Flug 4U-9525
Älter als 7 Tage

Lufthansa waren frühere depressive Tendenzen des F/O bekannt

FRANKFURT - Die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa wusste während der Ausbildung des Copiloten der Germanwings-Unglücksmaschine von einer vorausgegangenen Depression. Dem angehenden Piloten sei in der Folge allerdings Flugtauglichkeit ärztlich bescheinigt worden.

In einer E-Mail habe der damalige Flugschüler 2009 im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme seiner Ausbildung die Verkehrsfliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert, teilte die Lufthansa am Dienstagabend mit.

Germanwings Airbus A319
Germanwings Airbus A319, © Mark Harkin, CCBY

Bereits bekannt war, dass der Copilot des Germanwings-Flugs 4U9525 in seiner Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule eine Unterbrechung von mehreren Monaten gehabt hatte. "Im Anschluss wurde dem Co-Piloten die erforderliche ärztliche Flugtauglichkeit bestätigt", heißt es in der Lufthansa-Mitteilung.

Der Airbus war am Dienstag vor einer Woche auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in Frankreich zerschellt. Der 27 Jahre alte Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit voller Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben.

Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet und für den Unglückstag eigentlich krankgeschrieben.

Ein Video aus der Germanwings-Unglücksmaschine soll Medienberichten zufolge Bilder aus den letzten Sekunden des Flugs 4U9525 zeigen. "Bild" und das französische Magazin "Paris Match" berichteten am Dienstagabend, Mitarbeiter hätten die Sequenz ansehen können. Das Video sei am Unglücksort von einer Person gefunden worden, die zum Kreis der Ermittler gehöre.

Der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin erklärte auf Anfrage der Deutschen-Presse-Agentur, er wisse nichts von einem solchen Fund. Es seien eine Reihe von Handys gefunden worden, die noch ausgewertet würden. Sie seien aufgrund des Aufpralls aber in einem sehr schlechten Zustand. "Ich weiß nicht, ob sie ausgewertet werden können."

Er sei noch zwei Stunden zuvor vor Ort gewesen - da sei von einem solchen Video nichts bekannt gewesen, sagte Robin.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 31.03.2015 19:49

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Beitrag vom 02.04.2015 - 10:21 Uhr
Wenn ein Pilot bei einem Arztbesuch befürchten muss dass sein Job in Gefahr ist, dann wird er das entweder ins Ausland verlagern (ist als Pilot ggf. leichter) oder eine Depression oder Ähnliches vielleicht nicht behandeln lassen. Allerdings halte ich es für sinvoll dass der AG regelmäßige Checks vornimmt. Wie man an diesem Fall sieht, war der Fall dem AG ja angezeigt, aber die Einschätzung der Ärzte und vermutlich auch des Piloten war falsch. Dafvor ist man nie gefeit.
Beitrag vom 02.04.2015 - 09:18 Uhr
Hoffentlich ist das Thema Entbindung von der Schweigepflicht damit wieder vom Tisch.

Das Gegenteil wäre angezeigt. Menschen, die unter dem Einfluss von Drogen stehen (in diesem Fall SSRIs), sind nicht mehr zurechnungsfähig. Wenn ein Arzt so etwas verschreibt, muss er den Arbeitgeber informieren. Das gilt nicht nur für die Luftfahrt und Piloten. Ein ICE mit 300 km/h hat auch nur einen Menschen im Cockpit.
Beitrag vom 01.04.2015 - 11:46 Uhr
Das zeigt gerade das Schwierige an der Psychologie: man kann die Psyche nicht "messen", sie ist für uns einfach kaum greifbar. Ein gebrochener Knochen kann geröntgt und anders untersucht, belastet und für geheilt (oder eben nicht) erklärt werden. Bei der Psyche stellt sich die Sache denke ich anders dar, insbesondere, wenn so viel Zeit zwischen den Ereignissen liegt.


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