Zollstreit
Älter als 7 Tage
Ryanair flirtet mit der Comac C919
DUBLIN - Ryanair ist der größte Boeing-Abnehmer außerhalb der USA - über 300 737 MAX stehen zur Lieferung an die Günstigairline aus. "Spürbare Verteuerungen" durch US-Zölle will Ryanair nicht akzeptieren. Airlinechef Michael O'Leary blinkt kurz nach China - die Warnung löst in den USA eine Reaktion aus.
Ryanair warnt die US-Regierung vor Zöllen auf Flugzeuge und Flugzeugteile. O'Leary droht in einem Schreiben an US-Abgeordnete, aus dem die Nachrichtenagentur
"Reuters" zitiert, mit einem Stopp der Auslieferungen - und der Abbestellung von Boeing-Flugzeugen.
Bei einer "spürbaren Verteuerung" durch Zölle werde Ryanair nicht nur "aktuelle Auftragspositionen bei Boeing hinterfragen", sondern auch prüfen, "Aufträge anderweitig zu vergeben", stellt O'Leary in dem Text klar.
Aus einem Auftragslos über 210 737 MAX 8200 hat Ryanair inzwischen rund 180 Flugzeuge erhalten. Ab 2027 erwartet Ryanair 150 737 MAX 10 aus einem Festauftrag, den die Airline über Optionen noch nach und nach auf bis zu 300 Flugzeuge auusbauen will.
Auf A320neo und A321neo kann Ryanair kaum ausweichen - Airbus ist bis Anfang der 2030er Jahre ausverkauft. O'Leary hatte im März aber mit einer Bestellung des A320neo- und 737 MAX-Konkurrenten C919 des chinesischen Herstellers Comac kokettiert.
"Am Ende wird dieses Flugzeug (in Europa, Red.) zugelassen werden", sagte der Manager in einem Interview mit "Skift". "Wir konzentrieren uns immer darauf, Flugzeuge zum geringstmöglichen Preis und zum besten Zeitpunkt einzukaufen." Bei "10 bis 20 Prozent" Preisabstand zu einer A320neo könnte Ryanair demnach schwach werden.
Das Interview löste in Washington eine Reaktion aus. "Amerikanische und europäische Airlines sollten nicht einmal mit dem Gedanken spielen, in Zukunft Flugzeuge eines chinesischen Rüstungsunternehmens zu kaufen", ging der US-Kongressabgeordnete Raja Krishnamoorth von den Demokraten in einem Schreiben an O'Leary direkt auf dessen Wortmeldung ein.
© aero.de | Abb.: Ryanair | 02.05.2025 06:23
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Beitrag vom 05.05.2025 - 00:22 Uhr
Ich vermute mal, daß meine chinesischen Freunde die 125%-igen Zölle auf alle Flugzeugbauteile ggf. lange beibehalten werden. Das Signal: "Wir bestrafen die AMI's".
Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
Alles richtig - nur nutzt das Ryanair gerade gar nichts - egal was MOL über die Social Media "raushaut". Und alle in der Branche wissen das auch. Ryanair hat eine riesige Order bei Boeing offen. Sie zu stornieren würde nicht nur enorme Kosten = Stornogebühren verursachen, Ryanair stünde dann auch erst einmal ohne Altenative da. Natürlich könnten sie bei Airbus ordern, aber in diesem Jahrzehnt würde da wohl keine zureichende Lieferung mehr erfolgen, so ausgebucht wie die A320neo-Family ist. Es bleibt - theoretisch - die C919. Die ist aktuell jedoch von der EASA nicht zertifiziert - und die EASA wird sie absehbar auch nicht schneller zertifizieren als nötig. Nicht wegen Trump und den USA. Sondern wegen Airbus. Selbst wenn die C919 in zwei oder drei Jahren zertifiziert sein sollte (und für die üblichen Prozeduren der EASA wäre das molto rapido) würde eine Ryanair-Order ja nicht bedeuten, dass dann die C919 in für Ryanair zureichender Anzahl gleich auf dem Hof stehen. Deren Produktion wird derzeit gerade erst hochgefahren. Das faktische 737MAX-Verbot in China läuft zudem auf einen verstärkten Inlandsbedarf an der C919 hinaus - zu den derzeit rund 1000 Orders für die C919 werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zeitnah zahlreiche weitere hinzukommen, die aus dem genannten Grund einen vorrangigen Bedarf darstellen. Womöglich könnte Ryanair dann eine PR-Lieferung von zehn oder zwanzig Maschinen gewärtigen und MOL würde von Herrn Xi mit einer Privataudienz geehrt, aber das würde allenfalls für eine "Lauda China" reichen und keinesfalls den Bedarf decken, der durch altersbedingt ausscheidende B 737-800 in den kommenden Jahren bei Ryanair absehbar entsteht. Schließlich: Selbst wenn die C 919 dann irgendwann im nächsten Jahrzehnt in zureichender Zahl bei Ryanair auf dem Hof stehen würden, wären sie zwar sehr wahrscheinlich preisgünstiger in der Anschaffung, hätten aber nach allem, was uns derzeit an Leistungsdaten zugänglich ist, auch deutlich schlechtere Performance-Daten als die B 737 MAX. Das mag bei der nächsten Generation von C919 schon ganz anders sein, aber das ist noch nicht der Stand des gegenwärtigen Musters. Bis dieses dann soweit ist könnte man bei Ryanair auch eine zureichende Zahl an A 321neo in der Flotte haben.
