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Recaro rettet sich mit Business-Sitz-Projekt durch die Krise

Mark Hiller
Mark Hiller, © Archiv Spaeth

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SCHWÄBISCH HALL - Die schwäbische Firma Recaro ist Weltmarktführer für Economy-Flugzeugsitze. In der Krise allerdings nützen dem Unternehmen vor allem langfristige und aufwändige Projekte in der Entwicklung von Business-Class-Sitzen für neue Großraumflugzeuge, um den "heftigen Einbruch" abzufedern.

"Die Arbeit vor allem für Auslieferungen von Airbus A350 und Boeing 777X ab Ende 2021 bis Mitte 2022 laufen voll weiter", sagt Firmenchef Mark Hiller im Interview mit aero.de. "Solche Großprojekte bringen uns dieses Jahr keinen Umsatz und vielleicht nächstes Jahr auch nicht, aber dann übernächstes Jahr", hofft Hiller.

Recaro liefert auch Sitze für die neue Boeing 777-9-Flotte der Lufthansa. "In diesem Bereich können wir gar keine Kurzarbeit machen", so der Recaro-Chef. "Das ist trotzdem eine Herausforderung, das bei bis zu 60% weniger Umsatz zu bewältigen", räumt er ein. Nach 716 Millionen Euro im Rekordjahr 2019 erwartet Hiller für 2020 nur um die 300 Millionen Euro Umsatz.

Das Volumen der Produktion sei in gleicher Größenordnung gesunken. "Das ist ein heftiger Einbruch." Recaro ist mit Fabriken in China, den USA, Südafrika und Polen weltweit aufgestellt, "alle Standorte sind in Betrieb, alle Lieferungen pünktlich und in gewohnter Qualität".

Während der Hauptsitz in Schwäbisch Hall noch von der deutschen Möglichkeit zur Kurzarbeit profitiert und die bisher 1.100 Mitarbeiter zunächst halten konnte, wurden international etwa 30% oder ca. 500 Angestellte entlassen. "Wir verhandeln mit unserem Betriebsrat und der IG Metall und hoffen, dass wir in Schwäbisch Hall mit der Stammbelegschaft durch die Krise kommen, aber das hängt vom Erfolg der Verhandlungen ab", so Mark Hiller.

Im August hatte Recaro einen Großauftrag des osteuropäischen Billigfliegers Wizz Air über 30.000 Economy-Sitze eingefahren. "Das war zu diesem Zeitpunkt wirklich ein Erfolg", sagt Mark Hiller. "Wir sind stolz darauf, uns damit im Ultra Low Cost-Segment zu stärken das vermutlich auch nach der Krise ein stabiles Marktsegment sein wird."

Gleichzeitig gab es auch neue Aufträge während der Krise, etwa von Leasingfirmen. "Die nutzen unser neues Angebot, Sitze für die Boeing 737- und Airbus A320-Familien innerhalb von nur zwei Monaten ab Bestellung auszuliefern besonders für von Airlines zurückkommende Flugzeuge", weiß der Recaro-Chef. Erst kürzlich wurden die jeweils ersten A321neo an Middle East Airlines und Gulf Air ausgeliefert, deren Kabinen beide komplett von Recaro ausgestattet wurden.

Die praktische Abstimmung zwischen Sitzhersteller und Airline-Kunden ist in der Krise wesentlich schwieriger geworden. "Besprechungen zur Design-Abstimmung neuer Sitze, die normalerweise bei persönlichen Treffen hier drei Tage dauern, erstrecken sich jetzt digital über drei Wochen, das sind nun sehr langwierige Prozesse ohne direkte Interaktion", bedauert Hiller.

Für 2021 erwartet er ein ähnlich niedriges Umsatzniveau wie im laufenden Jahr, erst in den Folgejahren werde Nachholdbedarf und neues Wachstum sichtbar werden.
© aero.de, Andreas Spaeth | Abb.: Recaro | 26.10.2020 12:24


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