Air Baltic, TAP, Air Europa
Älter als 7 Tage

Warum Lufthansa gerade auf vielen Hochzeiten tanzt

TAP Air Portugal Airbus A330-900
TAP Air Portugal Airbus A330-900, © Airbus

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FRANKFURT - Lufthansa bringt sich bei Air Baltic, TAP Air Portugal und Air Europa gleichzeitig ins Gespräch. Jede der drei Airlines ist auf ihre Art für Lufthansa attraktiv. Verfahrensrisiken will nicht nur Lufthansa bei neuen Beteiligungen im Zaum halten - die Branche hat schnell dazugelernt.

Lufthansa, Air France-KLM und IAG räumen in Europa auf - die drei europäischen Interkontflugkonzerne teilen kleinere Konkurrenten nach und nach unter sich auf.

Im vierten Quartal will Lufthansa den Einstieg bei ITA Airways vollziehen. Rom wird der sechste Lufthansa-Interkonthub. Für neue ITA-Langstrecken nach Nordamerika im Konzern nimmt Lufthansa umfangreiche Auflagen der EU-Kommission in Kauf - und stellt sich einer anspruchsvollen Integrationsaufgabe.

Trotzdem streckt Lufthansa schon die Fühler zu den nächsten Kandidaten für eine Beteiligung aus. Konzernchef Carsten Spohr hat nach Medieninformationen vergangene Woche bei einem Ministerbesuch in Lissabon bestehendes Lufthansa-Interesse an TAP Air Portugal unterstrichen.

"Das war eine Absichtsbekundung", sagte eine Quelle im Anschluss des Treffens der Wirtschaftszeitung "ECO".

Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger: Spohrs Abstecher nach Lissabon signalisiert Wettbewerbern, dass Lufthansa den strategisch wichtigen Star-Alliance-Partner TAP - im Gegensatz zu SAS - nicht einfach ziehen lassen wird.

Denn auch Air France-KLM und IAG finden an dem Südamerika-Spezialisten mit moderner A330neo- und A321neo-Flotte Gefallen. "Wir verfolgen die Entwicklungen um die TAP-Privatisierung sehr genau", zitiert "ECO" einen IAG-Insider.

Nach Medienberichten will Lufthansa bei TAP zunächst mit maximal 19,9 Prozent einsteigen - und so ein EU-Prüfverfahren umgehen. Die Kontrollmechanismen der Brüsseler Wettbewerbsaufsicht werden erst an einer Beteiligungsschwelle von 20 Prozent ausgelöst.

"Die Privatisierung von TAP wird keine Neuauflage der Privatisierung von ITA", sagte eine Quelle aus dem Lufthansa-Umfeld aero.de am Mittwoch. "Dieser Prozess wird wesentlich effizienter gestaltet und umgesetzt. Alle Beteiligten haben in den letzten Monaten gelernt, was in Sachen Konsolidierung geht - und was nicht."

Air France-KLM hält sich mit einem 19,9-Prozent-Einstieg bei SAS eine Fusionskontrolle der EU-Kommission vom Hals. Das Engagement des französisch-niederländischen Flugkonzerns wird von den Finanzinvestoren Castlelake und Lind Invest und dem dänischen Staat flankiert.

So kann zwar kein Aktionär alleinige Kontrolle über SAS ausüben, strategische Weichenstellungen sind trotzdem möglich: SAS wechselt im Eiltempo von der Star Alliance ins Air-France-KLM-Bündnis SkyTeam.

Da die EU-Kommission die regulatorischen Anforderungen an Mehrheits- oder Komplettübernahmen spürbar angehoben hat, dürfte das SAS-Modell Schule machen: Kontrollmehrheiten lassen sich durch einen geeinten Gesellschafterkreis ersetzen.

Das Gegenbeispiel: IAG hat im August die bereits vereinbarte Komplettübernahme von Air Europa in Spanien abgeblasen. Air Europa weist im Netz viele Überschneidungen mit der IAG-Tochter Iberia auf. Die von der EU-Kommission aufgestellten Hürden waren IAG den Deal am Ende nicht wert.

Günstige Bewertungen schaffen Kaufgelegenheiten

Dabei war die Airline günstig zu haben - IAG hatte die Gesamtbewertung für Air Europa auf 500 Millionen Euro gedrückt. Beim ersten Anlauf auf die Gesellschaft hatte der Eigner Globalia noch eine Milliarde Euro aufgerufen.

Nach einem Bericht der "WirtschaftsWoche" hat Lufthansa gerade eine Delegation an den Air-Europa-Firmensitz auf Mallorca geschickt. Air Europa verfügt über eine starke Marktstellung auf Südatlantikstrecken, ein dichtes Netz in Spanien, ein starkes Touristikprofil - und schlanke Kosten.

Der IAG-Rückzieher hat den Verkaufswert von Air Europa sicher nicht gesteigert. Ohnehin gelten gegenwärtige Bewertungen als Kaufgelegenheiten. "Hier ist viel Substanz mit Slots und Streckenrechten zu sehr geringen Multiples zu haben", sagte der Lufthansa-Insider.

