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China-Ziele sind für europäische Flugkonzerne 2024 ein zähes Geschäft. Die aktuellen Margen nach Fernost: Laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr "nicht so doll".
Lufthansa kam in China zuletzt nicht über 57 Prozent Vorkrisenkapazität hinaus. Konkurrent British Airways legt die Linie nach Peking für ein Jahr auf Eis.
Aus chinesischer Perspektive ist Europa hingegen eines echtes Boomsegment. Seit Jahresbeginn weiten Air China, China Southern Airlines und China Eastern Airlines ihr Angebot massiv aus - und lösten damit einen Preisrutsch aus.
Spohr sieht den Markt in einer "abnormalen Situation". Der Grund dafür ist auch in Brüssel erkannt und bekannt.
"Als Antwort auf die gegen Russland gerichteten Sanktionen nach der unprovozierten Aggression gegen die Ukraine hat Russland Fluggesellschaften aus der EU verboten, sein Hoheitsgebiet zu überfliegen, was zu längeren Flugstrecken bei Reisen nach Ostasien führt", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission aero.de. "Fluggesellschaften aus anderen Ländern wie China sind von diesem Verbot nicht betroffen."
Die kürzeren Wege verschaffen chinesischen Airlines einen enormen Vorteil im Wettbewerb. KLM-Chefin Marjam Rintel bezifferte die unmittelbaren Mehrkosten für europäische Airlines durch den Umweg um Russland herum je nach Strecke auf bis zu 30 Prozent.
Das steigende Marktmacht chinesischer Großairlines - auf einzelnen Strecken liegt deren Marktanteil laut Branchenkennern bereits bei 75 Prozent und mehr - bereitet auch den Beamten in Brüssel Unbehagen. "Die Kommission ist sich der Situation bewusst und prüft derzeit die Angelegenheit", sagte die Sprecherin.
Kleinteilige Rechtslage
Ob und wie Brüssel regieren kann, ist offen. Denn die Luftfahrtbeziehungen zwischen China und EU-Staaten sind - kleinteilig - in bilateralen Abkommen geregelt.
"Es gibt kein umfassendes Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und China", erläuterte die Sprecherin. "Sofern Verkehrsströme chinesischer Luftfahrtunternehmen in unlauterem Wettbewerb münden, sind die Mitgliedsstaaten zu prüfen befugt, ob sie im Rahmen ihrer eigenen bilateralen Abkommen Maßnahmen ergreifen können."
Das Luftverkehrsabkommen zwischen China und Deutschland deckelt den Flugverkehr zwischen beiden Ländern auf je 55 Passagier- und 38 Frachtflüge pro Woche. Chinesische Airlines reizen dese Möglichkeiten weitgehend aus, Lufthansa nicht annährend.
Nach einem "Handelsblatt"-Bericht hatte China Anfang 2024 bei der Bundesregierung einen Ausbau der Wochenkontingente angestoßen - mit Erfolg, wie die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf einen Sprecher des Bundesverkehrsministeriums schreibt.
Ab Sommer 2025 dürfen chinesische Flugkonzerne vier Passagierflüge pro Woche extra nach Deutschland anbieten, ab Herbst vier weitere. Im Gegenzug gesteht China deutschen Airlines 17 zusätzliche Frachtflüge pro Woche zu. Dass der erst kürzlich erzielte Deal wieder aufgeschnürt wird - eher unwahrscheinlich.
Brüssel in Koordinatorrolle
"Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind für den europäischen Luftraum zuständig, die Mitgliedstaaten befugt, bilaterale Luftverkehrsabkommen einschließlich der an die Ausübung von Verkehrsrechten geknüpften Bedingungen durchzusetzen", sagte die Sprecherin. "Die Kommission wird die Situation in Absprache mit den Mitgliedstaaten weiter beobachten."
Bis dahin sei niemand gezwungen, das Überflugrisiko über Russland in Kauf zu nehmen. "EU-Passagiere haben die Wahl, mit Airlines zu reisen, die Russland nicht überfliegen", heißt es aus Brüssel. Neben europäischen Airlines machen auch mehrere asiatische Fluganbieter um Russland einen Bogen - freiwillig.
© aero.de | Abb.: Airbus | 31.08.2024 07:42
Kommentare (28) Zur Startseite
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Fly-away Moderator
Dieser Beitrag wurde am 02.09.2024 10:49 Uhr bearbeitet.
Eine irre Logik, die jeden Dealer adelt. Auch der will nur Geld verdienen, Wachstum, Reichtum und Wohlstand für sich generieren. Mehr muß man gar nicht sagen um zu sehen, was für einen unüberlegten Stuß Sie da von sich geben. Lernt man heute als Kapitalist nicht mehr nachzudenken, bevor man spricht?
Aber kehren wir zum eigentlichen Problem zurück: Selbstverständlich könnten die Europäer den wirtschaftlichen Vorteil der Russland-Überflieger abschöpfen, die Erzielung eines Überflugrechts ist ein solcher. Das Problem ist nicht, ob die Europäer es dürfen und können, sondern ob sie wollen. Und sie wollen nicht, solange ihre Wahlperioden deutlich kürzer sind als die Rekonvaleszenzzeiten der wirtschaftlichen Erholung.
Übrigens: Von einem Kapitalisten wird auch niemand satt, nicht mal ein Kapitalist. Auch der braucht Arbeiter, um satt zu werden. Ob die ihn brauchen ist aber noch nicht ganz geklärt.
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