Flugsicherheit
Älter als 7 Tage

Albanien macht Fluglotsen mundtot

Albcontrol macht Fluglotsen mundtot
Albcontrol macht Fluglotsen mundtot, © ATCEUC

Verwandte Themen

TIRANA - Wegen Personalnot bei der Flugsicherung Albcontrol war der Luftraum von Albanien Anfang April kurz geschlossen. Im Nachgang geht Albanien mit drastischen Mitteln gegen einzelne Fluglotsen vor. Berufsverbände sprechen von einer gezielten Einschüchterungstaktik - und hinterfragen die Flugsicherheit in Albanien.

Tirana, 06. April 2021: rund zwei Drittel der Fluglotsen der staatlichen Flugsicherung Albcontrol melden sich "vorübergehend dienstuntauglich". Den Beschäftigten der Flugsicherung steht seit Monaten das Wasser bis zum Hals.

"Albcontrol hat die Gehälter von Fluglotsen 2020 einseitig um bis zu 70 Prozent zusammengestrichen", berichtet der Verband europäischer Flugsicherungs-Gewerkschaften ATCEUC.

Die Ausfälle zwingen Albanien am Morgen des 07. April zur Schließung des Luftraums um den Flughafen Tirana, am Abend fährt der gesamte Luftraum runter.

In den Folgetagen eskaliert die Lage vollens - Polizeikräfte dringen in Tower und Büros von Albcontrol ein, setzen Dutzende Fluglotsen fest und führen Vernehmungen durch. Fünf Fluglotsen verlieren direkt ihren Job, gegen drei von ihnen leitet die Staatsanwaltschaft Eilstrafverfahren wegen Dienstvergehen und "Funktionsmissbrauch" ein.

"Unsere Kollegen haben sich im Sinne der strengen albanischen Regeln und der EU-Verordnung 2015/340 vorübergehend dienstuntauglich gemeldet", schreibt ATCEUC. "In Albanien scheint das ein Verbrechen zu sein."

Ersatzlotsen aus dem Ausland

Auch der internationale Pilotenverband IFALPA ist über das Vorgehen entsetzt, zumal Albanien laut Medienberichten bereits am 08. April Fluglotsen aus der Türkei angeheuert und unmittelbar eingesetzt hat. "Es ist fraglich, ob diese Fluglotsen das notwendige Training und lokale Rating für die Wahrnehmung der Flugsicherung im albanischen Luftraum durchlaufen haben", warnt der Verband.

Inzwischen setzt Albcontrol laut eigenen Angaben wieder ausschließlich albanische Fluglotsen ein. Die Mitarbeiter mussten zuvor schriftlich ihre Dienstfähigkeit bestätigen. "Fluglotsen in Albanien ist es zudem unter Androhung des Verlustes ihres Arbeitsplatzes strikt verboten, mit Medien zu sprechen", hält ATCEUC fest.

Verbände zweifeln Flugsicherheit an

Unter diesen Umständen ist eine sichere Luftraumkontrolle in Albanien nach Ansicht der Berufsverbände derzeit nicht gewährleistet. "Piloten sollten bei Flügen durch albanischen Luftraum extreme Umsicht walten lassen", warnen ATCEUC und IFALPA.

Der Fluglotsen-Verband ATCEUC weist in Zusammenhang mit den Entwicklungen in Albanien zudem auf einen ähnlich gelagerten Fall in Polen hin - Ende März hatte die staatliche Flugsicherung PANSA drei Fluglotsen nach öffentlich geäußerter Kritik am Zustand des polnischen Luftraumkontrollsystems fristlos entlassen.
© aero.de | Abb.: Albcontrol | 27.04.2021 10:19

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 02.05.2021 - 19:06 Uhr
Was ich damit sagen wollte ist das dieser Boykott politische Hintergründe hat und nichts mit Überarbeitung und Übermüdung der Fluglotsen zu tun hat.

Das ist jetzt erst mal nur Ihre eigene Behauptung, die dem Inhalt des Artikels entgegensteht. Gibt es dazu Quellen in deutscher oder englischer Sprache?

Dieser Beitrag wurde am 02.05.2021 19:07 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 01.05.2021 - 09:36 Uhr
Grüße Euch!
Ich bin nicht regierungstreu und habe mit der Regierung nichts zu tun und lebe in Deutschland. Was ich damit sagen wollte ist das dieser Boykott politische Hintergründe hat und nichts mit Überarbeitung und Übermüdung der Fluglotsen zu tun hat. In wie fern diese berechtigt sind müssen andere Instanzen klären und ist nicht Thema in diesem Forum. Als Glück bezeichne ich die Handlungsfähigkeit der Regierung und den schnellen Ersatz, da es um Nationale Sicherheit der Allianz Partner geht. Es findet dort derzeit eine Nato-Übung mit 30000 Beteiligte aus Nato-Partnern.

Liebe Grüße
Beitrag vom 30.04.2021 - 10:07 Uhr
@ fliegerschmunz
Na und ??

Genau, was soll mit Fluglotsen, die aus Angst um ihren Job krank zur Arbeit erscheinen, schon schiefgehen?
Und erst recht in Albanien ... da fliegt doch eh kein wertvoller Mensch, also Sie selbst, drüber ...

Oder?


was heißt da fliegt doch eh kein wertvoller Mensch hin?
Bist Du wertvoller wenn Du in Deutschland landest?

Nein, und exakt das wollte ich - ironisch - ausdrücken.

Unabhängig davon hat es sich rausgestellt das es sich um politische Intrigen handelt und nicht um Einschüchterungen. Kurz gesagt aus politischen oppositionellen Kreisen wurde der Arbeitstop herbeigeführt um die Regierung zu diskreditieren da die Wahlen bevorstanden.
Die Regierung hat reagiert um externe Mitarbeiter berufen um die Lücke zu schließen.
Zumal eine NATO Übung derzeit stattfindet und dies eine Frage der nationalen Sicherheit für viele Staaten ist.

Also zu _dem_ Thema scheinen ganz verschiedene Meinungen zu geben. Das ist wohl die "regierungstreue" Darstellung.

Bitte, bevor die Solidarität mit den " armen Floglotsen " losgeht die in Albanien über über 60 Tsd Euro im Jahr verdienen und wo der durchschnittslohn 300 EURO beträgt, abwarten und besser informieren.
Gruß

Aha, Neid als vermeintliches Argument zieht also nicht nur hier in Deutschland ...

Da halte ich mich lieber an den Artikel hier: Wer sich krank meldende Lotsen feuert, erzeugt ein Sicherheitsproblem.

Dieser Beitrag wurde am 30.04.2021 10:08 Uhr bearbeitet.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden