Und das sollte man bei mit Attentatsplänen betrauten Berufspiloten doch annehmen, zumal Italien damals DC-9 als Regierungsflieger (!!) nutzte. Soll Paris etwa riskiert haben, Amato selbst abzuschießen?

Die Tu-134 hat zwar auch ein T-Leitwerk, aber das war's dann auch schon. Die Pfeilung der Tragflächen, die deutlich längere Zelle, die Form des Cockpits, der große Konus über dem Leitwerk, die dicken schwarzen Abgasfahnen der D-30-Triebwerke … Da besteht keine Verwechslungsgefahr.

Das ist wirklich die unglaubwürdigste der vielen unglaubwürdigen Theorien zum Absturz von I-TIGI.

Dieser Beitrag wurde am 03.09.2023 23:06 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.09.2023 - 09:15 Uhr
Extraordinary claims require extraordinary evidence...
 https://en.wikipedia.org/wiki/Sagan_standard

Aber wie es aussieht, gibt nicht nur keine besoders aussagekräftigen Beweise sondern es fehlt hier schlicht jeglicher Beweis.




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