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Tuifly fängt mit geleasten Maschinen einen Teil der Ausfälle auf

Tuifly Boeing 737-800
Tuifly Boeing 737-800, © Tuifly

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HANNOVER / BERLIN - Der Ferienflieger Tuifly versucht mit gemieteten Maschinen und Besatzungen einen Teil der Flugausfälle aufzufangen. Zehn Flüge könnten an diesem Freitag auf diese Weise stattfinden, teilte die zum Reisekonzern Tui gehörende Fluggesellschaft in der Nacht zum Freitag auf ihrer Internetseite mit.

Dabei handelt es sich um vier Flüge von deutschen Flughäfen ins türkische Antalya, einen nach Palma de Mallorca sowie die zugehörigen Rückflüge - mit teils geänderten Abflugzeiten.

Außerdem plant Tuifly für Touristen Rückflüge, überwiegend aus Urlaubsregionen wie Mallorca und der Türkei sowie den Kanarischen Inseln. Dabei sollen zum Teil mehrere Flüge zusammengefasst werden. Gäste in Urlaubsgebieten, deren Rückreise eigentlich bereits am Donnerstag angestanden hatte, sollen so an diesem Freitag nach Hause fliegen können.

Aktuell sind nach dem Stand vom Vormittag insgesamt 22 Verbindungen "absehbar", wie aus den fortlaufend aktualisierten Informationen von Tuifly hervorgeht. Allerdings seien die Angaben "aufgrund der aktuellen Situation" unter Vorbehalt.

Tuifly hatte am Donnerstagabend zunächst mitgeteilt, den Flugbetrieb am Freitag weitgehend einzustellen. 108 Flüge sollten demnach ausfallen; rund 9000 Passagiere seien betroffen.

Schon an den Vortagen hatten sich viele Crew-Mitglieder bei Tuifly kurzfristig krank gemeldet und damit den Flugbetrieb eingeschränkt. Betroffen war und ist auch Air Berlin . Dort drohen weitere Ausfälle, denn ein Drittel der Tui-Flotte fliegt samt Besatzung für die Berliner.

Die Auseinandersetzung zwischen Belegschaft und Management bei Tuifly bringt die Fluggäste auf die Barrikaden. Bislang habe man rund 500 Ansprüche auf Ausgleichszahlung verärgerter Kunden auf dem Tisch, sagte der Geschäftsführer des Flugrechteportals Flightright, Philipp Kadelbach, dem in Konstanz erscheinenden "Südkurier". Sollte es weiterhin zu Flugausfällen kommen, rechne man innerhalb kurzer Zeit mit 1500 bis 2000 weiteren Anträgen.

"Wir versuchen alles, um die Auswirkungen auf die Gäste so gering wie möglich zu halten", sagte Tuifly-Aufsichtsratschef Henrik Homann der "Bild"-Zeitung (Freitag). "Wir wissen, dass das leider momentan nicht bei allen Kunden gelingt." Piloten müssten keine Einbußen durch neue Verträge fürchten. "Die Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die Tarifverträge bleiben bestehen."

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer inakzeptablen Situation. "Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Fluggästen nachkommen", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Interne Konflikte müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der Passagiere."

Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hoch verschuldeten Air Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei der Tuifly gesehen. Die deutsche Fluggesellschaft des Touristikkonzerns Tui soll gemeinsam mit Air-Berlin-Teilen in eine neue Dachholding für Ferienflieger integriert werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere Tarifbedingungen.

Tausende Passagiere beider Airlines mussten bereits am Donnerstag auf ihre Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen gleich ganz abblasen. Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel sprach von einer "schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste". Air Berlin schloss mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und dem Gesamtbetriebsrat eine Krisenvereinbarung, in der Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal bis einschließlich Sonntag zu freiwilligen Einsätzen aufgerufen werden.

Ihre Gäste will die Tuifly nicht entschädigen. Eine Sprecherin betonte: "Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer Gewalt." Ganz anders sieht das Flightright: Krankheitswellen zählten zu den normalen Betriebsrisiken, die Airlines zu jeder Zeit einkalkulieren müssten.
© dpa-AFX | 07.10.2016 09:48

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Beitrag vom 08.10.2016 - 20:17 Uhr
Also ich als betroffener Fluggast bin da mal genau so egoistisch wie das TUI-Personal und wünsche mir denen auch mal den Urlaub zu verderben.
Sorry ist halt so.
Ja, sorry ist so.

Sie haben es defacto ganz egoistisch doch schon jetzt jedes Jahr getan, weil die "Ferienflieger" eben keinen nennenswerten Urlaub in den Ferienzeiten haben... Nix für ungut....

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2016 13:11 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.10.2016 - 18:15 Uhr
Bitte dazwischen auch noch lesen: Artikel 9, (3).

Nein, der kann es nicht sein. Da steht was von Arbeitskämpfen und Vereinigungen bilden, aber hier geht es doch um Gesundheit.
Dachte ich jedenfalls bisher ...

Der ursprüngliche Post von flydc9 zog den Vergleich zum untersagten LH-Streik und ich bin davon ausgegangen, dass RobR's Aussage sich daher auf die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer für die Verbesserung oder den Erhalt von Arbeitsbedingungen einzutreten bezogen hat. Daher der Verweis auf Artikel 9. Sollte ich RobR hier falsch verstanden haben, nichts für ungut.


Das Krankheit nicht durch diesen Artikel abgedeckt wird, sollte selbsterklärend sein. Ist ja schließlich keine Frage des Tarifrechts, sondern der Gesundheit.
Beitrag vom 07.10.2016 - 18:11 Uhr
Ja, aber eine kollektive Grippewelle ist im Rechtssinne keine Vereinigung. Es hat auch keine Vereinigung zu einem Arbeitskampf aufgerufen, welcher ja auch wieder bestimmten Bedingungen unterworfen wäre. Der Artikel greift hier daher nicht.

Vielleicht erreichen sie heute was am runden Tisch. Dann hat sich das doch schon gelohnt und alle sind wieder gesund.

@Viri
Danke, es lag mir auf der Zunge, aber ich dachte, wofür? Versteht er es?

@flydc9
Wahrscheinlich denken alle das Gleiche, aber es bleibt eben unbewiesen. Das macht unser System aus, Beweis muss sein. Umgekehrt könnte man Sie wegen Verleumdung belangen wenn Sie öffentlich weiter bei dieser These bleiben. Wenn jeder ein Attest vorlegt, liegt die Beweislast bei Ihnen. Freuen Sie sich doch einfach, dass Sie vielleicht das Spiel duchschaut haben...

Naja, selbst cb6785 scheint ja zu glauben, dass es ein Arbeitskampf ist, sonst hätte er ja nicht Artikel 9 aufgerufen.


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