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Die jüngste Gesetzesinitiative wurde von Senator Richard Blumenthal aus Connecticut und Repräsentant John Garamendi aus Kalifornien auf den Weg gebracht. Dabei geht es um den Vorschlag, die Luftqualität in Flugzeugkabinen künftig ständig messen zu lassen, um etwaige Verunreinigungen früh zu erkennen.
So kann beispielweise, bei zu hoch aufgefüllten Vorratsbehältern, Triebwerksöl mit giftigen Additiven, wie TCP (Tricresyl Phosphat), in den Kabinenluftkreislauf gelangen.
Aber auch andere Stoffe aus Bordsystemen, etwa Hydrauliköl, oder von außen aufgetragene Enteisungsflüssigkeit können ungewollt in den Kabinenluftkreislauf gelangen. Die an Bord installierten HEPA-Filter können diese Schadstoffe nicht aus der Kabinenluft herausfiltern.
Der Geruch der Ölnebel wird von Augenzeugen oft mit "Säure" oder "alten Socken" umschrieben. Besonders ein wiederholtes Einatmen, etwa bei Vielfliegern oder Besatzungsangehörigen, steht im Verdacht, auf lange Sicht anhaltende Schäden verursachen zu können.
Immer wieder berichteten Besatzungsangehörige, darunter Piloten und Flugbegleiter, über gesundheitliche Folgen, etwa gestörte Sinneswahrnehmungen, Nervenlähmungen oder starkes Unwohlsein durch sogenannte Organophosphate. Bisher ist eine Nachweisführung sehr schwierig, da oft nur eine sofortige Entnahme und Sicherung von Blutproben zuverlässige Hinweise auf die erlittene Belastung geben kann.
Die Blutwerte scheinen sich bald wieder zu normalisieren, auch wenn die Folgen teilweise länger andauern können, bis hin zur medizinischen Flugdienstunfähigkeit.
Die Gesetzesvorlage erkennt an, dass die allermeisten Flüge mit sauberer Kabinenluft stattfänden, jedoch gebe es auch bei lediglich Einzelfällen die Sorge vor Langzeitfolgen. Deswegen wollen die Parlamentarier vorschreiben, dass die Luftgüte in Flugzeugkabinen ständig überwacht werden muss und bei Abweichungen die Besatzung gewarnt wird.
Außerdem soll vorgeschrieben werden, dass alle gemeldeten Zwischenfälle sorgfältig zu untersuchen sind. In der Vergangenheit waren allerdings mehrere politische Anläufe versandet, die gesetzlichen Regeln für Flugzeugkabinenluft zu verschärfen oder die Luftgüte an Bord besser zu überwachen.
400 Fälle in zwei Jahren
Die Zeitung "Los Angeles Times" hatte berichtet, dass über einen von ihr untersuchten Zeitraum von zwei Jahren 400 Piloten, Flugbegleiter und Passagiere wegen Kabinenluftverunreinigungen ärztliche Hilfe gebraucht hätten. Fast 50 Piloten hätten anschließend ihren Dienst vorübergehend nicht weiter verrichten können.
© FLUG REVUE - SST | Abb.: Jetblue Airways | 24.04.2022 08:42
Kommentare (13) Zur Startseite
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Sehr interressanter Link, danke.
NYCO hat also bereits 2009 Ersatz-Additive für TCP und TIPP patentiert, die ein deutlich geringeres biologisches Schadenspotential haben.
Die allerdings offenbar bis heute nicht im Einsatz sind (oder die entgegen dieser ersten Einschätzung doch nicht gut funktioniert haben).
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