LUXEMBURG - Fluggäste sollen nach dem Willen der EU-Staaten künftig erst nach vier Stunden Verspätung entschädigt werden - und nicht wie bisher nach drei Stunden. Eine Mehrheit der EU-Verkehrsminister hat sich bei einem Treffen in Luxemburg für die Änderung ausgesprochen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Diplomatenkreisen erfuhr.
Das Europaparlament kann noch Änderungen an den neuen Regeln vornehmen. Die Vier-Stunden-Regel soll dem Willen der Minister zufolge für Distanzen bis 3.500 Kilometer gelten. Für längere Flugreisen ist eine Frist von sechs Stunden vorgesehen.
Die Bundesregierung hatte sich dafür eingesetzt, dass Passagiere wie bisher ab drei Stunden Verspätung entschädigt werden und dafür pauschal eine Entschädigung von 300 Euro bekommen. Dadurch wären Verbraucherrechte gewahrt, aber auch Fluggesellschaften auf Langstreckenflügen entlastet worden, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) vor dem Treffen.
Entsprechend stimmte Deutschland der Änderung bei der Sitzung in Luxemburg nicht zu. Verbraucherschützer warnen davor, dass bei einer Änderung deutlich weniger Passagiere entschädigt werden würden.
Bislang Entschädigung bis zu 600 EuroLaut geltender Fluggastrechteverordnung besteht bislang für Fluggäste pauschal ab drei Stunden Verspätung Anspruch auf Entschädigung, sofern die Airline diese verschuldet: 250 Euro für Flüge bis 1.500 km, 400 Euro für Flüge bis 3.500 km und 600 Euro für Langstreckenflüge mit mehr als 3.500 km.
Der deutsche Lobbyverband BDL hatte beim Institut Yougov eine Umfrage unter Passagieren in Auftrag gegeben. Unter der Vorgabe, dass sie noch am selben Tag ihr Ziel erreichen, waren demnach 73 Prozent der befragten Passagiere bereit, erst nach fünf Stunden Verspätung einen Entschädigungsanspruch zu erhalten.
Nur 21 Prozent fanden die Entschädigungszahlung bereits nach drei Stunden wichtiger. Dafür nähmen sie in Kauf, ihr Ziel gegebenenfalls erst ein oder zwei Tage später zu erreichen.
Die Airlines und ihre Verbände argumentieren, dass sie an vielen Zielen in Europa technisch nicht in der Lage seien, innerhalb von drei Stunden ein Ersatzflugzeug samt Crew zu stellen. Im Zweifel werde dann auf einen zusätzlichen Flug verzichtet, weil die hohen Entschädigungszahlungen ohnehin bereits angefallen seien.
Fünf Stunden sei die bessere Frist. Wie viel mehr Ersatzflüge genau durch eine Fünf-Stunden-Regel noch am selben Tag stattfinden würden, ist unklar.
Widerstand im EuropaparlamentGrundsätzlich haben die Parlamentarier bei dem Vorhaben noch ein Wort mitzureden und müssen den neuen Regeln ebenfalls zustimmen. Der FDP-Europaabgeordnete Jan-Christoph Oetjen betonte vor der Abstimmung, dass das Europäische Parlament bereits eine Position habe, "und ich sehe keinen Grund, diese gute Position noch einmal anzupassen".
Voraussichtlich wolle das Europaparlament die Drei-Stunden-Vorgabe beibehalten. Der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke betonte: "Als Parlament werden wir keine Verschlechterung des Status quo akzeptieren."
© dpa-AFX | Abb.: aero.de | 05.06.2025 17:55
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Beitrag vom 12.06.2025 - 09:44 Uhr
Außerdem weiß doch die Airline sicherlich nicht erst zum Startzeitpunkt, dass sich ein Flug deutlich verspäten wird, das ist doch i.d.R deutlich früher abzusehen und bedeutet eine Airline könnte einen Ersatzflieger von einer ihrer Basen frühzeitig starten lassen.
Weil auch noch nie Sensoren oder Teile beim Pre-Flight Check oder auf dem Weg zur Runway ausgefallen sind...
Also solche Fälle will ich gar nicht bestreiten aber ich glaube nicht, dass dies die Hauptgründe für die Masse der Verspätungen sind. Ich habe eine interessante Internetrecherche zur Veränderung des Prozentualen Anteils der Verspätungen über 3 Stunden bei großen europäischen Carriern vor und nach dem Inkrafttreten der Fluggastrechte Verordnung in 2004 gemacht. LH hat seine Anteil an diesen langen Verspätungen von 2,75% auf 1,45% gesenkt, Air France von 2,60% auf 1,35%, Ryanair von 1,80% auf 1,60% und easyjet von 1,90% auf 1,70%. LH und Air France haben damit fast ein Halbierung erreicht. Ryanair und easyJet hatten bereits niedrige Verspätungsquoten. Das zeigt doch dass offenbar besonders bei den großen Netzwerk-Carriern eine disziplinierende Wirkung durch die Fluggastrecht Verordnung eingetreten ist.
