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Lufthansa Cargo muss länger auf zwölfte 777F warten

Lufthansa Cargo Boeing 777F
Lufthansa Cargo Boeing 777F, © Lufthansa Cargo

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FRANKFURT - Lufthansa Cargo macht das 777F-Dutzend nicht vor dem Hochsommer voll: Nach Informationen von aero.de hat Boeing Lufthansa gerade über eine weitere, mehrwöchige Lieferverzögerungen in Kenntnis gesetzt. Insider berichten über "erhebliche Qualitätsmängel" am neuesten Frachter.

Die letzte 777F-Auslieferung an Lufthansa Cargo liegt bereits fast drei Jahre zurück. Der nächste Frachter kommt, aber später: Lufthansa Cargo rechnet nicht vor Ende Juli / Anfang August mit dem EIS der nächsten 777F, erfuhr aero.de.

Das Flugzeug sollte eigentlich bereits im Februar von Lufthansa Cargo übernommen und im März in Dienst gestellt werden.

Nachdem der Produktionsplan zunächst durch verspätet gelieferte GE90-Triebwerke durcheinander geraten war, sollen jetzt "erhebliche und sicherheitsrelevante Qualitätsmängel" an dem Flugzeug festgestellt worden sein. Das berichten mit der Sache vertraute Personen.

"Schnellstmögliche Auslieferung"

"Dass Liefertermine sich auf Grund von Lieferschwierigkeiten verzögern, ist gerade bei Flugzeugen nicht unüblich", sagte eine Unternehmenssprecherin aero.de. "Wir stehen in dazu in engem Austausch mit Boeing, um eine schnellstmögliche Auslieferung zu ermöglichen."
© aero.de | Abb.: Lufthansa Cargo | 22.05.2024 06:36

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Beitrag vom 24.05.2024 - 15:05 Uhr
Man wird sich wohl in absehbarer Zeit bei allen auszuliefernden Flugzeugen von Boeing auf deutliche Verspätungen einzustellen haben und bei allen genaue Überprüfungen durch die eigene Technik und nötigenfalls entsprechende Nacharbeiten vorzunehmen haben.

Es gibt inzwischen im Übrigen einige wirklich gute Dokumentationen über den Abstieg von Boeing. Der Beginn dieses Abstiegs von Boeing begann wohl tatsächlich mit der Fusion 1997 - genauer gesagt mit der Übernahme von Top-Managern durch diese Fusion, die davor bereits auf ganz ähnliche Weise McDonnell Douglas heruntergewirtschaftet hatten. Der Dualismus "gute Ingenieure" versus "schlechte BWLer" ist allerdings zu simpel und trifft den Kern des Desasters nicht: Dennis Muilenburg, Boeings "Worst-Case-CEO", unter dessen Ägide das 737-MAX-Desaster angerichtet wurde, ist z.B. Ingenieur und kam aus der Boeing-Technik-Sparte. Umgekehrt waren und sind nicht alle BWLer weltfremde Honks (als BWLerin gesprochen).
Den nachhaltigen Flurschaden (übrigens nicht nur bei Boeing) hat eine spezifische Managementschule, die des sogenannten "Shareholder Values", angerichtet - eine Managementschule, die untrennbar mit dem Namen von Jack Welch (1935 - 2020) verknüpft ist, Spitzname "Neutronen-Jack", langjähriger CEO von General Electric und jahrzehntelang so etwas wie der Star-Guru des von ihm gegründeten und gleichfalls langjährig geleiteten "Think Tanks", in dem viele Top-Manager aus zwei Generationen in den USA ausgebildet wurden, mit globalen Auswirkungen. Von Harry Stonecipher über James McNerney und Dennis Muilenburg bis hin zum aktuellen CEO David Calhoun kamen alle CEOs sowie zahlreiche weitere Top-Manager von Boeing in den letzten gut zwanzig Jahren aus der Jack-Welsh-Schule und haben von Jack Welch gelernt, wie man ein Unternehmen führt. Das Ergebnis sieht man heute.

Der zentrale Punkt bei der Neubesetzung des CEO-Postens bei Boeing wird sein, dass der oder die "Neue" einen anderen Denkstil in die Unternehmensführung bringt. Sonst wird Boeing in wenigen Jahren tot sein. Ein weiterer Ingenieur wie Muilenburg, der in der Business School von Jack Welch die Patentrezepte für die Unternehmensführung gelernt hätte, wäre eine weitere und womöglich finale Katastrophe für Boeing. Ein weiterer BWLer aus dieser Schule auch.

Dieser Beitrag wurde am 24.05.2024 15:11 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.05.2024 - 21:42 Uhr
Ich finde es erschütternd, dass Boeing jetzt auch nicht mehr in der Lage ist bei einem eingespieltem Produktionsprozess eines "Uralt-Modells" (Erstflug vor 30 Jahren) vernünftige Qualität zu produzieren. Hat man da auch die langjährigen Mitarbeiter, die so was im Schlaf beherrschen, durch Billigkräfte ersetzt?
Nachdem es jetzt kein Modell mehr ohne gravierende Qualitätsprobleme gibt, sollte man Boeing die Produktion und Auslieferung neuer Flugzeuge verbieten, damit sie sich ganz darauf konzentrieren können, die Voraussetzung für qualitatives Arbeiten zu schaffen (intensive Mitarbeiterschulung, neue Prozesse, neues Management, andere Boni-Ziele ...).
Beitrag vom 22.05.2024 - 16:31 Uhr
Schon vor etwa 25 Jahren hatte ich erste berufliche Kontakte zu Boeing -Mitarbeitern (aus Everett und Renton) und bin noch heute einigen freundschaftlich verbunden. Schon damals hatten sie beklagt, dass bei der Übernahme von McDonnell-Douglas die falschen Manager mitgekommen sind. "We are now run by lawyers and accountants" lautete ihr Urteil. Daß Betriebswirte in vielen Luftfahrtbetrieben mehr zu sagen haben als die Ingenieure ist leider immer häufiger zu beobachten...


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