Geo Sky aus Georgien
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Die Airline mit den Oldie-Jumbos in Frankfurt

Geo Sky Boeing 747
Geo Sky Boeing 747, © Geo Sky

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FRANKFURT - Die georgische Fracht-Airline Geo Sky zählt seit 2020 zum gewohnten Bild am Frankfurter Flughafen. Trotzdem wirkt dieses Bild wie aus der Zeit gefallen, denn Geo Sky betreibt zwei der weltweit letzten zivilen Boeing 747-200. Schon bald soll die Flotte weiter wachsen.

Die Boeing 747-200 ist eine echte Rarität. Weniger als 20 Exemplare dieser Klassik-Version des Jumbo Jets sind heute noch am Himmel unterwegs. Rund ein Drittel davon steht in Diensten der US Air Force, als "Air Force One" VC-25A und "Doomsday Plane" E-4B Nightwatch. Die wenigen zivil betriebenen Maschinen verteilen sich auf eine Handvoll Airlines aus den USA, Moldawien, dem Iran, Kirgisistan sowie aus Georgien.

Georgien ist auch die Heimat der beiden 747-200-Frachter in Diensten von Geo Sky Airlines. Der Fracht-Carrier aus Tiflis erhielt Mitte 2017 sein Luftbetreiberzeugnis von der georgischen Behörde für Zivilluftfahrt und nahm zunächst mit einer, später mit einer weiteren 747-200 den Betrieb auf.

Beide Flugzeuge, betrieben zuvor unter anderem von Kalitta Air aus den USA, haben die Flotte mittlerweile wieder verlassen. Ersetzt wurden sie 2019 jedoch nicht etwa durch Fluggerät neueren Baujahrs, sondern durch zwei weitere 747-200 – eben jene beiden, die noch immer für Geo Sky unterwegs sind.

Klassik-Jumbos im Doppelpack

Die Oldschool-Jumbos haben eine Menge gemeinsam: Beide rollten sie im Jahr 1987 im Boeing-Werk Everett als Passagierjets aus der Montagehalle, kamen im selben Jahr zu British Airways und wurden kurz nach der Jahrtausendwende zu Frachtern umgebaut.

Danach flogen sie gemeinsam für Air Atlanta Icelandic und Malaysia Airlines, bis sie 2012 auf dem Pinal Airpark in Arizona landeten – einem Flugzeugfriedhof. Dort vegetierten die Jumbos im komatösen Zustand jahrelang vor sich hin, wurden 2019 von Geo Sky wachgeküsst und sind seither unter den Kennungen 4L-GEN und 4L-GEO für die Georgier aktiv.

Die 4L-GEO weilte jüngst erst für einige Wochen in Jakarta für einen großen Check. Seit Kurzem ist sie wieder zurück – und hat ihren dunkelblauen "Cargo"-Schriftzug gegen ein blau-rotes "Geo Sky"-Signet eingetauscht, während die Schwestermaschine nach wie vor ohne Titel in sorgsam patiniertem Weiß durch die Welt fliegt.

Die Dienstleistungen, die Geo Sky mit ihren Oldie-Jumbos anbietet, sind breit gefächert. Auf ihrer Webseite lässt die Airline wissen, sie transportiere "jede Art legaler Fracht", von Paketen und Paletten über Autos, Technik und Landwirtschaftsgüter bis hin zu Medikamenten, verderblicher Ware und Gefahrgut. Auch als zertifizierter Wartungsbetrieb für die 747-Versionen -200 und -300 ist der Carrier gelistet.

Ins Bewusstsein westlicher Beobachter rückte Geo Sky jedoch erst im Frühjahr 2020, als die Georgier im Corona-Charterdienst erstmals zwischen Flughäfen in China und den europäischen Airports Frankfurt, Lüttich und Maastricht hin- und herflogen.

