Wie knapp schlitterte Azimuth-Flug A4-5051 am Abend des 24. November in Antalya an einer Katastrophe vorbei? Die Bilder aus der türkischen Touristenmetropole, die den aus Sotschi eingeschwebten Suchoi Superjet auf dem nachtdunklen Airport inmitten einer Flammenwand zeigen, sahen jedenfalls dramatisch aus.
Der russische Airliner mit dem Kennzeichen RA-89085 war bei der Landung in Antalya von Scherwinden erfasst worden und hart aufgesetzt. Ein Feuer brach aus, die Passagiere wurden über Notrutschen evakuiert - wobei es laut Augenzeugen zu chaotischen Szenen kam, weil einige Fluggäste das havarierte Flugzeug nicht ohne ihr Handgepäck verlassen wollten.
Flugzeug brannte nicht
Was auf den ersten Blick nach einem schweren Schaden aussieht, könnte bei Lichte betrachtet allerdings weniger gravierend sein als gedacht. Zumindest prüft Azimuth Airlines nach eigenen Angaben ernsthaft, ob eine Reparatur des verunglückten Superjet technisch möglich, sinnvoll und lohnenswert wäre.
A Sukhoi Superjet 100-95LR aircraft (RA-89085) from Sochi, Russia caught fire while landing at Antalya airport of Turkey.
— FL360aero (@fl360aero) November 24, 2024
The fire in the engine was noticed after stopping on the runway.
The aircraft belonged to the company "Azimut".
Though fire was extinguished by emergency… pic.twitter.com/YoEadsj14H
Denn wie inzwischen klar ist, war es gar nicht das Flugzeug selbst, das in Flammen stand. Stattdessen wurde bei der harten Landung offenbar der linke Flügeltank des Superjet beschädigt und es trat Treibstoff aus - der sich am Boden dann entzündete, mutmaßlich durch die heißen Abgase des Triebwerks.
Das Feuer griff allerdings nach aktuellem Kenntnisstand nicht auf die Maschine über. Zunächst hatten Medien von einem Brand im linken Triebwerk berichtet.
Reparatur wird geprüft
Azimuth schilderte das Geschehen des 24. November in einer schriftlichen Erklärung. Dort heißt es unter anderem, der Superjet sei bei der Landung "unvorhersehbaren Scherwinden" ausgesetzt gewesen, die laut der Airline für die harte Landung ursächlich waren. "Nachdem das Flugzeug auf der Landebahn zum Stehen gekommen war, bemerkten die Flugbegleiter Rauch auf der linken Seite und meldeten dies dem Kapitän", heißt es in der Azimuth-Stellungnahme weiter.
Fire Panic on Russian Plane at Antalya Airport! 🔥✈️
— AirportIST (@AirportIST) November 24, 2024
A Sukhoi Superjet 100 type passenger plane belonging to the Russian airline Azimuth encountered a serious accident during its landing at Antalya Airport. It was reported that the plane leaked fuel as a result of its left engine… pic.twitter.com/s86v16jHpC
Daraufhin habe der Kapitän, mit über 12.500 Flugstunden äußerst erfahren, sofort die Evakuierung angeordnet. "Kerosin entzündete sich auf der Landebahn, nachdem es aus einem [beschädigten] Treibstofftank ausgelaufen war. Das Flugzeug brannte nicht."
Zusammen mit Spezialisten des russischen Superjet-Herstellerkonsortiums UAC erörtert Azimuth im Rahmen der Unfallermittlungen daher nun vor Ort eine mögliche Wiederherstellung der RA-89085. Über das konkrete Ausmaß des Schadens gibt es bislang jedoch keine stichhaltigen Aussagen.
Für eine etwaige Reparatur dürfte es vor allem um die Frage gehen, welches Ausmaß die strukturellen Schäden an der Superjet-Zelle besitzen.
Vertrauen in den Superjet
Azimuth Airlines mit Sitz in Rostow am Don ist die weltweit einzige Fluggesellschaft, deren Flotte allein aus Suchoi Superjets besteht. Insgesamt 20 Exemplare des in Russland entwickelten Regionaljets stehen bei Azimuth unter Vertrag.
Dementsprechend bitter wäre es für die Airline, wenn die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija das Muster aufgrund festgestellter Sicherheitsbedenken im Zuge der Antalya-Ermittlungen an die Kette legen würde.
Danach sieht es - zumindest aktuell - jedoch nicht aus. Im Gegenteil, die Behörde sprach dem Superjet-Entwurf jüngst ausdrücklich ihr Vertrauen aus. Vorläufige Daten deuteten darauf hin, dass "die Ursache des Flugunfalls in Antalya mit einem Treibstoffbrand auf Beton nicht in der Konstruktion des Flugzeugs" liege.
Es gebe daher aktuell "keine Gründe, den Betrieb des Suchoi Superjet 100 einzustellen", unterstrich ein Rosawiazija-Sprecher gegenüber der Presse. Diese Einschätzung sei ausdrücklich keine "Selbstgefälligkeit des Staates", so der Sprecher, der außerdem darauf hinwies, dass der Suchoi Superjet seinerzeit auch von der europäischen Luftfahrtbehörde EASA zertifiziert wurde. Vielmehr habe für Rosawiazija die Sicherheit höchste Priorität.
Kommentare (0) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.