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Air Berlin sieht Lufthansa als möglichen Partner

Lufthansa und Air Berlin in DUS
Lufthansa und Air Berlin in DUS, © Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf

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HAMBURG - Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann fasst für die Rettung der hoch verschuldeten und von Verspätungen geplagten Airline eine erweiterte Partnerschaft mit der Lufthansa ins Auge. Air Berlin stellt sich zudem die Frage, ob Bereederungen in Deutschland noch konkurrenzfähig sind.

"Wir müssen 2017 einen Partner finden, und die Lufthansa ist einer von einigen möglichen", sagte der Manager der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag). "Ich prüfe alles, was für Air Berlin Sinn ergibt und die Arbeitsplätze langfristig sichert."

Winkelmann, früherer Chef der Lufthansa-Tochter Germanwings, war im Februar von Deutschlands größter Fluggesellschaft auf den Chefsessel von Air Berlin gewechselt. Vorwürfe, er solle Air Berlin herunterwirtschaften, damit die Lufthansa die kleinere Rivalin schlucken kann, wies er zurück. "Das ist blanker Hohn. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, und den will ich mindestens erfüllen."

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat bereits offen Interesse an einer Übernahme von Air Berlin bekundet. Allerdings müssten dazu die Betriebskosten der Airline sinken, die Großaktionärin Etihad müsse die Schulden übernehmen und die Aufsichtsbehörden müssten zustimmen.

Ein Teil von Air Berlin ist seit Februar bereits für die Lufthansa unterwegs. Der Konzern hat 38 Maschinen samt Personal für seine Töchter Eurowings und Austrian Airlines gemietet.

Winkelmann bat bei den Kunden von Air Berlin um Entschuldigung für die seit Monaten anhaltenden Probleme bei seinem Unternehmen. "Mir tun die Verspätungen leid", sagte er der Zeitung. "Ich selbst ärgere mich schon schwarz über zehn Minuten Verspätung."

Air Berlin kämpft seit Ende März mit Flugausfällen und Problemen bei der Gepäckabfertigung, nachdem die Gesellschaft in Berlin und Düsseldorf einen neuen Bodendienstleister unter Vertrag genommen hat. Hinzu kamen Probleme, nachdem Air Berlin das Touristikgeschäft an ihren österreichischen Ableger Niki abgegeben hat.

Niki soll unter Führung von Air Berlins Großaktionärin Etihad in einem Bündnis mit dem deutschen Ferienflieger Tuifly aufgehen. Den Kaufpreis von 300 Millionen Euro für die Niki-Anteile haben die Berliner schon erhalten. Der Vollzug des Deals hängt aber noch von den Aufsichtsbehörden ab.

Auch die Verhandlungen zwischen Tui und Etihad dauern noch an. Air Berlin fliegt seit Jahren Verluste ein, ist mit mehr als einer Milliarde Euro verschuldet und hält sich seit langem nur noch mit Finanzspritzen von Etihad in der Luft.

Unter irischer Flagge?

Für Winkelmann geht es angesichts der tiefroten Zahlen inzwischen auch um die Frage, "ob man in Deutschland noch Kurzstreckenflüge betreiben kann mit Mitarbeitern, die in Deutschland auch angestellt sind - oder ob wir gezwungen sind, zum Beispiel nach Irland auszulagern". Sein Ziel sei, solche Auslagerungen zu verhindern.

In Irland sitzt der Billigflieger Ryanair, bei dem viele Piloten bei externen Dienstleistern beschäftigt sind oder sogar als Selbstständige arbeiten. Auch Norwegian und SAS melden Flugzeuge unter irischer Flagge an.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Flughafen Düsseldorf | 07.06.2017 13:11

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Beitrag vom 09.06.2017 - 00:29 Uhr
Herr Winkelmann als Vasall von Herrn Spohr hat nun die Aufgabe die Mitarbeiter, insbesondere die Piloten der AB unter Druck zu setzen damit sie im Falle einer Übernahme von Lufthansa und Eingliederung bei EW deren niedrigere Gehälter akzeptieren... Dazu ist nun jegliches Mittel recht auch die Drohung man würde nach Irland auslagern um durch höchst fragwürdige Konstrukte soziale Standards weiter zu beschneiden oder gar Abzuschaffen....
Einfach nur noch verachtenswert diese Art der Unternehmensführung!!

Woher haben Sie die Kenntnisse?

LH nutzt bereits im Wet Lease einige Flieger der Air Berlin über eine extra gegründete neue Gesellschaft, sprich juristischen Person, also unabhängig von der AB. Das reicht LH. Weshalb sollte LH die total überschuldete AB übernehmen?

Dazu ist AB inzwischen nicht mit einem Streckennetz nach deutschen Bedürfnissen ausgerichtet, sondern nach dem von Ethiad, also Zubringerdienste für den Hub in Arabien.

LH ist doch nicht mit dem Waffeleisen gepudert, um sich auf solche Wagnisse einzulassen. Da wartet man die Insolvenz ab und nimmt aus der Insolvenzmasse was man braucht. Das dürften doch vor allem gute Slots an Flughäfen sein, soweit solche überhaupt noch vorhanden sind. Oder was meinen Sie was LH noch interessieren sollte?
Beitrag vom 08.06.2017 - 08:16 Uhr
wenn die Lobbyisten dieses sich für die Abschaffung von solchen fraglichen Konstrukten wie Ryan Air oder Norwegian bei den Politikern einsetzen würden, hätte dies sicherlich Aussicht auf Erfolg aber stattdessen versuchen sie alles um selber solche Konstrukte legalisiert zu bekommen- und genau dies ist wirklich verachtenswert!!!

Das wird schwierig.
Alle maßgeblichen Personen, CEOs, Vorstände, Lobbyisten, arbeitgebernahe Verbände und viele Politiker sind idR davon überzeugt, dass staatliche Einflussnahme auf Firmen etwas ganz Schlechtes ist. Ein weitgehend entfesselter Kapitalismus US-amerikanischer Prägung wird als Vorbild verstanden, während die deutsche Zielvorstellung der sozialen Marktwirtschaft im Besten Fall belächelt, idR jedoch sogar routinemäßig argumentativ bekämpft wird. Staatliche Einmischung bedeutet weniger Effizienz bedeutet weniger Gewinn, öffentlich argumentiert wird idR mit "weniger Arbeitsplätzen".

Mit diesen Mantras im Kopf ist es natürlich sehr schwierig, selbst nach staatlicher Intervention zu rufen, denn das erfordert, sich von langjährigen Überzeugungen zu trennen - oder zumindest von dem was man selbst jahrelang gepredigt hat.
Zudem würde ein solcher Schritt den betroffenen CEO von seinen Peers ausgrenzen und den nächsten Jobwechsel massiv erschweren.

Da ist es dann deutlich einfacher, die gleichen Möglichkeiten, Kosten zu sparen, zu fordern. Das bedingt kein Umdenken und schadet nicht der eigenen Karriere.

Zusammenfassung: Solange ein Ausflaggen des Betriebs rechtlich möglich ist, wird das eine valide Option für die Geschäftsführung von Air Berlin bleiben - müssen.

Dieser Beitrag wurde am 08.06.2017 08:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.06.2017 - 21:30 Uhr
Na dann sollte doch der Herr Winkelmann mit gutem Beispiel vorangehen, sich selbst abschaffen und einen Ersatz aus Irland anheuern!
Nein, nicht einen aus Irre-Land, den haben sie ja schon....
Unglaublich, statt mit Vehemenz gegen solche Methoden vorzugehen, versucht man lieber sich genauso zu verhalten!
Das heißt zum Beispiel für einen Textilhersteller, der mit seinen Produkten nicht gegen den Billigschrott aus Bangladesh ankommt: Nicht etwa auf Qualität setzen - sondern lieber eigene Kinderfabriken gründen.

Ein Glück, dass der Herr Winkelmann VOR der Annahme des Jobs bei Air Berlin sich sein Gehalt über eine Bankgarantie hat absichern lassen!
Bei solchen "Ideen" weiß man ja nicht, wie lange man noch auf dem Posten ist. Aber die Kohle gibt es ja dann trotzdem. Von der Bank!
Risiko ist was für Angestellte-Looser, nicht für Vorstände!


Dieser Beitrag wurde am 07.06.2017 21:36 Uhr bearbeitet.


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