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Für die Verabschiedung ihrer letzten Boeing 747-400 hatte sich Virgin Atlantic etwas Besonderes einfallen lassen: Vergangenen Samstag lud die Airline Jumbo-Fans aller Couleur in die 747 mit dem Taufnamen "Pretty Woman" zum Essen ein – für 50 Britische Pfund (knapp 56 Euro).
Im Preis inbegriffen waren ein Drei-Gänge-Menü, Champagner-Empfang im Oberdeck sowie eine Tour durch das ganze Flugzeug – inklusive Cockpit, Frachtbereich und Crew-Ruheräume. Dazu erhielten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich in einem der Triebwerke fotografieren zu lassen.
Man wolle der "Queen of the skies" damit standesgemäß Lebewohl sagen, begründete Virgin Atlantic die besondere Aktion – schließlich sei es die 747 gewesen, mit der Virgin vor 36 Jahren ihre ersten Passagiere flog.
Drei Stunden zum Abschied
Geflogen wurde an diesem Tag zwar nicht, doch das Event war dennoch sehr exklusiv: Wegen Corona gab es insgesamt ganze 34 Tickets zu ergattern. Es galt das Motto "first come, first serve" – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Die Nachfrage überstieg das Angebot um Welten: Angeblich soll es bis zu 90.000 Anfragen gegeben haben. Die wenigen Glücklichen, die sich ein Ticket sichern konnten, wurden ihrerseits auf mehrere Slots aufgeteilt – und hatten im Anschluss je drei Stunden Zeit, Virgins letzter 747-400 Lebewohl zu sagen.
Über Umwege zurück nach London
Vor nicht mal einem Jahr war die G-VROY, so das Kennzeichen der "Pretty Woman", in ihrer Heimat London-Heathrow noch eine unter vielen: Mit British Airways und Virgin Atlantic hatten gleich zwei große Jumbo-Betreiber ihre Basis auf Londons größtem Flughafen.
Nach und nach jedoch zogen im Sommer beide Carrier ihre "Queens" von dort ab, parkten sie an vielen verschiedenen Orten, legten sie still, gaben sie weiter oder ließen sie verschrotten. Auch "Pretty Woman" wurde herumgereicht: Als im Oktober die letzten BA-Jumbos Heathrow verließen, stand die G-VROY noch eingemottet im spanischen Ciudad Real.
Dort war sie am 24. Juni gelandet, nachdem sie im März Heathrow hatte verlassen müssen und zunächst in Glasgow, später in Manchester untergekommen war.
Neue Heimat USA
Am 12. November schließlich holte Virgin die 19,5 Jahre alte Maschine zurück nach London. Dort fristet sie seitdem ein Einsiedlerdasein – als letzte Zeugin einer verblichenen Ära. Das Ende des Weges ist dies für die G-VROY jedoch noch nicht, denn auf "Pretty Woman" wartet eine neue Aufgabe: Die US-Frachtairline Atlas Air hat sich die Dienste des Flugzeugs bereits gesichert und wird es künftig als N482MC für Truppentransporte im Dienst der US-Armee nutzen.
Die Überführung soll noch in dieser Woche vonstatten gehen. Bei Atlas wird "Pretty Woman" auf alte Bekannte treffen: Die US-Amerikaner haben sich insgesamt drei gleich Virgin-Jumbos geischert.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | 17.12.2020 09:40
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