Momentan sitzt Ryanair mithin etwas in der Klemme. Die bestellten B 737 MAX 8-200 werden sich durch die Trump´sche Zollpolitik sehr wahrscheinlich signifikant verteuern => ganz schlecht für einen ULCC wie Ryanair. Airbus ist auf Jahre "ausverkauft" - Comac kurzfristig einfach noch nicht so weit (in zehn Jahren kann das völlig anders aussehen, aber niemmand von uns weiß heute, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird) - und Embraer hat kein für Ryanair geeignetes Muster im Portfolio. Die Ryanair-Konkurrenten Easyjet und Wizzair haben mit ihren großen Airbus-Flotten ein "großes Stück" weniger Probleme.
Das alles weiß natürlich auch MOL, der trotz seiner skurrilen Clown-Attitüden ein sehr intelligenter, sehr erfahrener und sehr erfolgreicher Airline-Topmanager ist. Seine Reaktion darauf ist ganz typisch für ihn und sie erinnert mich immer an Uli Hoeneß: Wenn es beim FC Bayern München gerade nicht läuft pflegt dieser einen richtig ganz knalligen Spruch "rauszuhauen" ("Abteilung Attacke") mit dem Ergebnis, dass dieser in den Social Media viral geht, sich wochen- und monatelang alle Journalisten, alle Foren und alle Talkshows an diesem Spruch abarbeiten und das Unternehmen derweil Zeit und Muße gewinnt, abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit an einem praktikablen Konzept zu arbeiten, mit der Situation angemessen umzugehen und sie bestmöglich zu lösen.
So lese ich auch diesen "Spruch" von MOL.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl
Dieser Beitrag wurde am 05.05.2025 00:38 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.05.2025 - 11:40 Uhr
Ich vermute mal, daß meine chinesischen Freunde die 125%-igen Zölle auf alle Flugzeugbauteile ggf. lange beibehalten werden. Das Signal: "Wir bestrafen die AMI's".
Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl
Darauf, über die gfls. stattfindende Geschwindigkeit beim Aufbau von Kapazitäten und Fähigkeiten wollte ich hinweisen.
Wenn die Chinesen da ähnlich rasant einsteigen wie bei der Automobilherstellung, Solarenergietechnik oder modernen Militärtechnik, inkl. Kampfflugzeuge (!), dann ist das nicht nur ein Eigentor für (die Flugzeugindustrie) bei Uncle Sam, sondern auch nicht gut für andere Länder.
Beitrag vom 04.05.2025 - 11:11 Uhr
Ich vermute mal, daß meine chinesischen Freunde die 125%-igen Zölle auf alle Flugzeugbauteile ggf. lange beibehalten werden. Das Signal: "Wir bestrafen die AMI's".
Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl
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Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
Alles richtig - nur nutzt das Ryanair gerade gar nichts - egal was MOL über die Social Media "raushaut". Und alle in der Branche wissen das auch. Ryanair hat eine riesige Order bei Boeing offen. Sie zu stornieren würde nicht nur enorme Kosten = Stornogebühren verursachen, Ryanair stünde dann auch erst einmal ohne Altenative da. Natürlich könnten sie bei Airbus ordern, aber in diesem Jahrzehnt würde da wohl keine zureichende Lieferung mehr erfolgen, so ausgebucht wie die A320neo-Family ist. Es bleibt - theoretisch - die C919. Die ist aktuell jedoch von der EASA nicht zertifiziert - und die EASA wird sie absehbar auch nicht schneller zertifizieren als nötig. Nicht wegen Trump und den USA. Sondern wegen Airbus. Selbst wenn die C919 in zwei oder drei Jahren zertifiziert sein sollte (und für die üblichen Prozeduren der EASA wäre das molto rapido) würde eine Ryanair-Order ja nicht bedeuten, dass dann die C919 in für Ryanair zureichender Anzahl gleich auf dem Hof stehen. Deren Produktion wird derzeit gerade erst hochgefahren. Das faktische 737MAX-Verbot in China läuft zudem auf einen verstärkten Inlandsbedarf an der C919 hinaus - zu den derzeit rund 1000 Orders für die C919 werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zeitnah zahlreiche weitere hinzukommen, die aus dem genannten Grund einen vorrangigen Bedarf darstellen. Womöglich könnte Ryanair dann eine PR-Lieferung von zehn oder zwanzig Maschinen gewärtigen und MOL würde von Herrn Xi mit einer Privataudienz geehrt, aber das würde allenfalls für eine "Lauda China" reichen und keinesfalls den Bedarf decken, der durch altersbedingt ausscheidende B 737-800 in den kommenden Jahren bei Ryanair absehbar entsteht. Schließlich: Selbst wenn die C 919 dann irgendwann im nächsten Jahrzehnt in zureichender Zahl bei Ryanair auf dem Hof stehen würden, wären sie zwar sehr wahrscheinlich preisgünstiger in der Anschaffung, hätten aber nach allem, was uns derzeit an Leistungsdaten zugänglich ist, auch deutlich schlechtere Performance-Daten als die B 737 MAX. Das mag bei der nächsten Generation von C919 schon ganz anders sein, aber das ist noch nicht der Stand des gegenwärtigen Musters. Bis dieses dann soweit ist könnte man bei Ryanair auch eine zureichende Zahl an A 321neo in der Flotte haben.
Momentan sitzt Ryanair mithin etwas in der Klemme. Die bestellten B 737 MAX 8-200 werden sich durch die Trump´sche Zollpolitik sehr wahrscheinlich signifikant verteuern => ganz schlecht für einen ULCC wie Ryanair. Airbus ist auf Jahre "ausverkauft" - Comac kurzfristig einfach noch nicht so weit (in zehn Jahren kann das völlig anders aussehen, aber niemmand von uns weiß heute, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird) - und Embraer hat kein für Ryanair geeignetes Muster im Portfolio. Die Ryanair-Konkurrenten Easyjet und Wizzair haben mit ihren großen Airbus-Flotten ein "großes Stück" weniger Probleme.
Das alles weiß natürlich auch MOL, der trotz seiner skurrilen Clown-Attitüden ein sehr intelligenter, sehr erfahrener und sehr erfolgreicher Airline-Topmanager ist. Seine Reaktion darauf ist ganz typisch für ihn und sie erinnert mich immer an Uli Hoeneß: Wenn es beim FC Bayern München gerade nicht läuft pflegt dieser einen richtig ganz knalligen Spruch "rauszuhauen" ("Abteilung Attacke") mit dem Ergebnis, dass dieser in den Social Media viral geht, sich wochen- und monatelang alle Journalisten, alle Foren und alle Talkshows an diesem Spruch abarbeiten und das Unternehmen derweil Zeit und Muße gewinnt, abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit an einem praktikablen Konzept zu arbeiten, mit der Situation angemessen umzugehen und sie bestmöglich zu lösen.
So lese ich auch diesen "Spruch" von MOL.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl
Dieser Beitrag wurde am 05.05.2025 00:38 Uhr bearbeitet.
Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl
Darauf, über die gfls. stattfindende Geschwindigkeit beim Aufbau von Kapazitäten und Fähigkeiten wollte ich hinweisen.
Wenn die Chinesen da ähnlich rasant einsteigen wie bei der Automobilherstellung, Solarenergietechnik oder modernen Militärtechnik, inkl. Kampfflugzeuge (!), dann ist das nicht nur ein Eigentor für (die Flugzeugindustrie) bei Uncle Sam, sondern auch nicht gut für andere Länder.
Die Kosten innerhalb Chinas sind NULL! Comac ist doch Staatsindustrie. Man kann also die Zolleinnahmen buchhalterisch als Subvertionen der Comac zuweisen. Am Kaufpreis für eine C919 wird sich damit nichts ändern.
Die Airlines in China sind zumindest als halbstaatlich anzusehen. Auch dort könnte man Zölle auf Ersatzteile und Jets kreativ umbuchen.
ABER die Wettbewerbsfähigkeit potentieller chinesischer Zulieferer steigt gewaltig. Ein potentielles Eigentor von Uncle Sam-Donald.
Gruß Gustl