Aussterbende Art
Älter als 7 Tage  

Hier fliegen die letzten Passagier-Jumbos

Lufthansa Boeing 747-8
Lufthansa Boeing 747-8, © world-of-aviation.de Björn Schmitt Aviation Photography

Verwandte Themen

FRANKFURT - Die Coronakrise hat die Zahl der weltweit im Dienst stehenden Boeing 747 im Rekordtempo schrumpfen lassen - die meisten Jumbojets sind geparkt oder ausgeflottet. Doch es gibt sie noch: Airlines, die ihre 747 weiterhin für Passagierflüge einsetzen. Eine Bestandsaufnahme.

Wer als Fluggast gern Boeing 747 fliegen wollte, hatte bis März 2020 noch die Qual der Wahl: Zahlreiche Carrier weltweit setzten damals noch auf die Dienste der "Queen of Skies", wenn auch die älteren Modelle schon damals mit Ablaufdatum unterwegs waren.

Im Zuge der Coronakrise zogen viele Arlines jedoch die Ausmusterung ihrer Jumbo Jets vor und schieden aus dem Kreis der 747-Nutzer aus. British Airways, KLM, Virgin Atlantic, Corsair, Qantas – sie alle haben ihre Jumbo Jets für immer abgestellt. Andere haben die Zahl aktiver 747 zumindest drastisch reduziert. In Europa ist von mehr als einem halben Dutzend 747-Betreiber nur einer der "Queen" treu geblieben.

Der hat seinen Sitz dafür direkt in Deutschland, am Rhein-Main-Flughafen von Frankfurt: Die Lufthansa lässt, Stand 1. März, immerhin fünf Boeing 747-8I im Linienbetrieb fliegen und betreibt damit zugleich die weltweit größte Zahl aktiver Jumbo Jets.

Das ändert zwar nichts daran, dass knapp drei Viertel der 19 Flugzeuge umfassenden 747-8I-Flotte auch bei Lufthansa geparkt sind, allerdings hat die Kranich-Airline bereits betont, dass die modernste Version des Jumbo Jets weiter ein fester Bestandteil der Gesamtflotte bleiben soll.

Die 747-8 sei der einzige Vierstrahler, der eine echte Zukunft habe, erklärte im Sommer 2020 Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die fünf aktiven Maschinen bedienen Ziele wie Johannesburg, Nanjing, Schanghai, Mexico-City und Buenos Aires. Im März sollen nach unbestätigten Informationen drei weitere 747-8I reaktiviert werden.

Keine Zukunft für Lufthansas 747-400

Dass die Sache für die acht 747-400, die zur Zeit noch das Kranich-Logo tragen, etwas anders aussieht, ist keine Überraschung. Deren Ausmusterung war schon vor der Krise für 2025 angekündigt.

Mehrere in Enschede eingelagerte Exemplare sind bereits zum Zerlegen in die USA geflogen, weitere Lufthansa-400er werden folgen. Ob es für die verbleibenden Jets noch einen Platz gibt, ist fraglich – zumindest 747-400 wird man als Passagier aber vermutlich auch bei Lufthansa nicht mehr fliegen können.

Ähnlich sieht es beim spanischen Ferienflieger Wamos Air aus, dessen letzte 747-400, die EC-KXN, seit Dezember in Madrid parkt, nachdem sie zuvor monatelang in Ciudad Real eingelagert war. Sie wird wohl kaum zurückkehren.

Tote Hose in Russland

In Europa existierte bis Herbst 2020 noch genau eine Möglichkeit, als Fluggast eine 747-400 zu erwischen: Rossiya aus Russland besitzt deren neun und fünf davon bedienten bis Ende November vor allem Urlaubsziele innerhalb Russlands sowie in der Türkei.

Allerdings besteht auch die Chance auf einen 747-Flug mit Rossiya derzeit nur auf dem Papier, denn seit Anfang Dezember war keiner der fünf in Irland registrierten Jumbo Jets mehr mit Passagieren in der Luft. In den kommenden Jahren soll die Aeroflot-Tochter zudem vorrangig Jets russischer Bauart betreiben.

Wie lange die 747 überhaupt noch Teil der Rossiya-Flotte bleibt, ist damit offen. Dafür fliegt mit der ER-BAC der Terra Avia Airlines aus Moldawien immerhin noch eine in Europa zugelassene 747-400 durch die Gegend – allerdings im Charterdienst zwischen eher exotischen Zielen wie Bishkek, Macau, Urumqi, Lagos oder Riad.

Air China ist Asiens größter 747-Betreiber

In Asien musste die aktive 747-Flotte ebenfalls kräftig Federn lassen. Mit Thai und China Airlines schieden 2020 zwei große Carrier aus der Riege der 747-Nutzer aus. Zwar bleiben in Gestalt von Mahan Air aus dem Iran, Iraqi Airways, Asiana und Korean Air aus Südkorea sowie Air China und Air India immerhin sechs asiatische Jumbo-Airlines übrig.

Doch nur ein Teil davon hält seine 747 auch wirklich in der Luft. Bei Air China sind – Stand 1. März 2021 - eine 747-400 und zwei 747-8I in Betrieb. Dazu kommt ein VIP-Jumbo für die chinesische Regierung. Air India pendelt mit der einzigen aktiven 747-400 VT-EVA noch zwischen Delhi und Kalkutta, Asiana betreibt mit der HL7428 ebenfalls noch eine einzige 747-400 und setzt diese nach China ein.

Neu-Mehrheitseigner Korean Air hat seine zehn 747-8I dagegen seit einem Jahr kaum bewegt. Heute Morgen allerdings landete die HL7643 aus Seoul kommend in Hamburg. Dort wird sie zum Regierungsjet umgebaut.

Keine 747-Flüge am Golf

Ähnlich sieht es in der Golfregion aus. Die beiden 747-400 von Iraqi Airways, YI-ASA und YI-AQQ, sind beide seit Mitte Februar in Bagdad geparkt. Ob und wann sie wieder abheben, ist unklar. Mahan Air hat seine 747-400 mit dem Kennzeichen EP-MNB seit dem 31. Januar nicht mehr geflogen.

Die weltweit letzte im Passagierdienst eingesetzte 747-300, Mahans EP-MND, flog letztmals vor über einem Jahr. Die drei Jumbo Jets, die Air Atlanta Icelandic an Saudi Arabian Airlines unter anderem für Pilgerflüge vermietet hatte, sind ebenfalls seit langer Zeit im saudischen Jeddah geparkt.

Aktive Boeing 747 begegnen Flugreisenden und Zuschauern derzeit lediglich bei Lufthansa (fünf 747-8I), Air China (eine 747-400 und zwei 747-8I plus eine VIP-Maschine), Air India, Terra Avia, Asiana (je eine 747-400) sowie bei Atlas Air aus den USA. Letztere setzt ihre Pax-Jumbos jedoch vor allem für Truppentransporte ein.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Lufthansa | 06.03.2021 12:48


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden