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Air Berlin will offenbar auch Jets über LGW bereedern

Flyniki Embraer 190
Flyniki Embraer 190, © Ingo Lang, edition airside

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BERLIN - Air Berlin will im nächsten Jahr offenbar mehr Flugzeuge von ihrem Partner Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) betreiben lassen. Alle sieben Embraer 190 der Österreich-Tochter NIKI könnten bereits zum Sommerflugplan 2013 über die LGW bereedert werden, erfuhr aero.de aus Unternehmenskreisen. Bislang betreiben die Dortmunder nur zehn Bombardier Q400 Turboprops für Air Berlin. Die neuen Jet-Pläne alarmieren die Piloten.

Die Air Berlin-Crews vermuten hinter der möglichen Verlagerung der Embraer-Flotte zur LGW eine Bereederungsstrategie mit Dumpinglöhnen. Unter Flugschülern und Piloten macht ein Flugblatt die Runde, das mit dem Management um Hartmut Mehdorn hart ins Gericht geht.

Air Berlin nutze mit der LGW die schwierige Situation am Arbeitsmarkt für junge Piloten aus, lassen sich die Vorwürfe des Papiers zusammenfassen.

Bei der LGW neu eingestellte Copiloten würden einschließlich Zulagen auf ein monatliches Bruttogehalt von lediglich 2.456,60 EUR kommen, heißt es auf dem Flugblatt. Ihr Grundgehalt ohne Zulagen betrage magere 1.759,50 EUR. Bei Air Berlin Classic können Copiloten nach ihrer Ausbildung hingegen mit Einstiegsgehältern zwischen 35.000 und 50.000 EUR brutto im Jahr rechnen.

Dem Vernehmen nach will sich der Air Berlin-Vorstand in einer Sitzung am 21. Dezember mit der Platzierung der Embraer-Flotte befassen. In Österreich werden die Flugzeuge nicht mehr benötigt, weil NIKI ihren Flugbetrieb auf eine reine Airbus-Flotte umstellt. Als 112-Sitzer liegen die E190 noch unterhalb der Scope Clause, ab der Air Berlin Flugzeuge selbst bereedern muss.

Die Air Berlin Pilotenvertretung und Tarifkommission reagierten alarmiert und haben intern bereits Widerstand gegen die Pläne angekündigt. Auch über Warnstreiks Anfang nächsten Jahres werde bereits nachgedacht, sagte eine mit der Situation vertraute Person aero.de. Air Berlin wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.

"Im Personal der Air Berlin herrscht großer Unmut wegen der geplanten Ausflaggung der A320 Flugzeuge zur NIKI und der dann weitergeschobenen Embraer zur LGW, sowie wegen des Verschiebens von Cockpitarbeitsplätzen in die Türkei", kommentierte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg die aktuelle Stimmung unter den Air Berlin-Piloten. Der Manteltarifvertrag bei Air Berlin laufe am 31.12.2012 aus. Dann würden "alle Dinge auf den Tisch kommen, die aktuell zu besprechen sind".

Gruppe steckt tief in den roten Zahlen

Die Air Berlin Group wird auch in diesem Jahr die roten Zahlen nicht verlassen. Mittlerweile schiebt Air Berlin einen Schuldenberg von 853 Millionen Euro vor sich her. Mehdorn stemmt sich mit einem harten Sanierungskurs gegen den weiteren Abstieg. Das Jahr 2013 wird bei Air Berlin unter den Vorzeichen der Sparprogramme "Shape & Size" und "Turbine 2013" stehen.

Nach aktuellen Medienberichten könnte Air Berlin im nächsten Jahr bis zu 500 Stellen abbauen. Auch sei eine weitere Reduzierung der Air Berlin-Flotte von 158 auf 135 Flugzeuge möglich.


(Update 17.30 Uhr: Kommentar Jörg Handwerg)
© aero.de | Abb.: Air Berlin | 11.12.2012 08:23

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Beitrag vom 13.12.2012 - 00:15 Uhr
Ethihad darf Air Berlin nicht übernehmen. Um die Verkehrsrechte nicht zu gefähren müssen über 50% in deutscher Hand liegen. Ethihad hält akutell knapp unter 30%. Würde man weiter aufstocken müsste man allen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten und käme wohlmöglich über die Schwelle.
@a-330: Die AUA ist eine österreichische Gesellschaft, und gehört doch zu 100% der Deutschen Lufthansa.
Alles was es dazu gebraucht hat, war eine nationale Stiftung.

Wie heißt es so schön: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg :)
Beitrag vom 12.12.2012 - 22:52 Uhr
> M.E. ist AB klar ein Übernahmekandidat für Etihad. EY ist aber vor allem an AB's Marktkraft interessiert.

Ethihad darf Air Berlin nicht übernehmen. Um die Verkehrsrechte nicht zu gefähren müssen über 50% in deutscher Hand liegen. Ethihad hält akutell knapp unter 30%. Würde man weiter aufstocken müsste man allen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten und käme wohlmöglich über die Schwelle.

Bei der Deutschen BA lagen frühen z.B. auch 50,1% in den Händen eines deutschen Bankenkonsortiums, um auf dem deutschen Markt frei agieren zu können.

Air Berlin wird sich in naher Zukunft selbst retten müssen. Dabei ist EY vielleicht eine Hilfe, aber schon formaljuristisch nur in überschaubarem Rahmen.
Beitrag vom 12.12.2012 - 21:28 Uhr
Mit dem Outsourcing der HG-Embraers zu LGW hat sich AB einen völlig neuen Zugang zu dem stark gebeutelten D-A-CH Regionalmarkt gebastelt. Mit einer Flotte von 10 Q400 (72 Sitze) und 7 E190 (112 Sitze) zu Betriebskosten einer LGW werden Regionalmärkte wie FMO, PAD/KSF, DTM, FKB, FMM (DE), oder LNZ, INN, KLU (AT) bis hin zu Marktzwergen wie ERF oder RLG plötzlich wieder interessant. Und machbar !

De facto entstehen dadurch bei Walter aber NEUE Jobs, weil HG ihre derzeitigen EMB-Crews auf 319 umschult, also nicht freistellt. Die Reduktion der AB-Flotte bedeutet auch nicht zwangsläufig einen (signifikanten) Abbau ihrer Crews, weil durch den Umbau der Netzstruktur auf Hubbetrieb, vor allem in Berlin, pro Flugzeug technisch mehr Crews gebraucht werden.

Noch ist die Katze nicht aus dem Sack, ich glaube aber nicht, dass AB sich ihr Marktpotential bei oneworld (oder auch Sky) durch 'bilanzschönende' Massenentlassungen versauen wird, schon gar nicht bei den Fliegenden.

M.E. ist AB klar ein Übernahmekandidat für Etihad. EY ist aber vor allem an AB's Marktkraft interessiert. Schwer vorstellbar, dass AB die in der jetzigen Situation riskiert. Und dazu braucht sie ihre Piloten. Der Einstellungsstopp liegt freilich auf der Hand, Und dass der Einstieg ins Cockpit im Moment kein Honiglecken ist, freilich auch, keine Frage.

Dieser Beitrag wurde am 12.12.2012 21:32 Uhr bearbeitet.


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