Die Deutsche Lufthansa und andere Anbieter zögern noch, den Fehdehandschuh aufzunehmen. Sie wollen angesichts der Wirtschaftskrise in den USA und hochschießender Treibstoffpreise den angekündigten Preiskrieg möglichst lange hinausschieben.
Die Briten sind viel stärker von den lukrativen Nordatlantikrouten abhängig als die beiden Großen vom Kontinent: BA transportiert jährlich sieben Millionen Passagiere auf diesen Routen. Bei Air France sind es 6,4 Millionen und bei der Lufthansa 6,3 Millionen. Dabei transportiert Air France insgesamt mit 74 Millionen Fluggästen doppelt so viel Passagiere im Jahr wie die Briten und immerhin zehn Millionen mehr als die Lufthansa.
Die Franzosen organisieren ihre Londoner Attacke gemeinsam mit dem Skyteam-Partner Delta. Eine Boeing 777-200 fliegt künftig täglich unter der Flagge von Air France nach Los Angeles. Dazu kommen zwei Flüge nach New York und einer nach Atlanta im Codesharing mit Delta Air Lines. Als Bollwerk gegen eine Gegenattacke der Briten oder der Lufthansa bauen AF und Delta zudem ihre gemeinsamen Amerikarouten aus Frankreich aus. Zusätzliche Flüge gibt es demnächst von Paris nach Salt Lake City sowie von Lyon und Paris nach New York.
Die Deutschen setzen im Wettbewerb über dem Nordatlantik auch auf ihre US-Partner in der "Star Alliance", United und US Airways. AF hat neben Delta die US-Partner Northwest und Continental im "Sky Team". Und British Airways kann im Bündnis "OneWorld" auf American Airlines zählen. Doch in die Bündnisse ist Bewegung geraten, seit die angeschlagenen US-Unternehmen sich in Fusionen flüchten. Wenn Delta und Northwest fusionieren, könnte Air France sich als großer Bruder beteiligen. Dann kämen British Airways und die Lufthansa noch mehr unter Zugzwang. Bis Mitte 2009 wollen die EU-Kommission und die US- Regierung diese Bündnisse gemeinsam unter die Lupe nehmen, um zu klären, wie das Open-Skies-Abkommen den Wettbewerb beeinflusst.
Franzosen und Briten rüsten für die "Atlantikschlacht" auch mit der Modernisierung ihrer Flughäfen. Seit diesem Sonntag kann Air France in Paris auf das 650 Meter lange Terminal 2E setzen. Das Gebäude war 2003 eröffnet worden und musste nach einem Teileinsturz für 130 Millionen Euro erneuert werden. Am Freitag vereinbarte Air France zudem, das Terminal bis 2012 durch einen "Satelliten" für sieben Millionen Passagiere im Jahr zu erweitern. British Airways bekam vor zwei Wochen in Heathrow das 400 Meter lange Terminal T5. Der 5,6 Milliarden Euro teure Bau ist bisher von Pech und Pannen geplagt. Mehr als 100 Flüge fielen bereits aus oder gingen ohne Gepäck ab, weil Computer und Gepäcksortiersysteme versagten.
Air France-KLM ist gemessen am Umsatz weltweit die Nummer eins und im Weltvergleich hoch profitabel. Im ersten Halbjahr 2007/08 (bis 30. September) wies der Konzern ein Betriebsergebnis von 1,14 Milliarden Euro und einen Umsatz von 12,43 Milliarden Euro aus. Auch die Lufthansa ist mit einem Betriebsergebnis 2007 von 1,4 Milliarden Euro bei 22,4 Milliarden Euro Umsatz für den beginnenden Luftkampf gerüstet. Konzernchef Wolfgang Mayrhuber zögert aber noch mit dem Sprung nach London oder Mailand als Basis für Atlantikflüge. "Wir werden uns profitabel dort hinsetzen, wo wir Wachstumschancen sehen", sagt er sibyllinisch.
Von Hans-Hermann Nikolei, dpa
© dpa | Abb.: Air France | 29.03.2008 19:16
Kommentare (25) Zur Startseite
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Dann hätte die crew ja 4 Langstreckenlegs hintereinander! Dann wären sie (mehr als) eine Woche nonstop unterwegs. Das macht keine Gewerksschaft mit. :lol: