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Warum der SpaceJet 2021 auf Eis liegt

Mitsubishi SpaceJet
Mitsubishi SpaceJet, © MHI

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MOSES LAKE - Mitten im laufenden Flugtest- und Zulassungsprogramm unterbricht Mitsubishi die Vorbereitungen zum Serienbau seiner neu entwickelten, modernen Regionaljetfamilie. Die SpaceJet-Prototypen werden 2021 eingelagert - obwohl sich gerade nach der Krise ein vielversprechender Markt abzeichnet.

Ausdrücklich betonte der Hersteller Mitsubishi Aircraft Corporation Ende Oktober, es handle sich lediglich um eine "zeitweilige Pause" und keineswegs um das Ende des Programms. Doch ab April 2021 wird das Budget für die dann nächsten drei Jahre um 90 Prozent gekürzt und der Space-Jet-Mitarbeiterbestand auf ein Drittel der vorherigen Stärke und somit nur noch 500 Personen verkleinert.

Damit werden auch das bisherige Flugtestzentrum in Moses Lake, USA, und Büros in Kanada und Europa aufgelöst. Immerhin setze man die Erstellung technischer Dokumentationen für das Zulassungsverfahren fort, kündigte Mitsubishi an.

Mit dem radikalen Schrumpfkurs fügt sich die Verkehrsflugzeugdivision des japanischen Riesenkonzerns in dessen aktuelle Covid-19-Sparstrategie ein.

Allerdings leidet das ehrgeizige, seit 2008 unter anderem mit umgerechnet 408 Millionen Euro Regierungshilfen und Konzernmilliarden bei Mitsubishi neu aufgebaute Regionalflugzeugprogramm schon länger an Zulassungs- und Absatzproblemen sowie an ausufernden Verspätungen und Kostenüberschreitungen. Mittlerweile scheint auch eine komplette Einstellung nicht mehr ausgeschlossen.

Dagegen spricht, dass die Japaner sich von Bombardier für fast eine Milliarde Dollar noch das CRJ-Programm gekauft haben und dessen Kundendatei. Wechseln die CRJ-Betreiber nun zum SpaceJet? Eine große Flotte kleiner US-Regionaljets - nicht nur Bombardier CRJ200, sondern auch Embraer ERJ 145 und E175 - wartet auf Ersatz. Ein lukrativer Markt.

Hochmoderner CFK-Zweistrahler

Hierfür entwarf Mitsubishi mit strategischem Blick seinen hochmodernen CFK-Zweistrahler: neueste Aerodynamik, sparsame, saubere und leise PW1200-Getriebefans, Glascockpit mit elektronischer Flugsteuerung und viel Platz in der 2,02 Meter hohen Kabine mit der Sitzanordnung 2+2. Insbesondere für Handgepäckfächer, die in den USA gerne mit klobigen Rollkoffern belegt werden.

Auch die Flugzeuggrößen des SpaceJet sind für den US-Markt maßgeschneidert: In zwei modularen Rumpflängen wird der Zweistrahler als 76- bis 92-Sitzer M90 und als 70- bis 88-Sitzer M100 angeboten. Projektiert wurde auch ein späterer möglicher 100-Sitzer M200. Die kurze Ursprungsversion M70 wurde durch die um einen Meter gestreckte M90 ersetzt.

Mitsubishi M90 Spacejet
Mitsubishi M90 Spacejet, © MHI

Doch das Projekt geriet schon mehrfach ins Stocken. Mal musste nachträglich aufwendig umkonstruiert werden, angeblich weil Teile der sehr hochwertigen ursprünglichen Konstruktion nach japanischen Militärstandards sich nicht nahtlos für eine zivile US-Zulassung anerkennen ließen.

Dann kamen die amerikanischen "Scope Clauses" nicht wie erwartet ins Rutschen. Die Scope Clauses regeln in den USA, wie groß ein "Regionalflugzeug" nach Passagiermenge sein darf. Über der jeweils Airline-spezifisch vereinbarten Sitzzahlgrenze, typisch sind 76 Sitze, werden höhere Pilotengehälter fällig.

Aber Mitsubishi parierte bisher alle Herausforderungen und half seinem vielversprechenden Programm immer wieder aus der Patsche. Um die US-Zulassung voranzutreiben, richtete man kurzerhand ein Flugtestzentrum in Moses Lake, USA, ein, wo mit FAA-Regeln vertraute US-Testingenieure die japanische Mannschaft verstärken, um dort die US-Zulassung mit den aus Japan eingeflogenen Prototypen zu betreiben.

Aus der Nähe betrachtet überzeugt der neue Zweistrahler durch seine überragend saubere Bauausführung und nahezu perfekte Formgebung. Keine Materialstöße, keine Kanten und Knicke und eine glatte Oberfläche, die eher an einen Konzertflügel als an ein - früher meist eher rustikal designtes - Regionalflugzeug erinnern.

Neuer Geschäftsplan

Je länger Mitsubishi die Entwicklung aber nun unterbricht, desto schwieriger dürfte es werden, den neuen Twin noch einmal ins Laufen zu bringen. Am 30. Oktober stellte Mitsubishi-Präsident und Konzern-Vorstandschef Seiji Izumisawa seinen mittelfristigen Geschäftsplan für die Jahre 2021 bis 2023 vor.

Demnach soll in der Luftfahrtabteilung des Konzerns strategisch vor allem das Militärgeschäft ausgebaut werden, darunter der Bereich unbemannter Luftfahrzeuge. Für den SpaceJet sagt Mitsubishi erst langfristig eine Markterholung voraus. Deswegen solle das erfahrene Personal in die Verteidigungssparte wechseln, so das jüngste Strategieprogramm.

Bis 2023 will der Konzern mit dessen Hilfe wieder auf sieben Prozent Gewinnmarge kommen. Für den SpaceJet soll der abgemagerte Konzern-Etat damit bis 2023 aber auf insgesamt nur noch knapp 200 Millionen Dollar schrumpfen. Damit dürfte man den Twin vorläufig nicht mehr groß vorantreiben können, sondern nur eine Rumpfmannschaft bei der Stange halten.

Wie die zahlreichen SpaceJet-Zulieferer die für sie wohl jahrelange neue Verzögerung beurteilen, wird sich noch zeigen.
© FLUG REVUE - Sebastian Steinke | Abb.: MHI | 03.01.2021 09:46

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Beitrag vom 03.01.2021 - 18:47 Uhr
Das wäre doch eigentlich die Chance für Boeing dort nun einzusteigen.

Hat Boeing nicht ganz andere Baustellen, als ein fast eingestelltes Projekt zu übernehmen?
Zwei Kranke ergeben nicht zwangsläufig einen Gesunden.

Boeing braucht sein letztes Geld die eigenen Probleme in den Griff zu bekommen, wenns den reichen sollte. EMB wurde nicht umsonst fallengelassen.
Beitrag vom 03.01.2021 - 09:56 Uhr
Das wäre doch eigentlich die Chance für Boeing dort nun einzusteigen.


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