Bedenkt man außerdem dass die angegebenen Flugzeiten sowieso einen zeitlichen Puffer haben, bin ich der Meinung mit Ersatzflieger würden viele Verspätungen nicht die 3 Stunden Marke reißen.
Die Flieger sind in der Regel für den nächsten Flug woanders hin geplant. Ein Flugzeug fliegt oft nicht einfach nur Stur A-B-A und die Tournaround Zeiten sind so knapp wie möglich, da jede Minute am Boden Geld kostet. Ein Flugzeug verdient nur Geld in der Luft.
Beitrag vom 07.06.2025 - 12:57 Uhr
Finde ich schade, ist sind in der Regel die Billigheimer, die das mit den Verzögerungen nicht auf die Reihe kriegen. Gleichzeitig kann die Airline immernoch, ohne Konsequenzen, 14 Tage vor meinem Urlaub diesen komplett durcheinander würfeln ohne dass ich eine Chance habe, dass Hotel zu stornieren. Das wird die Lobby ein paar Lifetime-Gold-Status gekostet haben eine solche Entscheidung zu verwicklichen.
Beitrag vom 06.06.2025 - 22:02 Uhr
@noltea
Völlig unberücksichtigt bleibt der Fakt, dass solche Entschädigungen ohne Relation zum gezahlten Preis in keiner einzigen anderen Branche existieren. In keiner!
Um ein Gefühl dafür zu bekommen - Handwerker, Ärzte, Sachbearbeiter verspäten tagtäglich Termine um Tage, Wochen, Monate...völlig frei von nahezu jeder Entschädigung für betroffene Kunden.
Was sind da lächerliche drei, vier oder sechs Stunden Verspätung!?
Die Bahn muss bei 2 Stunden Verspätung 50% des Fahrpreises erstatten. Ob die Fluggesellschaften damit besser fahren würden, wage ich zu bezweifeln.
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Weil auch noch nie Sensoren oder Teile beim Pre-Flight Check oder auf dem Weg zur Runway ausgefallen sind...
Also solche Fälle will ich gar nicht bestreiten aber ich glaube nicht, dass dies die Hauptgründe für die Masse der Verspätungen sind. Ich habe eine interessante Internetrecherche zur Veränderung des Prozentualen Anteils der Verspätungen über 3 Stunden bei großen europäischen Carriern vor und nach dem Inkrafttreten der Fluggastrechte Verordnung in 2004 gemacht. LH hat seine Anteil an diesen langen Verspätungen von 2,75% auf 1,45% gesenkt, Air France von 2,60% auf 1,35%, Ryanair von 1,80% auf 1,60% und easyjet von 1,90% auf 1,70%. LH und Air France haben damit fast ein Halbierung erreicht. Ryanair und easyJet hatten bereits niedrige Verspätungsquoten. Das zeigt doch dass offenbar besonders bei den großen Netzwerk-Carriern eine disziplinierende Wirkung durch die Fluggastrecht Verordnung eingetreten ist.
Bedenkt man außerdem dass die angegebenen Flugzeiten sowieso einen zeitlichen Puffer haben, bin ich der Meinung mit Ersatzflieger würden viele Verspätungen nicht die 3 Stunden Marke reißen.
Die Flieger sind in der Regel für den nächsten Flug woanders hin geplant. Ein Flugzeug fliegt oft nicht einfach nur Stur A-B-A und die Tournaround Zeiten sind so knapp wie möglich, da jede Minute am Boden Geld kostet. Ein Flugzeug verdient nur Geld in der Luft.
Völlig unberücksichtigt bleibt der Fakt, dass solche Entschädigungen ohne Relation zum gezahlten Preis in keiner einzigen anderen Branche existieren. In keiner!
Um ein Gefühl dafür zu bekommen - Handwerker, Ärzte, Sachbearbeiter verspäten tagtäglich Termine um Tage, Wochen, Monate...völlig frei von nahezu jeder Entschädigung für betroffene Kunden.
Was sind da lächerliche drei, vier oder sechs Stunden Verspätung!?
Die Bahn muss bei 2 Stunden Verspätung 50% des Fahrpreises erstatten. Ob die Fluggesellschaften damit besser fahren würden, wage ich zu bezweifeln.