Zu möglichen Absichten bei Air Europa will sich Lufthansa nicht äußern. Das gilt auch für Air Baltic. Die Nachrichtenagenturen "Reuters" und "Bloomberg" berichteten diese Woche übereinstimmend, dass Lufthansa ganz konkret eine Beteiligung an dem langjährigen Wetlease-Partner ins Auge fasst.

Lettland, das rund 98 Prozent an Air Baltic hält, will die Airline in zwei Schritten privatisieren. Ein strategischer Investor soll ein Aktienpaket zeichnen, weitere Anteile will der Staat bei einem daran anschließenden Börsengang abstoßen.
© aero.de | Abb.: Airbus | 13.09.2024 06:32

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Beitrag vom 13.09.2024 - 11:32 Uhr
Die Headline und der Artikel passt irgendwie nicht ganz zusammen.

Den es ist doch recht unterschiedlich:

Bei Tap, die schon in der Star Alliance sind, ginge es v.a. um den Marktzugang nach Brasilien / Südamerika, bei dem man als LHG bisher im Vergleich zu IAG und AF-KLM eher schwach darsteht.

Selbes wäre bei Air Europa, die in Lateinamerika stark sind, aber bei denen mit IAG schon eine große Airline mit 20% drin ist und ob man am Hub von Iberia gegen IAG antreten will?

Air Baltic ist dagegen gänzlich anders gelagert. Die waren ja vor der russischen Agression sehr gut unterwegs, haben eine geringe Kostenbasis und die LH hat es ja immer noch nicht geschafft eine vernünftige Antwort auf Ryanair, Easyjet und Wizz zu basteln.
EW krebst immer noch rum und ist zu keiner zweiten Vueling geworden, der LH laufen die Kosten und die Gehaltsforderungen der MAs davon, die Gewerkschaften tanzen Polka und streiken regelmässig.
Air Baltic fliegt bereits im Wetlease, hat eine stabile Ops und es wurde seit geraumer Zeit darüber spekuliert, das die LH einen LCC kauft. Wizz wurde da spekuliert oder Easy, aber wenn es Air Baltic wird, macht das Sinn.
Dann fliegt eben Air Baltic den Feed, ergänzend oder statt City Airlines, Citline, Air Dolomiti und die Flieger gehen dann eben dahin, wo sie die geringsten Kosten und höchste Produktivität haben.

Die Flottenentscheidung scheint ja eh getroffen, die CRJ und A319 werden wohl durch die A223 ersetzt,
die E-Jets gehen wohl zu Air Dolomiti.

Bleibt offen was man mit den Max macht.

Aber grundsätzlich dürfte das Intresse an AIr Baltic einen anderen Grund haben als das an Air Europa und Tap.
Das die LH AIr Europa übernimmt und damit in direkter Konkurrenz zu IAG geht, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.


Air Baltic ist ja wie du sagts etwas anderes, daher wären die Synergien deutlich schneller spürbar.

Unabhängig vom Nutzen, lässt sich TAP als * Alliance Partner auch schneller integrieren. Mit ITA und dann auch UX, beide aus einem anderen Bündnis, wird es sicherlich deutlich komplizierter und langwieriger. In der aktuellen, etwas orientierungslosen Zeit bei LH, glaube ich nicht daran, das LH am ende auf so vielen Hochzeiten tanzen (können) wird.
Beitrag vom 13.09.2024 - 10:45 Uhr
Die Headline und der Artikel passt irgendwie nicht ganz zusammen.

Den es ist doch recht unterschiedlich:

Bei Tap, die schon in der Star Alliance sind, ginge es v.a. um den Marktzugang nach Brasilien / Südamerika, bei dem man als LHG bisher im Vergleich zu IAG und AF-KLM eher schwach darsteht.

Selbes wäre bei Air Europa, die in Lateinamerika stark sind, aber bei denen mit IAG schon eine große Airline mit 20% drin ist und ob man am Hub von Iberia gegen IAG antreten will?

Air Baltic ist dagegen gänzlich anders gelagert. Die waren ja vor der russischen Agression sehr gut unterwegs, haben eine geringe Kostenbasis und die LH hat es ja immer noch nicht geschafft eine vernünftige Antwort auf Ryanair, Easyjet und Wizz zu basteln.
EW krebst immer noch rum und ist zu keiner zweiten Vueling geworden, der LH laufen die Kosten und die Gehaltsforderungen der MAs davon, die Gewerkschaften tanzen Polka und streiken regelmässig.
Air Baltic fliegt bereits im Wetlease, hat eine stabile Ops und es wurde seit geraumer Zeit darüber spekuliert, das die LH einen LCC kauft. Wizz wurde da spekuliert oder Easy, aber wenn es Air Baltic wird, macht das Sinn.
Dann fliegt eben Air Baltic den Feed, ergänzend oder statt City Airlines, Citline, Air Dolomiti und die Flieger gehen dann eben dahin, wo sie die geringsten Kosten und höchste Produktivität haben.

Die Flottenentscheidung scheint ja eh getroffen, die CRJ und A319 werden wohl durch die A223 ersetzt,
die E-Jets gehen wohl zu Air Dolomiti.

Bleibt offen was man mit den Max macht.

Aber grundsätzlich dürfte das Intresse an AIr Baltic einen anderen Grund haben als das an Air Europa und Tap.
Das die LH AIr Europa übernimmt und damit in direkter Konkurrenz zu IAG geht, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.


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