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Wie Easyjet die Konkurrenz blass aussehen lässt

Easyjet Airbus A320neo
Easyjet Airbus A320neo, © Airbus

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LUTON - Easyjet stellt die Konkurrenz in den Schatten. Die britische Airline fliegt hohe Gewinne ein. Das liegt an einem genau durchgerechneten Netz, der langsam aber stetig wachsenden A320neo-Flotte - und einer Boom-Sparte. Der designierte Vorstandschef Kenton Jarvis wird an dem Erfolgsrezept nicht rütteln.

Johan Lundgren hinterlässt nach sieben Jahren an der Vorstandsspitze von Easyjet einen aufgeräumten Hangar 89: 610 Millionen Pfund Vorsteuerergebnis im gerade vollendeten Geschäftsjahr meldete Lundgren diese Woche den Aktionären zum Abschied - 34 Prozent über Vorjahr.

Easyjet zieht mit der Dividende nach - 2025 steigt die Ausschüttung. Für Easyjet-Aktionäre lief es zuletzt auch so schon viel besser als für Anleger der meisten Konkurrenten - die Aktie hat seit Jahresbeginn zehn Prozent zugelegt. Papiere der unmittelbaren Wettbewerber Ryanair und Wizz Air notieren vier beziehungsweise 41 Prozent unter den Auftaktkursen vom Januar.

Easyjet umfliegt alle Widrigkeiten des aktuellen Marktumfelds. Airbus A320neo und A321neo tragen CFM-Triebwerke unter den Flügeln - und kommen relativ pünktlich. Ryanair schlägt sich mit Flottenengpässen durch verspätete 737 MAX herum, Wizz Air mit Flottenausfällen durch den Rückruf von GTF-Triebwerken in der A320neo-Flotte.

Allein 25 Millionen Pfund Ergebnisbeitrag schreibt Easyjet 16 über das Geschäftsjahr ausgelieferten A320neo zu. Im Winter konnte die Airline ihren saisontypischen Verlust durch "eine Kombination aus Produktivitätssteigerungen und einer besseren Flottenverwendung" um 40 Millionen Pfund drücken.

Parallel gewann das Veranstaltergeschäft Easyjet Holidays viele Neukunden - der Gewinn der Sparte schoss um 56 Prozent auf 190 Millionen Pfund hoch.

Selbst das reine Airlinegeschäft warf bei Easyjet aktuell über das Jahr gerechnet gute 5,1 Prozent Marge ab - im Sommerquartal sogar 21,9 Prozent.

Während bei Konkurrenten die Kosten-Erlöse-Schere 2024 eher aufgeht, musste Easyjet über das Geschäftsjahr nur eine einprozentige Steigerung Produktionskosten pro Sitz verkraften. Kein Problem - die Durchschnittserlöse legten zeitgleich sogar um zwei Prozent zu.

Lundgren führt das auf "strikte Kostendisziplin" zurück. Am kühlen Rechnen wird Nachfolger Jarvis festhalten. Der Manager ist seit 2021 ohnehin bereits für die Easyjet-Finanzen zuständig - und übernimmt Anfang 2025 das Ruder in der Zentrale am Flughafen Luton, dem eingangs erwähnten Hangar 89.

"Disziplinierte Wachstumsstrategie"

Das Duo Lundgren-Jarvis hat sich ganz einer "disziplinierten Wachstumsstrategie" verschrieben: Easyjet hatte zum letzten Bilanzstichtag 69 A320neo und A321neo, der "neo"-Anteil in der Flotte kletterte damit auf 25 Prozent. Wenn Airbus ein neues Flugzeug liefert, verlässt im Gegenzug in der Regel eine A319 die Flotte.

Bis 2034 gehen Easyjet laut aktuellem Plan noch 131 weitere A320neo und 168 A321neo zu. Die Kernflotte, die Easyjet selbst gehört, soll in den kommenden zehn Jahren trotzdem nur von 181 in einen "niedrigen 200er-Bereich" wachsen - die übrigen Flugzeuge werden geleast. Aktuell beträgt die Leasingquote bereits 46 Prozent.

Unlängst hat das Easyjet-Management einen Heavy Maintenance Hangar auf Malta erworben. Technik gehört eher nicht zum Kerngeschäft - Lundgren und Jarvis sahen in dem Bereich aber Kostenrisiken, die es einzudämmen galt. Ein Viertel aller umfangreichen Wartungen will Easyjet in Zukunft in der eigenen Anlage stattfinden lassen.

Auch bei der Netzplanung geht Easyjet Risiken traditionell eher aus dem Weg - und setzt auf die Berechenbarkeit und Attraktivtät größerer Flughäfen.

"Eine Ryanair springt eher schon mal mit einer neuen Strecke ins kalte Wasser", sagte der Chef eines deutschen Flughafens mit Easyjet-Zielen aero.de Ende 2023. "Easyjet kalkuliert jede Linie vorab ganz genau - eine rote Reihe im Excel und die Strecke kommt nicht. In der Regel gehen die Planungen dann auch auf."

Darauf wird man auch in Düsseldorf hoffen: Easyjet kehrt 2025 - nach fünf Jahren Pause - wieder an den Flughafen zurück. Düsseldorf ist der größte Abflugort der Lufthansa-Tochter Eurowings. Easyjet machte im Netz aber "Angebotslücken" aus, die mit neuen Linien nach London-Gatwick, Edinburgh und Nizza besetzt werden sollen.
© aero.de | Abb.: Easyjet | 29.11.2024 06:36

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Beitrag vom 30.11.2024 - 15:05 Uhr
Irgendwie passen diese Meldungen, heute 'Jubel', letztens

 https://www.aero.de/news-48761/Easyjet-rechnet-Anfang-2025-mit-Gegenwind.html

'wird nicht so gut' nicht so ganz zusammen🤔.
Das steht aber im Detail in dem verlinkten Artikel, Ostern rutscht in ein anderes Quartal, und auch die Gesamtjahresprognose. Da erwartet man im Vergleich zum Vorjahr +20% Passagiere. Wenn man die auch bekommt, dürfte man wieder jubeln. Passt ganz gut.

Dieser Beitrag wurde am 30.11.2024 15:06 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.11.2024 - 09:58 Uhr
Irgendwie passen diese Meldungen, heute 'Jubel', letztens

 https://www.aero.de/news-48761/Easyjet-rechnet-Anfang-2025-mit-Gegenwind.html

'wird nicht so gut' nicht so ganz zusammen🤔.

@Jordan
PM an Sie!
Beitrag vom 29.11.2024 - 14:26 Uhr
Irgendwie passen diese Meldungen, heute 'Jubel', letztens

 https://www.aero.de/news-48761/Easyjet-rechnet-Anfang-2025-mit-Gegenwind.html

'wird nicht so gut' nicht so ganz zusammen🤔.

Warum nicht? Das eine ist ein Beitrag über die Vergangenheit und die derzeitige Situation der Airline, das andere ist ein Blick in die Zukunft. Warum sollte das nicht zusammenpassen?
Mal davon abgesehen, dass der Lob Artikel hier wenige direkte AUssagen von Easyjet enthält, kann man, auch wenn man sich selbst als gut aufgestellt sieht, für die Zukunft Gegenwind erwarten. Wo sehen Sie da jetzt schon wieder den Widerspruch?


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