Auf Deutschlands größtem Flughafen sind die Geo Sky-Jumbos seitdem eine Institution. Dreimal wöchentlich pendelt aktuell eine 747, meist die 4L-GEN, von China nach Frankfurt und zurück – jeweils mit einem Zwischenstopp in Tiflis. Als erste georgische Fracht-Airline darf Geo Sky seit dem 25. November 2020 außerdem mit behördlichem Segen kommerzielle Linienflüge anbieten. Das schafft Raum für eine weitere Expansion.

Drei 747-400 sollen die Oldies ergänzen

Genau die haben Geo Sky-Chef Shalva Kiknadze und seine Mitstreiter auch im Sinn. Da die Nachfrage nach Luftfracht anhaltend hoch und ein Ende dieses Trends nicht absehbar ist, wollen sich die Georgier in diesem Segment dauerhaft einen Namen machen.

Wenn der Run auf medizinische Hilfsgüter aus China abflaut, hat Kiknadze vor allem Konsumgüter aus dem Reich der Mitte im Fokus. 90 Prozent aller Verbrauchsprodukte würden in China hergestellt, rechnet der Generaldirektor im Gespräch mit dem georgischen Portal Avia News vor. "Diese Produkte müssen in die ganze Welt exportiert werden." Das ergebe ein enormes Frachtvolumen.

Er habe bereits mehrere Angebote von Unternehmen für Zwei- bis Dreijahresverträge erhalten, so Kiknadze weiter. Deshalb will er seine Fluggesellschaft größer machen: 2021 plant Geo Sky die Übernahme von drei geleasten Boeing 747-400.

Sie sollen die 747-200 jedoch vorerst nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen, heißt es aus Tiflis. Derart gestärkt, will Kiknadze neben Europa auch Ziele in den USA mit China verbinden. Der Bedarf dafür ist vorhanden. Da ist er sich sicher.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Geo Sky | 15.03.2021 11:15

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Beitrag vom 21.03.2021 - 16:14 Uhr
Interessant.
Wenn weder die Frankfurter Lärmgebühren-Ordnung (Cat 14/10 bei Start/Landung einer 742) noch der Mehrverbrauch der alten Triebwerke oder die höheren Wartungskosten historischen Geräts eine Rolle spielen:
Warum machen sich dann alle anderen Airlines so viele Gedanken über diese Themen?

Blinder Aktionismus?

Wenn ein "historischer" Jumbo für einen mittleren 1 stelligen Millionenbetrag zu bekommen ist, ein Neuer aber mehr als 200 Millionen kostet bleiben ca 195 Millionen für die höhere Wartung/höhren Kerosinverbrauch/Startgebühren über. Wieviel Jahre wird das vorhalten?

Und die fliegen ja damit nicht unbedingt von Frankfuhrt nach München, sondern oft in Ländern wo die Gebühren nicht so hoch wie in Deutschland sind.

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2021 16:16 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.03.2021 - 08:38 Uhr
Interessant.
Wenn weder die Frankfurter Lärmgebühren-Ordnung (Cat 14/10 bei Start/Landung einer 742) noch der Mehrverbrauch der alten Triebwerke oder die höheren Wartungskosten historischen Geräts eine Rolle spielen:
Warum machen sich dann alle anderen Airlines so viele Gedanken über diese Themen?

Oder profitiert diese Airline doch eher von der aktuellen Sondersituation bei der alles zum Frachter herangezogen wird, was noch lufttauglich ist und sich irgendwie mit Fracht vollstopfen lässt?
Beitrag vom 20.03.2021 - 20:42 Uhr
Danke für diesen schönen Bericht. Da war man offenbar nach dem Zufallsprinzip zur richtigen Zeit im richtigen Marktsegment unterwegs und kann jetzt darauf aufbauen. 2017 jedenfalls hätte wohl kaum jemand etwas darauf gesetzt, dass zwei für low cash vom Flugzeugfriedhof geholte 747-200, Baujahr 1987, im Zentrum eines erfolgreichen Geschäftsmodells stehen könnten.
Many happy landings den beiden Oldies!


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