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Mit der A330 von Air Seychelles auf die Inseln im Indischen Ozean


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DÜSSELDORF - Air Seychelles ist die nationale Airline der Seychellen im Indischen Ozean. Für den Staat aus 115 weit versprengten Inseln, die etwa ein Drittel weniger Fläche als Hamburg bedecken und von denen nur wenige von insgesamt 93.000 Menschen besiedelt sind, ist der Tourismus die entscheidende Einnahmequelle.

Und dafür ist der Luftweg von entscheidender Bedeutung. Die Airline begann bereits 1983 Langstreckendienste, unter anderem mit Boeing 707 nach Frankfurt, später flogen die zwei Boeing 767 ebenfalls zum Rhein/Main-Flughafen, nach London und Paris. Doch die Dienste waren notorisch unprofitabel wie die ganze Airline, zeitweise wurden alle Europa-Flüge ganz gestoppt.

Airline
Air Seychelles
Flugzeugtyp
Airbus A330-200
Kennzeichen
S7-ADB
Kabine
Business Class
Datum
19. Februar 2017
Route
Johannesburg - Mahé
Flug
HM60
Seit Januar 2012 ist Air Seychelles zu 40 Prozent im Besitz von Etihad, seitdem geht es bergauf, dank Input aus Abu Dhabi an Kapital, Expertise und Flugzeugen. Derzeit fliegt Air Seychelles in Europa nur Paris an, aber zum 30. März folgt ein wesentlicher Expansionsschritt - Air Seychelles nimmt mit ihren dann zwei A330-200 zweimal wöchentlich Flüge nach Düsseldorf ins Streckennetz auf.

Am Hub ihres Etihad-Partners Air Berlin verspricht sich die Airline, die dann neben den beiden A330 noch zwei A320 und sechs Twin Otter betreibt, gute Zubringerdienste.

Air Seychelles
Air Seychelles Airbus A330-200, © Air Seychelles

Ich hatte Gelegenheit, vor Beginn der Düsseldorf-Route das A330-Business-Produkt von Air Seychelles auf der fünfmal wöchentlich beflogenen Strecke von Johannesburg nach Mahé, der Hauptinsel mit dem internationalen Flughafen der Seychellen, kennenzulernen. Der Abflug ist mittags um 13.45 Uhr, und der Check-in am Business Class-Schalter geht zügig voran, genau wie die Sicherheitskontrolle.

Während Air Seychelles in Düsseldorf für ihre Business Class-Gäste die Air Berlin-Lounge nutzen wird, können Passagiere in Johannesburg die Shongololo-Lounge besuchen, die von vielen internationalen Airlines mit kleinerer Präsenz am OR Tambo Airport frequentiert wird.

Fliegt bald auch ab Düsseldorf: Air Seychelles
Fliegt bald auch ab Düsseldorf: Air Seychelles, © Andreas Spaeth

Ich finde eine ruhige Ecke am Fenster mit Blick auf einige geparkte A380 und hole mir etwas auf Tellern in Folie eingeschweißt angebotenes Sushi, das überraschend gut schmeckt zu einem Glas kaltem Sauvignon Blanc.

Ein längerer Fußmarsch führt mich zum Boarding Gate am Ende der internationalen Pier, die für die Fußball-WM 2010 errichtet wurde. Hier steht eine lange Menschenschlange vor dem Eingang und wird nach Überprüfung von Pass und Bordkarte zum eigentlichen Schalter vorgelassen. Eine eigene Spur für Business Class ist draußen nicht erkennbar und drinnen nützt sie nichts mehr.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Das Flugzeug ist gut gebucht, und wie sich herausstellt ist der Sitz neben mir in Business Class, die 18 Passagieren Platz bietet, der einzig freie der vorderen Kabine. Was für ein Glück - in mehrfacher Hinsicht wie sich zeigt. Der Airbus A330-200 mit dem Kennzeichen S7-ADB war zwei Jahre lang die einzige A330 von Air Seychelles und ist nach ihrer Lieferung 2006 bei Jet Airways in Indien geflogen, ebenfalls ein Etihad-Partner.

