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Flughafen Kansai International, 28. Mai 2023: Air France 291 verlässt Osaka nach Paris-CDG mit 14 Crewmitgliedern und 309 Passagieren.
Vor dem Abflug haben Techniker das Wetterradar geprüft - auf dem Hinflug meldeten die Piloten Aussetzer. Der Wartungstrupp kann keine Fehlerquelle ausmachen, beide Systeme funktionieren.
Auf 11.600 Fuß meldet sich der Fehler zurück. Mitten im Steigflug hallt der "Master Caution"-Alarm durch das Cockpit der F-HTYO. Das ECAM zeigt den Ausfall beider Wetterradarsysteme an. Doch die Lage ist schnell wieder im Griff, die Crew steigt weiter und zieht sogar eine Fortsetzung des Flugs bis nach Paris in Betracht.
Nach Rücksprache mit dem Flugbetrieb in Paris und einem Blick auf die Wetterkarte entscheiden sich die Piloten dann doch zur Umkehr nach Osaka.
Im Sinkflug zwischen FL320 und FL300 vernehmen die Piloten einen "dumpfen Schlag" und "laute aerodynamische Störgeräusche", vermerkt der jetzt vorgelegte Abschlussbericht (PDF) der französischen Flugunfallstelle BEA einen Schlüsselmoment des weiteren Flugverlaufs, der sich kurz darauf dramatisch zuspitzen wird.
"Die Besatzung ging davon aus, dass ein Teil der Flugzeugnase verloren gegangen ist", steht im Bericht. Im Grundsatz liegen die Piloten richtig - in der Luft ist das Radom in sich zusammengefallen. Der "Strukturschaden" an der Kuppel verwirbelt den Luftstrom auf die Geschwindigkeitssensoren, die jetzt "unzuverlässige Werte" liefern.
Die Piloten rufen eine Pan-Pan-Notlage aus. Der Airbus liegt nun "etwas instabil" in der Luft, der Pilot Flying bemerkt zunehmende "Vibrationen" an den Ruderpedalen, zeichnet der Bericht nach. Parallel spuckt das ECAM weitere Fehlerberichte aus: AF291 erklärt einen Mayday-Notfall.
Für die Notlandung in Osaka ist die vollgetankte A350-900 eigentlich noch viel zu schwer - die Tabellen für Kansai International endet bei 210 Tonnen Anfluggewicht. Die Piloten "überschlagen" eine Landekonfiguration mit 248 Tonnen Gewicht - und setzen die A350-900 sicher auf Runway 24R auf.
Weder Kapitän noch Erster Offizier erinnern sich später an einen Vogelschlag. Warum also konnte die Radarkuppel im Flug - offenbar ohne weitere Außeneinwirkung - versagen? Das BEA hat bei Materialuntersuchungen im Labor die Antwort gefunden.
"Der Zusammenbruch des Radoms der F-HTYO (...) geht auf eine Ablösung der Innenwand zurück", kreist der Bericht die Ursache ein. "Diese Ablösung wurde wahrscheinlich durch einen Vogelschlag verursacht." Eine Zeitlang hielt die Struktur den Belastungen im Flug danach noch stand.
Fünf Vogelschläge in neun Monaten
Die F-HTYO hatte reichlich Kontakt mit Vögeln - zwischen 3. Juli 2022 und 24. April 2023 vermerken die Wartungsunterlagen des Flugzeugs fünf Vogelschläge.
Ausgangspunkt des späteren Materialversagens waren wahrscheinlich unerkannte Folgeschäden des jüngsten Vogelschlags - am 24. April 2023 streifte bei einem Anflug auf Lagos ein Falke die linke Kuppelhälfte. Die Fehlermeldungen der Wetterradarsysteme setzten laut BEA ab 25. Mai 2023 auf einem Umlauf von Paris-CDG nach Santiago de Chile ein.
© aero.de | Abb.: Airbus, Air France/BEA | 10.12.2025 08:04







Kommentare (1) Zur Startseite
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Ich habe nur das gefunden:
Wenn das stimmen sollte (1 Milliarde allein in Amerika), wäre das schon heftig.
Und NEIN, das ist nicht der Versuch die Luftfahrt in eine (böse) Ecke zu stellen, es interessiert mich wirklich.