Tankerauftrag
Älter als 7 Tage

EADS-Angebot knapp drei Milliarden Dollar günstiger

MOBILE - Das von EADS und Northrop Grumman in der Ausschreibung um den Tankerauftrag der US Air Force eingereichte Angebot lag 2,9 Milliarden US Dollar unter dem des Wettbewerbers Boeing. Dies bestätigte jetzt erstmals Staatssekretär im Verteidigungsministerium John Young in einem Gespräch mit der "Washington Post".



Das Angebot von EADS und Northrop Grumman sah in der ersten Auftragscharge die Lieferung von 68 KC-45A für 12,5 Milliarden US Dollar vor. Boeing hatte für die Lieferung der ersten 68 Einheiten des insgesamt 179 Flugzeuge umfassenden Auftrags demgegenüber 15,4 Milliarden US Dollar angesetzt. Die US Regierung hatte die Ausschreibung jüngst abgebrochen und auf 2009 vertagt, weil der amerikanische EADS-Rivale Boeing Zeit für die Überarbeitung seines Angebotes brauche und mit seinem Rückzug aus dem Projekt gedroht hatte.

EADS hat in der vergangenen Woche seine Bewerbung bekräftigt. "Es gibt keine Entscheidung für einen Rückzug", sagte Konzernsprecher Pierre Bayle am Sonntag der dpa in Paris. "Wir stehen fest zu unserem Partner Northrop Grumman, mit dem zusammen wir das Flugzeug anbieten." EADS sei der Ansicht, der Air Force das beste Tankflugzeug anbieten zu können, und hoffe auf eine faire neue Ausschreibung.

Boeing hatte im Juni die bereits Ende Februar erfolgte Vergabe an den Airbus-Mutterkonzern EADS und dessen US-Partner wegen Mängeln erfolgreich angefochten. Das Geschäft zum Ersatz der etwa 50 Jahre alten Tankflugzeug-Flotte vom Typ KC-135 hat ein Volumen von rund 40 Milliarden Dollar (27 Mrd Euro). Ein Zuschlag für EADS wäre ein Durchbruch auf dem bisher weitgehend abgeschotteten US-Rüstungsmarkt.

Die Air Force hielt in den angepassten Ausschreibungsdokumenten an ihrer Absicht fest, einem größeren Flugzeugtyp den Vorzug zu geben und wollte bis Ende des Jahres eine neue Vergabeentscheidung treffen. Fürsprecher Boeings sahen Seattle in Anbetracht des knappen Zeitfensters erheblich im Nachteil. Um den Kriterien des neuen Ausschreibungskatalogs zu genügen, hätte Boeing nach Einschätzung von Fachkreisen umfangreiche Nacharbeiten an der KC-767 durchführen oder ein neues Flugzeug auf Basis der 777 entwickeln müssen.

Jetzt soll die nächste US-Regierung entscheiden. Wenn Barack Obama Präsident wird, hat EADS nach Pariser Einschätzung schlechte Karten: Obama ist Senator im Boeing-Land Illinois und gilt als Boeing-Mann. Für seinen Widersacher John McCain wäre ein Auftrag für EADS aber ebenfalls ein heißes Eisen. Er musste sich schon Zweifel an seinem Patriotismus gefallen lassen, weil er einst verhindert hatte, dass Boeing den Auftrag ohne Ausschreibung bekommt. Langfristig geht es um 540 Flugzeuge und Aufträge für 100 Milliarden Dollar.

EADS wartet offiziell erst einmal ab, bis Washington seine Pläne für die Neuausschreibung des Erstauftrags über 179 Tankflugzeuge für 40 Milliarden Dollar "detailliert darlegt". Doch die Enttäuschung ist groß. Allen ist klar, dass es Washington darum geht, Boeing wieder ins Boot zu holen. Der US-Konzern hat derzeit kein konkurrenzfähiges Produkt anzubieten. Die Airbus A330MRTT setzte sich bisher in allen internationalen Ausschreibungen gegen Boeing durch. Sie kann 139 000 Liter Treibstoff und mehr Fracht aufnehmen als Boeings KC-767, die 91 000 Liter transportiert. Das überzeugte auch die US Air Force. Doch das Pentagon nahm der Air Force die Entscheidung aus der Hand.

Eine neue Entscheidung wird frühestens im Herbst 2009 möglich sein. Das gibt Boeing Zeit, sein Angebot zu überarbeiten und zum Beispiel eine verlängerte Version ihrer KC-767 zu konzipieren. Die US Air Force sitzt dabei auf heißen Kohlen, weil ihre Tankerflotte im Schnitt schon ein halbes Jahrhundert alt ist. Der Auftrag für das Nachfolgemodell ist schon sieben Jahre überfällig.

Um den abgeschotteten wichtigen US-Markt zu knacken, hatten die Europäer ein Bündnis mit Northrop Grumman geschlossen. Der US- Rüstungskonzern hat die Konsortialführung für die KC-45 getaufte US- Version der A330MRTT. Doch das reichte nicht. Boeing habe in den letzten Jahren schon zu viele Militäraufträge verloren, meinen Analysten. In Washington mache man sich bereits Sorgen um den Traditionslieferanten. EADS bade das gerade aus.
© aero.de, dpa | Abb.: Northrop Grumman | 24.09.2008 09:36

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Beitrag vom 26.09.2008 - 13:39 Uhr
Moin,

das stimmt zum Teil, wenn der Leitindex Dollar nicht mehr leitend ist dann wird sich da einiges ändern, denn wenn ich mir einen Versicherungsschutz für einen Apel u. Ei kaufen kann dann ist der nichts mehr Wert, es sei denn Er wird in die Neue Leitwährung umgerechnet.

Wenn Morgen die US-Administration sagt, der Euro wird "auch" die Währung in USA dann wird es einen Kursrutsch geben den hat die Welt noch nicht gesehen, der DM erging es ähnlich.

In der jetzigen Lage der USA würde ich mich nicht wundern wenn es schneller als gedacht dazu käme.

Übrigens andere sehen das auch so, ich bin also kein Exot. :wink:

Gruß
Beitrag vom 26.09.2008 - 10:16 Uhr
Es ist schon oft darüber geschrieben worden, ich kann es nur wiederholen: Es ist völlig egal welche Währung in der Weltwirtschaft führend ist. Entscheidend in allen Bereichen des Welthandels ist immer was die jeweilige Konkurrenz verlangt. Bei den großen Fliegern ist das nun mal Boeing, die ihre Arbeitskräfte in Dollar bezahlt, egal welche Wechselkurse bestehen.

Boeing ist auf den Gebieten negativ betroffen, wo es Zulieferungen von Material und Energie bezieht die nicht aus dem Dollarraum kommen, bzw. wo sich der Lieferant nicht auf einen Dollarpreis festgelegt hat. Boeing kann also auch beim Dollarverfall nicht unbegrenzt die Preise halten.

Beitrag vom 25.09.2008 - 22:22 Uhr
8) Sorry da habe ich 6300 zu viel auf den Tisch gelegt. :D

Die behalte ich lieber, man weiß ja nie gell. :wink:

Gruß


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