Streit um "Protektionismus"
Älter als 7 Tage  

Air Berlin verlässt Branchenorganisation AEA

BERLIN - Die Fluggesellschaft Air Berlin hat überraschend ihre Mitgliedschaft in der Branchenorganisation "Association of European Airlines" (AEA) gekündigt. Sie beklagt eine zu protektionistische Strategie der Airline-Vereinigung.

Eine gemeinsame Basis im europäischen Verband sei nicht mehr gegeben, ließ der neue Vorstandsvorsitzende von Air Berlin, Stefan Pichler, am Dienstag erklären. Air Berlin habe deshalb am Dienstag ihre Mitgliedschaft in der Association of European Airlines (AEA) gekündigt.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft reagierte damit auf "offensichtlich zu Tage tretende Diskrepanzen in der gemeinsamen Interessensvertretung" der großen europäischen Fluggesellschaften, so das Unternehmen.

Air Berlin-Chef Stefan Pichler
Air Berlin-Chef Stefan Pichler, © Air Berlin

"Wir sehen keine Zukunft in einer protektionistischen Luftverkehrspolitik in Europa. Im Gegenteil: Die Liberalisierung zwischenstaatlicher Abkommen wird eine weitere Konsolidierung sowie neue, innovative Geschäftsmodelle fördern, und somit allen Fluggästen zu Gute kommen. Mit ihrer aktuellen Ausrichtung und Interessensvertretung kommt die AEA diesen Ideen nicht nach, sondern lässt sich von Fluggesellschaften treiben, die eine neue Mauer um Europa bauen wollen", sagte Pichler.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass neue Investitionen in die europäische Luftverkehrswirtschaft - zum Beispiel aus anderen Regionen der Welt - nicht nur viele Arbeitsplätze erhalten werden, sondern auch neue schaffen. Mehr Wettbewerb wird Fluggästen mehr Auswahl und attraktivere Serviceleistungen bieten und langfristig ein Wachstum und zusätzliche Verkehrsanbindungen fördern", so Pichler weiter.

Air Berlin werde sich weiterhin auf europäischer Ebene in der Luftverkehrspolitik engagieren und nun mit eigenen Initiativen in Brüssel aktiv werden. Air Berlin wurde in den letzten Jahren umfänglich von ihrem Großaktionär Etihad Airways aus Abu Dhabi finanziell unterstützt.

Auch die im IAG-Konzern vereinten Fluggesellschaften British Airways haben kürzlich mit der AEA gebrochen. IAG-Chef Willie Walsh sprach sich zuletzt für eine Liberalisierung der Märkte aus. Bei der IAG kaufte sich zu Jahresanfang Qatar Airways mit knapp zehn Prozent ein.

Die AEA hat bisher 29 Mitglieder, die jährlich 415 Mio. Passagiere befördern und 5,4 Mio. Tonnen Fracht umschlagen. Die vereinigte Flotte von 2500 Flugzeugen steuert 635 Ziele in 160 Staaten mit 11.600 Flügen pro Tag an. Die Mitgliedsairlines haben zusammen rund 365.000 Arbeitsplätze und machen rund 100 Mrd. Euro Umsatz im Jahr.
© FLUG REVUE - Sebastian Steinke | Abb.: Air Berlin | 21.04.2015 11:05

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Beitrag vom 21.04.2015 - 18:55 Uhr
Jawohl, alles auf billig setzen. Ist ja zum Wohle des Kunden. Sicher wollen alle so billig reisen, hat man aber auch die Nachteile im Blick. Billig führt zu Kostendruck, zum Sparen an allen Ecken und Enden. Darunter leiden die Belegschaften, weil sie für weniger Geld mehr arbeiten müssen, was kurz über lang zu Lasten der Sicherheit geht und nicht nur bei den Airlines sondern auch bei den Flugsicherungsinstitutionen. Siehe Gesetzgebung zu neuen Dienstzeitenregelungen bei den Piloten. Auch für den Passagier wird es nicht unbedingt besser. Schlechter Service, alle Extras extra zahlen, enge Bestuhlung, gehetzte, unfreundliche Mitarbeiter in der Kabine und am Boden. Outsourcing an den Flughäfen für das Handling und Check-In. Die viel gepriesene Konkurrenz hat definitiv eine Grenze.

Billig kann sinnvolle Ergänzung zum Full-Service sein, den nämlich auch viele Passagiere schätzen. Wohin zu viel billig führt zeigt die Bilanz von Air Berlin. Nicht ein Jahr Gewinne geschrieben, negatives Equity, schlechter Kundenservice - Passagiere werden ihrer Rechte entmündigt. Zu dieser Art Geschäftsmodell kann man nur nein sagen. Dann lieber Ende Air Berlin als das Kind mit dem Bade auszukippen.

Bei ungleichen Spielregeln definitiv ja zu Protektionismus und zwar so lange bis das "level playing field" wieder hergestellt ist.

"We should not just give the shop away"
Beitrag vom 21.04.2015 - 12:38 Uhr
Nicht nur Air Berlin auch die Briten ( IAG ) sind draußen, siehe Bericht in der Wirtschaftswoche:

 http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/riesenkrach-bei-europas-fluggesellschaften-streit-um-golf-airlines-spaltet-die-branche/11646742.html

Die großen europäischen Airlines werden den Strukturwandel im Luftverkehr mit Protektionismus nicht gewinnen können. Wenn alle Airports ständig wachsen und ausbauen wollen, dann werden zwangsweise auch die Billig-Angebote deutlich steigen, wenn dann noch die Qualität stimmt werden die traditionellen Carrier nicht mithalten können. Den alten Airlines würde nur ein Strategiewechsel helfen, nämlich kein weiterer Ausbau der Flughafenkapazitäten, damit wären die traditionellen Carrier mit ihren Platzrechten im Vorteil, ganz dramatisch wird es die LH treffen wenn FRA voll ausgebaut ist. Dann werden so viele Billigsitze der LH in FRA um die Ohren fliegen, dass LH das gleiche Schicksal wie Air Berlin ereilen wird, nur noch Zuträger für eine andere, fremde Airline.
Beitrag vom 21.04.2015 - 11:32 Uhr
Wessen Brot ich ess dessen Lied ich sing....

Dem ist so (bei allen Airlines).
Und da damit die Interessen der AirBerlin andere sind, als die des Verbandes (... oder der Mehrzahl seiner Mitglieder), ist der Austritt ja nur ein logischer Schritt.


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