Digitalangebote der Airlines sind Krise kaum gewachsen

HAMBURG - Die gegenwärtige  Ausnahmesituation in der Covid-19-Krise testet die digitale Infrastruktur der Airlines. Jetzt gefrage Prozesse - etwa Erstattungen von Flugtickets - laufen nicht automatisch. Doch die digitale Infrastruktur der Airlines zeigt auch an anderen Stellen Schwächen.

Zuletzt war der deutsche Airline-Manager Christoph Müller Digitalchef bei Emirates. Jetzt in der Krise ging es ihm selbst wie vielen Kunden, die gerade verzweifelt versuchen, von anderen Kontinenten zurück nach Hause zu kommen. Müller scheiterte wiederholt daran, einen Flug von Asien nach Europa zu buchen, weil ihm nötige Informationen fehlten.

"Die derzeitigen Airline-Websites sind nicht in der Lage, die jetzt an sie gestellten Aufgaben zu bewältigen", erklärte Müller in einer von der Branchenorganisation APEX mitveranstalteten Online-Tagung.

"Die meistgestellte Frage ist: Wann geht der nächste Flug auf einer bestimmten Strecke? Das kann keine Website beantworten, weil es bisher mehrere Flüge täglich auf manchen Routen gab. Oder: Wie sind die aktuellen Reisebeschränkungen für einen Indonesier, der via Dubai nach Paris reisen will? Das wird nirgends erklärt. Die vorhandenen digitalen Werkzeuge der Airlines sind überfordert, stellt Müller fest.

"Unfreiwillige Konsolidierung"

Der frühere Chef von Aer Lingus und Malaysia Airlines erwartet, dass es durch die Krise "einiges an unfreiwilliger Konsolidierung" in der Airline-Branche geben wird ohne massive Rettungsprogramme durch die Regierungen. "Schon unter normalen Umständen gehen 89% aller neugegründeten Airlines in den ersten fünf Jahre Pleite, und bereits 2019 gab es fast 20 Pleiten, dafür brauchte es kein Corona", so Müller.

Inzwischen berät er Luftfahrtunternehmen und ist selbst Investor in die Branche. "Ich habe großes Vertrauen, dass viele Airlines mit neugewonnener Stärke aus der Krise hervorgehen werden, und dass sie eine gute Investmentchance bietet."