Tarifkonflikt
Älter als 7 Tage

Flugbegleiter und Lufthansa zur Schlichtung bereit

Lufthansa Airbus A321
Lufthansa Airbus A321, © world-of-aviation.de Björn Schmitt Aviation Photography

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FRANKFURT - Die Machtprobe zwischen der Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo steuert auf einen neuen Höhepunkt zu: Nach Klagen bei Gericht und einer deutlichen Verschärfung des Arbeitskampfes keimte am Dienstagnachmittag Hoffnung auf eine Gesamtschlichtung auf.

Sie könnte zu einem schnellen Ende des seit Freitag andauernden Flugbegleiter-Streiks führen. Sowohl die Gewerkschaft Ufo als auch das Unternehmen zeigten sich in Verlautbarungen zu einer Schlichtung bereit.

Die Gewerkschaft hielt allerdings zunächst an ihren deutlich verschärften Streikplänen für die kommenden drei Tage fest. "Uns liegt keinerlei Schlichtungsangebot der Lufthansa vor", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. "Wenn Lufthansa ohne Vorbedingungen eine Schlichtung anruft, werden wir die Streiks umgehend aussetzen. Das kann innerhalb von Minuten passieren", hatte er zuvor erklärt. "Wir brauchen ein öffentlich belastbares Statement der Lufthansa."

"Lufthansa ist ohne Vorbedingungen zu einer Schlichtung mit der Kabinengewerkschaft Ufo zu allen offenen Kabinen-Tarifverträgen der Lufthansa-Passage bereit", hatte das Unternehmen geäußert. Das Angebot sollte noch am Nachmittag schriftlich an Ufo übermittelt werden, berichtete ein Sprecher.

Ufo hatte sich auch offen für eine Gesamtbefriedung mit anderen Gewerkschaften gezeigt. "Wir fordern Lufthansa dazu auf, zu prüfen, ob sie dazu bereit sind", hatte Baublies erklärt. Die Lufthansa streitet auch mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und mit Verdi über die künftigen Betriebsrenten.

Die Gewerkschaft hat am viertem Streiktag der Flugbegleiter ihre Pläne deutlich verschärft: Bis zum angekündigten Streik-Ende zum Betriebsschluss am Freitag sollen von Mittwoch an alle Lang- und Mittelstreckenflüge bestreikt werden. Aufgerufen sind die Flugbegleiter an allen drei Crew-Standorten Frankfurt, München und Düsseldorf.

Zuvor hatte die Lufthansa bei den Arbeitsgerichten Düsseldorf und Darmstadt einstweilige Verfügungen gegen den seit Freitag voriger Woche laufenden Arbeitskampf eingereicht. Beide Gerichte wollten noch am Dienstag entscheiden, Düsseldorf im schriftlichen Verfahren.

Ihren Streik setzten die Flugbegleiter auch am Dienstag wie geplant fort. Es fielen 126 Interkontinentalflüge und zehn Europaverbindungen aus. Im Vergleich zum Vortag, als fast 1.000 Flüge abgesagt worden waren, war dies ein deutlich reduziertes Streikprogramm. Es handelt sich um den längsten Ausstand in der Geschichte der Lufthansa.

Lufthansa hat in diesem Jahr bereits einmal erfolgreich gegen einen Streik geklagt. Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte den 13. Ausstand der Piloten am 9. September gestoppt, weil es der Vereinigung Cockpit zu offensichtlich um Einfluss auf Unternehmensentscheidungen gegangen sei.

Die VC hat gegen dieses Urteil Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt, wie sie am Dienstag berichtete. Das Landesarbeitsgericht könne nicht im Eilverfahren die bisherige Rechtsprechung der Arbeitsgerichte verändern, lautet eines ihrer Argumente.

Die Lufthansa hatte den rund 19.000 Flugbegleitern der Kerngesellschaft Lufthansa am Montagabend eine höhere Einmalzahlung für dieses Jahr und einen früheren Einstieg in den Vorruhestand angeboten. Das Vorstandsmitglied Karl Ulrich Garnadt wies darauf hin, dass bei steigenden Kosten Strecken auf umkämpften Märkten überprüft werden müssten.

Dies wird von Ufo als Drohung mit Jobabbau aufgefasst. Die Gewerkschaft verlangt die Übergangsrenten auch für Neueinstellungen und hält zudem die zugrunde gelegte Verzinsung des angesparten Kapitals für zu niedrig.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 10.11.2015 13:12

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Beitrag vom 11.11.2015 - 13:31 Uhr
Und zu den offenen Tarifthemen gehört halt nicht die Gründung einer Gesellschaft in Österreich. Darüber gibt es nichts zu sprechen und schon gar nichts zu streiken - wie es die VC ziemlich unverblümt getan hat.

Wie kommen Sie darauf, die VC habe "ziemlich unverblümt" gestreikt bzw. dazu gebe es nichts zu sprechen oder zu streiken?
Das DLH-Management hat im Jahr 2004 einen Vertrag mit der VC unterschrieben, in dem vereinbart wurde, dass "alle Lowcost-Verkehre innerhalb der Lufthansa-GROUP zu den hier definierten Bedingungen" stattfinden? Mit den "hier definierten Bedingungen" waren die damals frisch vereinbarten GWI-Bedingungen gemeint. Sprich: VTV, MTV, usw., aber eben auch der TV WeFö.

Der Vertrag wurde zeitlich nicht befristet. Bekanntlich hat das DLH-Management aber irgendwann einseitig beschlossen, sich nicht mehr daran halten zu müssen - wie beim TV ÜV.

Das ist respektlos und führt zwangsläufig zu den entsprechenden Reaktionen. Wer sich dann auch noch medienwirksam wundert, ist nichts anderes als ein Heuchler.
Beitrag vom 10.11.2015 - 17:55 Uhr
"Lufthansa ist ohne Vorbedingungen zu einer Schlichtung mit der Kabinengewerkschaft Ufo zu allen offenen Kabinen-Tarifverträgen der Lufthansa-Passage bereit", steht im Artikel. Übrigens die gleiche Formulierung wie bei der VC.

... und genau wie bei der VC sagt diese Formulierung aus, dass die LH Geschäftsleitung gar nicht daran denkt, über Jobabbau bei Passage oder die Verdrängung von LH classic Personal durch EW Personal oder Jobgarantien zu reden, da diese Themen nicht Inhalt von offenen Tarifverträgen sind.

Allerdings halte ich es für sehr unwahrscheinlich dass UFO in die gleiche Falle wie der VC tappt. Der Anschauungsunterricht war wohl doch sehr plastisch ...
Beitrag vom 10.11.2015 - 17:37 Uhr
Natürlich wird in Gesamt-Verhandlungen über ALLE Themen gesprochen, zumal solch essentiell wichtigen Themen wie Auslagerung von Arbeitsplätzen in untarifierte Firmen im Ausland!

Warum sonst sollten Gewerkschaften überhaupt solche Zugeständnisse wie in diesem Fall anbieten, wenn nicht für den Arbeitsplatz- Erhalt in ihrer Firma?

So läuft´s nun mal in Verhandlungen! Schon immer...





Dieser Beitrag wurde am 10.11.2015 17:39 Uhr bearbeitet.


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