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Startbahngegner feiern Ergebnis des Münchner Bürgerentscheids

Dritte Landebahn am Flughafen München
Computeranimation der dritten Landebahn am Flughafen München, © Werner Hennies, Flughafen München GmbH

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MÜNCHEN - Sie haben sich vor der großen Leinwand aufgebaut, die die Ergebnisse aus den Wahllokalen anzeigt. Als am Sonntag kurz vor 19 Uhr die ersten Zahlen aufleuchten und einen Wahlsieg der Startbahngegner andeuten, kennt der Jubel keine Grenzen. Alte und junge Menschen liegen sich bei der Wahlparty in einem Münchner Gasthof in den Armen, rhythmisch skandieren sie "Hey, hey, hey" und "Zwei gewinnt".

Zwei war auf den Stimmzetteln die Nummer für den Bürgerentscheid des Bündnisses "München gegen die 3. Startbahn", die Nummer zwei die der Befürworter. Zweit Stunden nach Schließung er Wahllokale steht fest: Zwei hat tatsächlich gewonnen.

Als gut zehn Prozent der Stimmen ausgezählt sind und sich der Trend von rund 55 Prozent für die Startbahngegner verdichtet, reißen die Menschen die Arme hoch oder machen johlend das "Victory"-Zeichen. Bald hält es die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper nicht mehr vor der Leinwand. Sie geht zur Seite, nimmt sich ein Mikrofon und ruft ihren Anhängern zu: "Wir haben gekämpft, gekämpft. Und das ist unser Lohn heute." Die Grünen hätten gezeigt, "wer in Sachen Mobilisierung auf der Straße die Hosen an hat. Das sind wir", jubiliert Schopper.

Da will die Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause nicht zurückstehen: "Das Ergebnis ist einfach nur geil", ruft sie. Doch nach diesem Emotionsschrei wird sie schnell politisch-sachlich und spricht von einem Ergebnis mit bundesweiter Ausstrahlung: "Die Politik des schneller, höher, weiter war gestern, die von heute ist besser nachhaltiger und gerechter."

Und sie wendet sich an den unterlegenen Münchner SPD-Oberbürgermeister und Startbahn-Befürworter. "Auch Christian Ude fällt heute ein Stein vom Herzen", meint Bause. "Er kann sich bei uns bedanken. Wir haben ihm ein großes Problem von der Backe genommen." Sie spielt damit auf die Rolle von Ude als SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Herbst 2013 an, in der er seine zustimmende Haltung wohl nur schwer hätte vermitteln können. Mit dem ablehnenden Votum vom Sonntag dürfte er sich leichter tun.

Auch Münchens 3. Bürgermeister Hep Monatzeder von den Grünen sagt mit unverhohlener Freude: "Die Zusammenarbeit mit Ude wird jetzt leichter." Das Ergebnis verbessere die Ausgangsposition von Ude als Herausforderer von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).

Dann rufen sie Hartmut Binner ans Mikrofon, einen der Sprecher des Aktionsbündnisses "AufgeMUCkt" gegen die dritte Startbahn aus der Region um Freising. "Wir haben die Flughafengesellschaft gelehrt, dass man mit Pulver nicht alles machen kann", sagt der hochgewachsene Ex-Polizeibeamte. Die Symbolfigur des Startbahn-Widerstandes spielt damit auf die Millionensumme an, mit der die Befürworter das Projekt gepusht hatten. "Die haben zwar mehr Pulver, aber wir zusammen haben mehr Freunde." Und an die Adresse von Seehofer und dessen Minister meint Binner mit inzwischen heiser gewordener Stimme: "Wir können der Staatsregierung sagen: "Wir haben sie niedergemacht."
© Paul Winterer, dpa | 17.06.2012 21:45


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