Slots einfrieren
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Brüssel will angeschlagene Airlines schützen

BRÜSSEL (dpa) - Schlecht ausgelastete Fluggesellschaften sollen nach EU-Plänen vor der Konkurrenz gesünderer Wettbewerber geschützt werden. Die EU-Kommission schlug am Dienstag in Straßburg vor, dass Airlines auch ungenutzte Landerechte vorläufig behalten dürfen. Andere Unternehmen könnten diese Slots damit nicht wie üblich im nächsten Jahr übernehmen. Die Kommission begründete ihren Vorschlag mit der Wirtschaftskrise.



Der Schritt könnte angeschlagenen Airlines wie der italienischen Alitalia helfen, die gerade einen Neustart mit halbiertem Flugbetrieb versucht. Neue Wettbewerber wie die Lufthansa Italia kämen damit schwieriger an die begehrten Landerechte.

Alitalia hält für den Sommerflugplan 2009 nach Branchenangaben 628 Slots pro Tag am Flughafen Rom Fiumincino, benötigt aber nur 510. Ein Sprecher der britischen Gesellschaft easyJet kritisierte den Vorstoß der Kommission deshalb: "Wir und viele andere wollen nach Rom rein - und das würde uns verbaut durch diese Maßnahme." Die Lufthansa, die an diesem Mittwoch in Frankfurt ihre Bilanz vorstellt, wollte sich am Dienstag nicht zu den Kommissionsplänen äußern.

Der italienische Verkehrskommissar Antonio Tajani sagte ganz offen: "Der Vorschlag ist, die aktuelle Situation einzufrieren." Normalerweise darf eine Fluggesellschaft ihre Slots von einer Saison zur nächsten nur behalten, wenn sie mindestens 80 Prozent ihrer Start- und Landerechte auch tatsächlich nutzt. Fachleute nennen diese Regel "use it or lose it" - also etwa: weggegangen, Platz vergangen.

Tajani sagte, der Vorschlag solle das Risiko staatlicher Beihilfen für Airlines in Schwierigkeiten verringern. Die Maßnahme solle nur für sechs Monate gelten: Gesellschaften, die in diesem Sommer viele Slots mangels Passagieren nicht nutzten, sollten die gleichen Verbindungen nächstes Jahr trotzdem wieder zugesprochen bekommen. Der Sommerflugplan dauert vom 29. März bis 24. Oktober 2009.

Der Kommissionsplan sei "verbraucherfeindlich", kritisierte easyJet-Chef Andy Harrison. Der Vorschlag diene nur den Interessen einer Handvoll siecher Fluggesellschaften. Ungenutzte Landerechte blieben bei schlecht geführten Unternehmen, statt sie an die vielen Airlines weiterzugeben, die bereit und in der Lage seien, sie zu nutzen. Harrison forderte das Europa-Parlament und die Mitgliedstaaten auf, den Vorschlag abzulehnen.

Die Kommission verlangte hingegen, Ministerrat und Parlament sollten dem Vorschlag im Eilverfahren zustimmen. "Die Entscheidung wird vor dem 26. März getroffen", sagte Tajani. Ähnliche Beschlüsse habe es bereits in den Jahren 2001/2002 und 2003 gegeben. Falls sich die Lage des Luftverkehrs weiter verschlechtere, könnte die Kommission dies auch für den Winterflugplan vorschlagen.
© dpa | Abb.: Fraport AG | 10.03.2009 16:43

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Beitrag vom 11.03.2009 - 12:33 Uhr
"italienische Verkehrskommissar Antonio Tajani"

Da gibt es aber hoffentlich wohl keinen Zusammenhang zwischen seiner Tätigkeit als Verkehrskommissar und seiner Nationalität als Italiener, der AZ schützen will!


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