FRANKFURT - Lufthansa-Chef Carsten Spohr schaltet die Anschnallzeichen ein: nach eineinhalb fetten Jahren fliegt Lufthansa Turbulenzen entgegen und muss eine Gewinnwarnung abgeben. Aus dem Ziel, auch 2016 ein Betriebsergebnis von 1,8 Milliarden Euro zu erreichen, wird nichts mehr.
Dabei sah es lange gut aus - zwar gab der Umsatz im ersten Halbjahr nach vorläufigen Zahlen von 15,4 auf 15,0 Milliarden
Euro nach. Doch dank gesunkener Treibstoffkosten und weiterer
Einsparungen legte das bereinigte EBIT um 13 Prozent auf 529 Millionen
Euro zu.
Lufthansa Boeing 747-400, © Lufthansa Im zweiten Halbjahr werden Lufthansa - und andere Airlines - allerdings gleich mehrere Gegenläufer treffen. Einmal Volltanken vor dem Start ist seit Jahresbeginn wieder etwas teurer geworden, das wäre allerdings noch zu verkraften (Sprit ist immer noch vergleichsweise günstig).
Doch immer neue wirtschaftliche oder politische Krisenherde bremsen den globalen Luftverkehr aus. Die Nachfrage für Reisen aus Nordamerika und Asien nach Europa ist angesichts jüngster Terroranschläge rückläufig. Der Brexit bringt zusätzliche Unsicherheit und lässt Airlines vorsichtig werden.
In manchen Regionen kommt Lufthansa nicht an ihr Geld - Venezuela und auch Nigera befinden sich nach Angaben des Linien-Luftfahrtverbands IATA mit Umtausch und Auszahlung von Airlineerlösen im Rückstand.In der ohnehin unübersichtlichen Gemengelage verderben selbstgeschaffene Überkapazitäten die Preise. Billiger Sprit wirkt auf Airlines wie eine Droge - sie weiten ihre Angebote aus, um kurzfristig von hohen Margen zu profitieren, bevor sich die Ticketpreise im Wettbewerb den gesunkenen Produktionskosten anpassen.
Jetzt stellt sich Katerstimmung ein: zahlreiche Sitze werden in den nächsten Monaten mit deutlichen Abschlägen verkauft werden müssen, um nicht leer zu fliegen.
KonsolidierungIn diesem für alle Airlines anspruchsvollen Wetterumschwung erkennt Spohr allerdings auch Gelegenheiten: Lufthansa wähnt die europäische Luftfahrt vor einer Konsolidierungswelle und will bei der Verdichtung der Airlineartenvielfalt mit Eurowings den Takt vorgeben.
Ausgerechnet in der Woche der Gewinnwarnung sickerte durch, dass Lufthansa über Teile von Air Berlin verhandelt! Laut Handelsblatt spricht Lufthansa mit Air-Berlin-Eigner Etihad Airways über die Ablösung von 40 Flugzeugen samt Crews und dezentraler Air-Berlin-Linien.© aero.de | Abb.: Lufthansa | 22.07.2016 10:50
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Beitrag vom 24.07.2016 - 02:24 Uhr
Die ME3 sitzen an der Quelle klar. Kerosin ist monetär. Wenn man es tankt statt verkauft ist es doch nicht umsonst oder günstiger ;).
Und bei den Erstgenannten ? Gerade die würde ich bei steigenden Sprittpreisen nicht auf die leichte Schulter nehmen, da ausschließlich über modernes Fluggerät verfügt wird, sowie die optimale Hub-Position, welche die allermeisten Ziele mit kleinem Fluggerät erreichen lässt und daher mit vergleichsweise wenigen Passagieren schon profitabel geflogen wird.
Europe's best anzuschwärzen wagte sich bisher nicht einmal der gute O'Leary.
Dieser Beitrag wurde am 24.07.2016 21:20 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.07.2016 - 11:23 Uhr
Auch dies kommt LH und Co entgegen. Die Wachstumsträume des Allianzpartners Turkish dürften erstmal ausgeträumt sein. Inwieweit sich das Wachstumstempo der ME3 fortsetzt bleibt ebenfalls dahingestellt. Dennoch dürfte der Wettbewerb mit Letztgenannten nicht einfacher werden. Günstige Produktionskosten dürften erhalten bleiben, selbst wenn Treibstoff wieder anzieht. Schließlich sitzt man an der Quelle. ;)
Das jetzige Krisenumfeld ist jedoch geeignet brutale Einschnitte in der Airlinebranche zu fordern. Eine überspannte Wachstumsstrategie kann hier auch gefährliche Überkapazitäten produzieren. Eine abwartende Haltung ist meines Erachtens jetzt die bessere Strategie. Denn auch die LCC werden im aufkommenden Wetterumschwung Federn lassen. Seit langem wieder wird der Kuchen kleiner und der Kampf um das größte Stück wird noch härter. Auf absehbare Zeit wird dieses Jahr vielleicht das letzte gute Jahr gewesen sein.
Die Wahlentscheidung in USA könnte die ohnehin aufgeheizte Stimmung (IS Terror, Türkei, Brexit, Ukrainekonflikt) mit weiteren Unwägbarkeiten versehen.Die erwartete Flurbereinigung bietet sicherlich manche Chancen (siehe Air Berlin) erfordert aber auch den Einsatz kostbarer Ressourcen. Keine leichte Zeit für Airline Manager.
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Und bei den Erstgenannten ? Gerade die würde ich bei steigenden Sprittpreisen nicht auf die leichte Schulter nehmen, da ausschließlich über modernes Fluggerät verfügt wird, sowie die optimale Hub-Position, welche die allermeisten Ziele mit kleinem Fluggerät erreichen lässt und daher mit vergleichsweise wenigen Passagieren schon profitabel geflogen wird.
Europe's best anzuschwärzen wagte sich bisher nicht einmal der gute O'Leary.
Dieser Beitrag wurde am 24.07.2016 21:20 Uhr bearbeitet.
Das jetzige Krisenumfeld ist jedoch geeignet brutale Einschnitte in der Airlinebranche zu fordern. Eine überspannte Wachstumsstrategie kann hier auch gefährliche Überkapazitäten produzieren. Eine abwartende Haltung ist meines Erachtens jetzt die bessere Strategie. Denn auch die LCC werden im aufkommenden Wetterumschwung Federn lassen. Seit langem wieder wird der Kuchen kleiner und der Kampf um das größte Stück wird noch härter. Auf absehbare Zeit wird dieses Jahr vielleicht das letzte gute Jahr gewesen sein.
Die Wahlentscheidung in USA könnte die ohnehin aufgeheizte Stimmung (IS Terror, Türkei, Brexit, Ukrainekonflikt) mit weiteren Unwägbarkeiten versehen.Die erwartete Flurbereinigung bietet sicherlich manche Chancen (siehe Air Berlin) erfordert aber auch den Einsatz kostbarer Ressourcen. Keine leichte Zeit für Airline Manager.