NATO-Ostflanke
Älter als 7 Tage

Helsing-Chef: Drohnenwall binnen eines Jahres möglich

Helsing HX-2
Helsing HX-2, © Helsing

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BERLIN - Das Rüstungsunternehmen Helsing plädiert für den schnellen Aufbau einer glaubhaften konventionellen Abschreckung an der NATO-Ostflanke mit neuartigen Kampfdrohnen. "Dieser Drohnenwall ließe sich innerhalb eines Jahres errichten", ist das Unternehmen überzeugt.

Man brauche dazu noch "Aufklärungssysteme, Satelliten und wahrscheinlich auch Aufklärungsdrohnen", sagt Gundbert Scherf, Mitbegründer und Co-Vorstandsvorsitzender, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Das Münchner Unternehmen ist auf die Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) für die Rüstungsbranche spezialisiert. Es hat für den Einsatz - zunächst in der Ukraine - die Drohne HX-2 entwickelt, die Künstliche Intelligenz nutzt, um Sprengladungen auf ein Ziel zu steuern und dabei weniger anfällig gegen Störmaßnahmen zu sein.

Das Unternehmen hat zudem eine Partnerschaft mit dem französischen Raumfahrt-Startup Loft Orbital begründet, um mit Aufklärungssatelliten Grenzen und Truppenbewegungen überwachen zu können.

Mit dem schwedischen Hersteller Saab wird der Einbau einer KI-Anwendung für den Luftkampf in den Gripen-Kampfjet vorbereitet. Außerdem will Helsing bald ein autonomes System für die Anwendung in See vorstellen.

Scherf: Demokratien können keinen Abnutzungskrieg führen

Die Kombination von Aufklärungs- und Kampfdrohnen sei eine intelligente Sperre. Feindliche Kräfte würden bekämpft, aber eigene Truppen durchgelassen. Ein "Drohnenwall" könne damit auch Minensperren ersetzen.

"Es ist ein bisschen paradox, aber gerade autonome Systeme sind für Demokratien gemacht. Wir schätzen das Leben, wir leben auch alle gerne ein gutes Leben. Ich glaube nicht, dass unsere Demokratien einen Abnutzungskrieg, der viele Menschenleben kostet, führen können oder wollen", sagt Scherf.

"Das heißt, wir sind wirklich darauf angewiesen, diese asymmetrischen, technologischen Fähigkeiten zu haben. Asymmetrische Technologie gewinnt!"

In Deutschland war der Einsatz von bewaffneten Drohnen und automatisierten Waffensystemen lange umstritten. Nach jahrelangen Diskussionen im Bundestag passierte erst mal nichts. Noch 2020 hatte die SPD als kleinerer Partner in der Regierung mit der Union das Thema auf Eis legen lassen.

Der Schutz der eigenen Soldaten sei sehr wichtig, als "Friedenspartei" sehe man aber die Dimension der Drohne als Angriffswaffe, erklärten SPD-Vertreter. Fritz Felgentreu, damals verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, schmiss aus Protest hin, um sich nicht verbiegen zu müssen. Erst der Großangriff Russlands auf die Ukraine 2022 veränderte die Lage grundsätzlich.

"Aktuell läuft die Debatte noch wie im Kalten Krieg"

"Wenn wir an die NATO-Ostflanke denken, also 3.000 Kilometer Grenze, und mit Masse dorthin kommen, auf asymmetrische Fähigkeiten setzen, also Zehntausende Kampfdrohnen dort konzentrieren, dann ist es eine sehr glaubwürdige konventionelle Abschreckung", sagt Scherf.

"Aktuell läuft die Debatte noch wie im Kalten Krieg. Da zählen wir Panzersysteme, Flugzeuge und Schiffe auf der anderen Seite und gucken, ob wir mit viel Geld irgendwie in die Nähe von Parität kommen. Und ich glaube, das ist falsch herum gedacht."Die Erfahrung der Ukraine zeige, es müsse auf asymmetrische Technologien gesetzt und mit Masse neue Dilemmata erzeugt werden.

Auch deutsche Militärplaner und Wissenschaftler befassen sich mit Hinweis auf die schnelle Aufrüstung Russlands mit den neuen Konzepten und ziehen Lehren aus der Ukraine. Im Baltikum wird ein "Drohnenwall" schon diskutiert. Drohnen werden dabei nicht als Alternative zu Panzern und Artillerie gesehen, aber als notwendige Ergänzung - bei der Deutschland allerdings auch mehr als drei Jahre nach der Zeitenwende noch ziemlich blank ist.