Phänomenaler Abstand zum Vordersitz

Aus dieser Zeit stammen auch die Business Class-Sitze, angeordnet 2-2-2 in drei Reihen. Das Produkt stammt aus einer anderen Ära, als es noch nicht üblich war in Business private Einzelabteile anzubieten. Phänomenal allerdings ist der Sitzabstand, der 82 Zoll (208,2cm) beträgt und verhindert, dass man sitzend und angeschnallt überhaupt die Sitztasche vor einem erreicht.

Er lässt sich zu einem ebenen Bett ausfahren, das über zwei Meter lang ist, soviel wie anderswo in First. Allerdings gilt dies nicht für meinen Sitz, 3A, denn der rührt sich kaum, lässt zwar seine Lehne ein wenig neigen und die Fußstütze ein wenig anheben, aber mehr auch nicht. Glücklicherweise also ist der Nachbarsitz frei und funktioniert.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Air Seychelles ist ein Hybrid aus National Carrier mit Passagieren auf Geschäftsreise und Touristen, gerade in Business Class, auf meinem Flug allerdings sind offensichtlich alle bis auf zwei Frauen Urlauber, und sonst alles Paare.

Interessant ist ein Preisvergleich mit Condor, die von Frankfurt auch nonstop auf die Seychellen fliegt. Für eine Reise hin in der zweiten Aprilhälfte und zurück Anfang Mai liegt Condor in Business Class bei etwa ab 2.200 Euro hin und zurück, während Air Seychelles rund 2.500 Euro verlangt, allerdings wesentlich mehr bietet an Bord, vor allem eben ein flaches Bett auf diesem Nachtflug.

Auch die bei Condor nicht inkludierte Umbuchungsmöglichkeit, bei einem Business-Ticket eigentlich selbstverständlich, ist bei Air Seychelles enthalten.

Schon vor dem Abflug zeigt sich, dass der Bordservice mehr noch als die Hardware die Handschrift von Etihad trägt, wo auch die Flugbegleiter von Air Seychelles jetzt in Abu Dhabi trainiert werden. In der Sitztasche steckt die orange eingebundene Menükarte mit der Aufschrift "A la Carte Dining - Contemporary Cuisine".

Zunächst darf ich mir ein Getränk für vor dem Start aussuchen, und nehme Champagner (Nicholas Feuillatte Brut Reserve), sehr gut. Dann knien die Flugbegleiterinnen vor den Passagieren nieder, um die Menübestellung aufzunehmen und den Zeitpunkt, wann jeder essen möchte.

Da dies ein Mittagsflug ist wollen fast alle gleich nach dem Erreichen der Reiseflughöhe essen. Aber die Möglichkeit der flexiblen Essenszeit ist heute so etwas wie ein Merkmal für guten Business Class-Service, den allerdings viele große Airlines bis heute nicht bieten.

Die Auswahl besteht aus zwei Vorspeisen (Kingklip-Fischfilet-Stücke mit Zitrus-Mint-Salat oder Kräuter-marinierte Hühnerbrust mit Kartoffelsalat und Mango) und drei Hauptgerichten. Darunter gegrilltes Rinderfilet mit Süßkartoffelgratin, Lachsfilet mit Basmatireis und Gemüse oder Pilz-Ricotta-Cannelloni. Zum Dessert schließlich stehen Käse, Zitronentörtchen oder frische Früchte zur Wahl.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Ich wähle zweimal Fisch plus das Törtchen. Als ich frage ob ich dazu auch Früchte bekomme, ernte ich Zögern, man wolle mal schauen ob genügend da sei, am Ende gibt es keine Früchte, seltsam diese anscheinende Knappheit.

