SpinLaunch
Älter als 7 Tage  

Werden Satelliten künftig ins All geschleudert?

SPACEPORT AMERICA - Das US-Startup SpinLaunch entwickelt ein alternatives System für den Start von Satelliten. Kürzlich fand der erste Testflug statt - erfolgreich. In kleinem Maßstab schien die Idee der "Satelliten-Schleuder" aufzugehen. Viele Informationen gibt das Team aber nicht preis.

Um einen Satelliten zu starten, bedarf es viel Energie: Hunderte Tonnen Treibstoff verbrennt eine Trägerrakete, damit sie eine Umlaufbahn um die Erde erreicht. Gibt es denn keine andere Möglichkeit, einen Satelliten in seinen Orbit zu bringen? Wenn es nach SpinLaunch geht, dann schon. Das US-amerikanische Startup-Unternehmen will Nutzlasten künftig einfach ins All schleudern.

SpinLaunch, © SpinLaunch
 
Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Man bräuchte dafür eine riesige, elektrisch angetriebene Zentrifuge in einer Vakuumkammer, die eine Nutzlast so lange rotiert, bis sie eine Geschwindigkeit von mehr als 8000 km/h erreicht. Dann würde der Satellit aus einer Klappe Richtung Himmel herausgeschleudert. Ein entsprechender Satellit müsste wie ein Projektil geformt sein und zusätzlich noch über einen Raketenantrieb verfügen, um den letzten nötigen Schub zu erzeugen.

Demonstrator mit 33 Metern Durchmesser

Das Ganze klingt mehr als verrückt. Doch am 22. Oktober hat SpinLaunch den ersten Testflug am Spaceport America in New Mexico erfolgreich absolviert. Allerdings mit einem kleineren Demonstrator, dem soganennanten Suborbital-Beschleuniger mit 33 Metern Durchmesser. Bei dem Test wurde ein drei Meter langes Projektil gestartet.

Details zu dieser Premiere gab das Unternehmen allerdings nur sehr spärlich preis. Das Projektil sei mit Überschallgeschwindigkeit geflogen und habe eine Höhe von zehntausenden Fuß erreicht, so Jonathan Yaney, Chef von SpinLaunch. Die Zentrifuge sei nur mit 20 Prozent ihrer Maximalleistung gelaufen.

Innerhalb der nächsten sechs Monate will SpinLaunch eine Reihe von 30 Tests mit dem Suborbital-Beschleuniger durchführen. Damit will das Unternehmen Erfahrungen für den Bau und Betrieb seines Orbital-Beschleunigers mit einem Durchmesser von rund 100 Metern sammeln.

Wo dieser Koloss entstehen soll, hat SpinLaunch noch nicht bekannt gegeben. Im kommenden Jahr soll der Bau jedenfalls schon beginnen, ab 2025 will SpinLaunch Starts damit anbieten. Nutzlasten bis 200 Kilogramm sollen so zehn mal günstiger ins All befördert werden als mit herkömmlichen Trägerraketen.

Ein großes Problem bleibt aber: Beim Start mit dem Orbital-Beschleuniger müssen Satelliten Kräfte von bis zu 10.000 g aushalten, bei einem Raketenstart sind es lediglich um die 4 g. Doch auch dafür will SpinLaunch vorsorgen – mit der Entwicklung und dem Test eigener Satelliten.
© FLUG REVUE - Ulrike Ebner | Abb.: SpinLaunch | 21.11.2021 10:18

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 22.11.2021 - 21:57 Uhr
Naja, die erste Stufe der Falcon 9 bringt Stufe2 und Payload auf 80km Höhe bei Mach 10 bzw. 3400m/s.
Dass die geschleuderte Rakete noch zusätzlich einen normalen Antrieb braucht, steht ja im Artikel. Die Rakete (das Geschoss?) wäre dann eine 2. Stufe eines Gesamtsystems, das mit insgesamt deutlich weniger Treibstoff auskäme.

Und wenn dieses Gesamtsystem seine Stufe zwei auf 80km mit 3,4km/sec oder mehr abliefert, könnte das was werden.

10.000g sind allerdings heftig. Die notwendigen Strukturverstärkungen dürften alles was über CubeSat Größe hinausgeht unwirtschaftlich machen.

Zudem ekennt man in dem Video mMn noch einen ordentlichen Eigen-Drehimpuls der Rakete als sie durch den Deckel bricht. Das könnte die erreichbare Gesamtenergie bzw. v0 noch mehr begrenzen als die 10.000g.



Dieser Beitrag wurde am 22.11.2021 22:18 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.11.2021 - 20:57 Uhr
Scheint mal wieder so ein typisches "US youngster start-up project" zu sein, nach dem Motto "wie kann man Geld abenteuerlich verbrennen", auch gegen die Naturgesetze.

Die 1. kosmische Geschwindigkeit um in eine stabile Erdbahn zu gelangen beträgt 7,2km/sec, die 2. um die Gravitation der Erde zu verlassen beträgt 11,2 km/sec.

Bei dem Testflug wurden gerade mal 2,2km/sec erreicht,wobei unklar ist, ob dies die final speed in FL100 war oder beim Austritt aus dem Beschleuniger. Jedenfalls müßte zusätzlich eine Menge Raketentreibstoff gezündet werden um die 7,2 km/sec zu erreichen. Naiv ist es auch zu glauben, man könnte Satelliten bereitstellen die 10.000g aushalten.

Fazit: schön mal eine Zeit CEO zu spielen und in die Weiten des Alls zu schauen.




Beitrag vom 22.11.2021 - 16:48 Uhr
Was passiert eigentlich wenn sich eine Hyperloop Röhre mal nach oben verbiegt und aufbricht... fliegt die Kapsel dann auch ins All :-) ?
OK die hat nur ca. 1000km/m, reicht also nicht. Aber 8000km/h reichen auch nicht. Die erste Fluchtgeschwindigkeit auf eine Kreisbahn um die Erde wäre ca. 28.440km/h. Den Rest muss der Raketenmotor machen.
Man könnte das Projektil auch mit einer Magnetschwebetechnik beschleunigen oder einer großen Railgun mit deutlich geringen g Werten. Jeff, Elon...wie siehts aus?


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden