LISSABON - Portugal galt als nächster Kandidat für einen großen F-35-Auftrag. Die scheidende Regierung erteilt dem Fighter jetzt eine Absage - und verweist auf "die jüngsten Positionen der Vereinigten Staaten mit Blick auf die NATO". Portugal will seine F-16-Jets nun mit einer europäischen Alternative ersetzen.
Portugal verwirft einen möglichen F-35-Auftrag. Der US-Kampfjet war zuletzt in einer Favoritenrolle für die F-16-Nachfolge des NATO-Gründungsmitglieds.
Das portugiesische Militär hatte sich noch 2024 für die F-35 ausgesprochen, für die Flottenerneuerung plante Portugal 5,5 Milliarden Euro über 20 Jahre ein.
"Wir können bei unseren Entscheidungen das geopolitische Umfeld nicht ausblenden", sagte der scheidende Verteidigungsminister Nuno Melo jetzt dem Portal
"Publico". "Die jüngsten Positionen der Vereinigten Staaten mit Blick auf die NATO" lassen Portugal an der "Berechenbarkeit" des Partners zweifeln.
"In allen Szenarien einsatzfähig""Die Weltlage hat sich verändert", sagte der Minister. Portugal will "Einschränkungen bei Wartung, Komponenten und alles was damit zusammenhängt" nicht risikieren. Neue Kampfflugzeuge müssten "in allen Szenarien einsatzfähig" sein. Portugal werde sich nach Kampfjets aus europäischer Produktion als F-16-Ersatz umsehen.
Deutschland plant mit 35 F-35. Die Maschinen ersetzen Tornados am Stützpunkt Büchel - und werden dort als Träger von US-Atomwaffen im Zuge der nuklearen Teilhabe eingesetzt. Die erste deutsche F-35 ist bereits in Produktion, 2026 soll die Luftwaffe die ersten sechs Flugzeuge erhalten.
Sorge vor dem NotausschalterIn Sicherheitskreisen kamen zuletzt Bedenken auf, dass die Vereinigten Staaten die F-35 von NATO-Partnern aus der Ferne stilllegen können.
"Es gibt zwar keinen Killswitch", sagt Severin Pleyer, Wissenschaftsoffizier an der Universität der Bundeswehr in Hamburg dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Aber es gibt genügend andere Wege, die F-35 durch indirekte Maßnahmen des Herstellers unbrauchbar zu machen."
Airbus: Dänemark käme mit F-35 nicht nach GrönlandAuch Airbus sieht für europäische F-35-Betreiber Risiken. "Wenn wir das Mehr an Verteidigungsausgaben nutzen, um weiter Produkte von der Stange in den USA zu kaufen, zementieren wir unsere Abhängigkeit von anderen", sagte der Chef der Airbus-Rüstungssparte Michael Schöllhorn der "Augsburger Allgemeinen".
"Dass das vielleicht keine so gute Idee ist, sehen gerade die Dänen mit ihren amerikanischen F-35-Flugzeugen, falls sie auf die Idee kämen, Grönland zu verteidigen. Die kämen gar nicht bis dahin", fügte er hinzu.
© aero.de, dpa | Abb.: USAF, DVIDS | 14.03.2025 10:09
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Beitrag vom 17.03.2025 - 19:21 Uhr
Einen richtigen "Killswitch" klick="fällt runter" benötigt man doch gar nicht, um Druck auszuüben.
Es recht doch vollkommen aus, das Cloud-integrierte Wartungssystem der F35 zu blockieren, Diagnose-Anfragen nicht mehr zu beantworten, Betriebsstundenzähler in der Software nicht mehr zurückzusetzen oder bestimmte Kommunkations-Zertifikate zurückzuziehen, die für die Integration in die Gefechtsführung notwendig sind, damit das System nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr nutzbar ist.
Etwa so wie die Himars in der Ulraine ebenfalls keinen Killswitch haben, aber über Nacht von ihrer Zielerfassung abgeschnitten und damit weitgehend wirkungslos wurden.
Beitrag vom 17.03.2025 - 16:50 Uhr
Moin,
wenn die aktuelle US-Regierung folgendes behauptet:
https://www.wiwo.de/politik/ausland/schreiben-an-bundesregierung-es-gibt-keinen-kill-switch/30258546.html
dann würde ich mir als Bundesregierung über den Wahrheitsgehalt schon Sorgen machen (gerade auch bei dem, was Forenteilnehmer weiter oben gepostet haben) ;-)
Denn das Abschalten von Waffensystemen scheint ja Mode zu sein.
Gruß,
Jochen
Dieser Beitrag wurde am 17.03.2025 16:56 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 15.03.2025 - 21:30 Uhr
Hätte man? Bin mir nicht sicher, ob die Franzosen uns Kernwaffen verkauft hätten, zumal deren eigener Bestand nicht gerade groß ist. Die B61 gehören ja nicht Deutschland, sondern den USA, und die Entscheidung über deren Einsatz liegt auch bei der US-Regierung.
Die Diskussion einer nuklearen Teilhabe unter französischer Schirmherrschaft wird übrigens nicht nur unter dem Aspekt europäischer Souveränität geführt - ob eine Rafale mit ASMP-A von Luxeuil-les-Bains (nähe Straßburg) oder von Büchel aus operiert, hat keine nennenswerten Auswirkungen auf die Reichweite. Hier geht es letztlich darum, dass Frankreich gerne eine Co-Finanzierung seiner FDNF hätte, die mit geschätzten 3 Mrd. € Betriebskosten ca. 10% des französischen Verteidigungshaushalts verschlingen - Weiterentwicklung und Modernisierung der Systeme nicht mit inbegriffen. Wenn sich daraus eine europäische Lösung ergibt, sollte man die ernsthaft in Betracht ziehen - aber bitte bei aller Euphorie nicht vergessen zu erwägen, wie die Sache aussähe, wenn im nächsten Jahr nach der Wahl jemand... sagen wir mal vorsichtig etwas weniger Europa-affines in den Elysée-Palast einzieht.
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Es recht doch vollkommen aus, das Cloud-integrierte Wartungssystem der F35 zu blockieren, Diagnose-Anfragen nicht mehr zu beantworten, Betriebsstundenzähler in der Software nicht mehr zurückzusetzen oder bestimmte Kommunkations-Zertifikate zurückzuziehen, die für die Integration in die Gefechtsführung notwendig sind, damit das System nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr nutzbar ist.
Etwa so wie die Himars in der Ulraine ebenfalls keinen Killswitch haben, aber über Nacht von ihrer Zielerfassung abgeschnitten und damit weitgehend wirkungslos wurden.
wenn die aktuelle US-Regierung folgendes behauptet:
dann würde ich mir als Bundesregierung über den Wahrheitsgehalt schon Sorgen machen (gerade auch bei dem, was Forenteilnehmer weiter oben gepostet haben) ;-)
Denn das Abschalten von Waffensystemen scheint ja Mode zu sein.
Gruß,
Jochen
Dieser Beitrag wurde am 17.03.2025 16:56 Uhr bearbeitet.
Die Diskussion einer nuklearen Teilhabe unter französischer Schirmherrschaft wird übrigens nicht nur unter dem Aspekt europäischer Souveränität geführt - ob eine Rafale mit ASMP-A von Luxeuil-les-Bains (nähe Straßburg) oder von Büchel aus operiert, hat keine nennenswerten Auswirkungen auf die Reichweite. Hier geht es letztlich darum, dass Frankreich gerne eine Co-Finanzierung seiner FDNF hätte, die mit geschätzten 3 Mrd. € Betriebskosten ca. 10% des französischen Verteidigungshaushalts verschlingen - Weiterentwicklung und Modernisierung der Systeme nicht mit inbegriffen. Wenn sich daraus eine europäische Lösung ergibt, sollte man die ernsthaft in Betracht ziehen - aber bitte bei aller Euphorie nicht vergessen zu erwägen, wie die Sache aussähe, wenn im nächsten Jahr nach der Wahl jemand... sagen wir mal vorsichtig etwas weniger Europa-affines in den Elysée-Palast einzieht.