Wir heben fast pünktlich ab, ich versuche wie auf jedem Flug, die Airshow im Bordprogramm zu finden, also die interaktive Karte die anzeigt wo wir fliegen, und alle Daten zum Flug. Aber seltsam, es gibt sie nicht. Ich versuche alles, frage den ebenso beleibten wie freundlichen Purser, der sagt das müsste es geben, nur finden kann er es auch nicht, Tatsache ist: Diese seit Jahrzehnten auf so ziemlich allen Langstreckenflugzeugen gebotene Funktion gibt es bei Air Seychelles in der A330 nicht. Sehr merkwürdig, und niemand kann erklären warum, auch später nicht.

Internet gegen Aufpreis

So höre ich eben eine Audio CD aus dem Bordprogramm, das allerdings (im Gegensatz zu meinem Rückflug später in einer A320 von Air Seychelles) nicht das E-BOX-System von Etihad ist. Hier in der A330 sind die 10,5-Zoll-Bildschirme, die aus der Armlehne ausfahrbar sind, auch keine Touch Screens.

Dafür allerdings gibt es WLAN an Bord, gegen Bezahlung versteht sich. Erstaunlicherweise offeriert Air Seychelles mir aber keine Zeitungen, ich muss danach fragen - und erhalte die lustige kleine Inselzeitung.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Die vorderen Reihen haben recht zügig nach Erreichen der Reiseflughöhe ihr Essen auf dem Tisch, bei mir dauert es etwa 40 Minuten bis nach dem Abheben, aber völlig im Rahmen, und Champagner gibt es auch vorher schon. Das Essen selbst ist OK, mehr aber auch nicht, jedenfalls nicht sehr inspiriert.

Der Lachs ist ziemlich trocken und es gibt nur wenig Sauce, allerdings macht mir der Purser einige riesige Freude als er mich fragt ob ich Chilli dazu möchte. Und ob, ich liebe Chilli und scharfe Sachen. Ich bekomme gleich ein ganzes Schälchen frisch geschnittene rote Schoten, und die Dinger sind wirklich scharf, plötzlich macht mir mein Essen wieder Spaß.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Dazu wähle ich aus dem Weinangebot (zwei Rote und zwei Weiße, jeweils einen Südafrikaner und einen Franzosen) einen guten Sauvignon Blanc von Thelema aus Stellenbosch. Besonders gut gefällt mir das Porzellan von Air Seychelles, das stilisiert die Meereskokosnuss zeigt, die auf der Insel Praslin endemisch ist.

Das Zitronentörtchen ist ein leckerer Abschluss, und danach gönne ich mir eins von zwei Getränken, die an Bord verfügbar sind, die von den Seychellen kommen. Neben dem Seybrew-Bier ist das der braune, gereifte Takamaka-Rum, ein hervorragender Digestif.

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth

Danach fahre ich das funktionierende Bett neben mir aus und schlafe eine gute Stunde, so ließe sich auch eine ganze Nacht kommod verbringen, ein großes Plus für die Fullflat-Betten von Air Seychelles. Und dann ist es Zeit für die Landung auf dem tropisch warmen Flughafen von Mahé nach vier Stunden und 35 Minuten. Dank des Mini-Terminals und des Reisens nur mit Handgepäck sitze ich keine Viertelstunde nach Ankunft im Taxi zum Hotel.

Bewertung

Als Mitglied der Etihad-Gruppe ist Air Seychelles beim Produkt klar der Sprung vom Ferienflieger zur ernstzunehmenden Netzwerk-Gesellschaft gelungen. Ihre Business Class braucht sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken, auch wenn sie nicht dem Produkt von Etihad nahekommt und auch Air Serbia als anderer kleiner Etihad-Partner in ihrem A330 die moderneren Business-Sitze bietet.

Bei Flügen zu den Inseln konkurriert Air Seychelles mit den drei großen Golf-Gesellschaften sowie Ferienfliegern wie Condor, und da kann sie klar punkten.

Andreas Spaeth


Andreas Spaeth fliegt. Viel. Auf PaxEx.de schreibt Spaeth, einer der führenden Luftfahrtjournalisten in Europa, über seine Erlebnisse als Passagier rund um den Globus.

Auf Twitter ist der Autor als @SpaethFlies unterwegs.
© Andreas Spaeth | Abb.: Etihad Airways | 19.03.2017 10:48


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