Airline-Aktien unter Druck
Älter als 7 Tage

Die SARS-Angst kehrt zurück

Air China Airbus A350-900
Air China Airbus A350-900, © Airbus

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FRANKFURT - Die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des mit SARS verwandten Corona-Virus hat am Dienstag weltweit auf die Kurse von Fluggesellschaften gedrückt. Die Lungenkrankheit wird von Marktbeobachtern als Risiko für die Luftfahrt- und Tourismusindustrie eingestuft.

Der Ausbruch des Virus könnte die Nachfrage nach Dienstleistungen und insbesondere nach Reiseangeboten erheblich schmälern, schrieb Analyst Stephen Innes vom Handelshaus Axicorp.

Im breit gestreuten europäischen Aktienindex EuroStoxx 600 zählten unter anderem Lufthansa mit minus 2,7, Air France-KLM mit minus 2,4 Prozent sowie IAG mit einem Abschlag von 3,6 Prozent zu den Verlierern. Auch in den USA waren Fluglinien unter Druck.

United Airlines büßten 2,7 Prozent ein und American Airlines 2,2 Prozent. Nur Easyjet konnte sich nach guten Zahlen gegen den Trend behaupten.

Nach dem Anstieg der Patientenzahl in China halten Experten vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit nach Europa für immer wahrscheinlicher. Es sei nicht auszuschließen, dass eine erkrankte Person nach Deutschland reise, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Sorgen müsse man sich in Deutschland aber nicht machen.

"Wir müssen in den kommenden Tagen mit mehr Fällen in anderen Teilen Chinas und möglicherweise auch in anderen Ländern rechnen", erklärte der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tarik Jasarevic, am Dienstag in Genf. Ungewöhnlich sei das nicht: "Wenn man die Überwachung ausweitet, ist es auch wahrscheinlich, dass man mehr Fälle entdeckt."

Die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen Metropole Wuhan meldete weitere Tote durch das neuartige Coronavirus. Insgesamt sind nun sechs Todesfälle bestätigt, zumeist betrafen sie ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Zudem wurden am Dienstag Dutzende weitere Infektionen gemeldet. Damit gibt es nun in China mehr als 300 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember.

Nachweise gibt es zudem in Taiwan, Thailand, Japan und Südkorea - in allen Fällen erkrankten Menschen, die zuvor in Wuhan waren. "Wir müssen uns in Deutschland darauf vorbereiten, dass es zumindest in Einzelfällen auch zu Einschleppungen der Erkrankung kommt", sagte der Berliner Virusforscher Christian Drosten. "Kliniken müssen dann darauf vorbereitet sein, die Patienten zu isolieren."

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung des Virus. In der zweiwöchigen Ferienzeit rund um das Fest sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs, viele Familien unternehmen zudem gemeinsame Reisen ins Ausland. Beliebt sind dabei neben Zielen in Südostasien auch Reisen nach Europa oder in die USA.

Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen.

Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es.

Airports in Habachtstellung

An deutschen Flughäfen gibt es vorerst keine speziellen Maßnahmen. Der Flughafen Frankfurt hat aber Vorbereitungen getroffen. "Der Plan liegt in der Schublade", sagte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Fraport am Dienstag. Wenn das Gesundheitsamt in Frankfurt Empfehlungen ausspreche, würden diese umgesetzt. Direktflüge aus Wuhan nach Frankfurt gebe es keine.

Auch vom Flughafen Düsseldorf hieß es, bisher halte das zuständige Gesundheitsamt noch keine Maßnahmen für erforderlich. Sollte sich ein Verdachtsfall an Bord einer Maschine Richtung Düsseldorf befinden, gäbe der Pilot einen Hinweis an die Flugsicherung oder den Airport, erklärte ein Sprecher weiter. "Der Flughafen würde sofort das Gesundheitsamt informieren und die entsprechende Maschine später in einem separaten Bereich platzieren."

Vom Robert Koch-Institut hieß es, es gebe ohnehin keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit sogenannter Entry Screenings an Flughäfen, also Kontrollen bei der Einreise. Sinnvoll seien aber Exit Screenings in von einer Erkrankungswelle besonders betroffenen Gebieten. Die 11-Millionen-Metropole Wuhan hat entsprechende Kontrollen bei der Ausreise bereits eingeführt.

Auch Lufthansa beobachtet die Entwicklung um das Coronavirus. Bei Bedarf werde man mit den Behörden zusammenarbeiten und die notwendigen Entscheidungen treffen, erklärte ein Sprecher in Frankfurt. Man beobachte aktuell keine Buchungsrückgänge.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 21.01.2020 16:21


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