Drei Schritte: Navigation, Detektion und Mission Execution

Die HX-2 ist nach Herstellerangaben in der Lage, Artilleriewaffen, Panzerfahrzeuge und andere militärische Ziele auf bis zu 100 Kilometer Reichweite zu bekämpfen. Weil sie ihr Ziel und den Weg dahin mit KI erkennt, ist sie weniger anfällig gegen gegnerische Störmaßnahmen ("elektronischer Kampf").

"Um den zu überwinden - also ohne GPS-Koordinaten zu navigieren - muss das System anhand von Kartenmaterial abgleichen, was es auf dem Boden sieht. Dafür braucht es eine Intelligenz an Bord, damit die Drohne überhaupt in den Zielkorridor kommt", sagt Scherf.

Typischerweise sind die Ziele versteckt und die Drohne unterstütze die Suche. Der Bediener müsse in jedem Fall das Ziel erst noch bestätigen. Der Mensch entscheide. Dann aber könne die Waffe von einem KI-Agenten autonom ins Ziel gelenkt werden. Fachleute nennen die drei Schritte "Navigation, Detektion und am Ende Mission Execution". Ukrainische Soldaten lernen die Bedienung in einigen Wochen.

Die Drohnen sind ein Massensystem

Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz teilte Helsing mit, für die Ukraine weitere 6.000 der Kampfdrohnen zu bauen - dies zusätzlich zur laufenden Lieferung von 4.000 Kampfdrohnen. In Süddeutschland sei die erste Produktionsanlage für eine lokale und souveräne Fertigung ("Resilience Factory") in Betrieb genommen zu haben.

Helsing kündigte an, es würden an mehreren Standorten in Europa weitere dieser Fabriken errichtet, die im Konfliktfall Zehntausende Einheiten pro Monat produzieren könnten.

Das Unternehmen bezeichnet die Drohne als vergleichsweise billiges Massensystem mit stark asymmetrischer Wirkung. "Die Drohnen bekämpfen Systeme auf der anderen Seite, die einen deutlich höheren Gegenwert haben. Drohnen bekämpfen Panzer zu weniger als 1 Prozent der Kosten", sagte Scherf.

Und: "Natürlich kann ein Gegner auch mit viel teureren Raketen auf Drohnen schießen. Aber wenn man so will, ist dann die Bekämpfung der Drohne eher die Zerstörung einer Rakete."
© dpa-AFX | Abb.: DVIDS | 23.03.2025 08:48

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Beitrag vom 24.03.2025 - 19:25 Uhr
Im ersten Absatz soll stehen:

Natürlich eine Einzelmeinung und wie gesagt: die Verwendung variiert von Einheit zu Einheit und hängt vorallem von der Verfügbarkeit konventioneller Mittel ab.

Es fällt auf dass bei Hochwertzielen wie z.B. Pontonbrücken, Munitionslagern oder Luftfahrzeugen sofern sie in Reichweite von Himars und Scalp sind stets diese Systeme verwedet werden.

Die geringe Geschwindigkeit und der Lärm von kleinen wie größeren Drohnen geben dem Gegner nämlich alle Zeit der Welt um sich vorzubereiten bzw. um zu verlegen und die Russen haben das z.B. bei den Drohnenangriffen auf deren Flugplätze auch exessiv getan so dass die Ukrainer heute nurnoch stationäre Ziele wie z.B. die Munitionslager der Flugplätze oder Rafinerien usw. angreifen.
Beitrag vom 24.03.2025 - 19:23 Uhr
Wenn jeder excuse me Hanswurst
Immerhin haben Sie offenbar gemerkt ("excuse me"), dass so eine Beschimpfung nicht OK ist.
Zur Konsequenz, sie wegzulassen, hat es dann aber nicht gereicht?

Die Wahrheit war mir wichtiger.

Eher Ihre Ã?berheblichkeit...
Die auch.

In der Ukraine läuft es übrigens i.d.R so dass die Russischen Fahrzeuge und Besatzungen erst durch konventionelle Mittel lahmgelegt werden und dann erst durch Drohnen zerstört werden denn so schnell und zuverlässig können die i.d.R garnicht vor Ort sein.

Ihre Quellen?

Austausch mit u.a. einem Teilnehmer der Kursk Offensive.


OK, schwer überprüfbar und selbst wenn das stimmt, eine Einzelmeinung.

Weil es auch die A u f k l ä r u n g s drohnen am Boden hällt und so Infiltrationstaktiken mit kleinen Trupps usw. erst (wieder) möglich werden.

Normalerweise haben die Russen ja das Problem dass sie aufgrund der Aufklärungsdrohnen welche in dem offenen Gelände äußerst weit blicken können garnicht an die Ukrainischen Stellungen herankommen. Ob die aufgeklärten Russischen Einheiten dann von FPVs oder Artillerie bekämpft werden hängt von der zuständigen Ukrainischen Einheit, der taktischen Situation, Wetter usw. ab.
In Serie hergestellte Angriffsdrohnen sind vermutlich effektiver als das halbzivilie Material, das heute üblicherweise ukrainischen Truppen zur Verfügung steht.
Und klassische Granaten und Bomben muss man ja auch erst mal ins Ziel bringen.

Ja genau.

Die muss man erstmal ins Ziel bringen.

Die Russen haben schlechtem Wetter welches die Ukrainischen Drohnen am Boden hielt etliche auf taktischer Ebene entscheidende Durchbrüche zu verdanken.


Täusche ich mich, oder haben Sie 2 Posts weiter oben behauptet, russische Panzer und Artillerie würden eh meistens von klassischen Granaten/Minen außer Gefecht gesetzt?
Wie kann denn dann schlechtes Drohnenwetter so einen Einfluss haben?

Weil es auch die A u f k l ä r u n g s drohnen am Boden hällt und so Infiltrationstaktiken mit kleinen Trupps usw. erst (wieder) möglich werden.

Normalerweise haben die Russen ja das Problem dass sie aufgrund der Aufklärungsdrohnen welche in dem offenen Gelände äußerst weit blicken können garnicht an die Ukrainischen Stellungen herankommen. Ob die aufgeklärten Russischen Einheiten dann von FPVs oder Artillerie bekämpft werden hängt von der zuständigen Ukrainischen Einheit ab.

Da die Ukrainer ja sehr vorsichtig kämpfen um ihre Leute und Gerätschaften zu schonen bzw. zu behalten ziehen sie sich i.d.R zeitnah zurück wenn die Russen mal in ihre Stellungen eingedrungen oder nahe dran sind und typischerweise versuchen die auch nicht ohne Drohne eine Stellung zu erobern denn der Sicherheitsgewinn durch das Wissen über Zahl und Position der Gegner ist da ja offensichtlich. Hoffentlich nicht nur für mich.
Beitrag vom 24.03.2025 - 18:45 Uhr
Wenn jeder excuse me Hanswurst
Immerhin haben Sie offenbar gemerkt ("excuse me"), dass so eine Beschimpfung nicht OK ist.
Zur Konsequenz, sie wegzulassen, hat es dann aber nicht gereicht?

Die Wahrheit war mir wichtiger.

Eher Ihre Ã?berheblichkeit...

In der Ukraine läuft es übrigens i.d.R so dass die Russischen Fahrzeuge und Besatzungen erst durch konventionelle Mittel lahmgelegt werden und dann erst durch Drohnen zerstört werden denn so schnell und zuverlässig können die i.d.R garnicht vor Ort sein.

Ihre Quellen?

Austausch mit u.a. einem Teilnehmer der Kursk Offensive.


OK, schwer überprüfbar und selbst wenn das stimmt, eine Einzelmeinung.

In Serie hergestellte Angriffsdrohnen sind vermutlich effektiver als das halbzivilie Material, das heute üblicherweise ukrainischen Truppen zur Verfügung steht.
Und klassische Granaten und Bomben muss man ja auch erst mal ins Ziel bringen.

Ja genau.

Die muss man erstmal ins Ziel bringen.

Die Russen haben schlechtem Wetter welches die Ukrainischen Drohnen am Boden hielt etliche auf taktischer Ebene entscheidende Durchbrüche zu verdanken.


Täusche ich mich, oder haben Sie 2 Posts weiter oben behauptet, russische Panzer und Artillerie würden eh meistens von klassischen Granaten/Minen außer Gefecht gesetzt?
Wie kann denn dann schlechtes Drohnenwetter so einen Einfluss haben?

Inzwischen können die Ukrainer auch bei schlechterem Wetter fliegen aber die Problematik ist denke ich offensichtlich.

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