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"Die Einsatzbereitschaft des Kampfhubschraubers Tiger bewegte sich im Berichtszeitraum weiterhin auf einem unbefriedigenden Niveau", rapportierte das Verteidigungsministerium in seinem Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensystem vom Dezember 2021. "Der Stau an Hauptinspektionen bei einer großen Anzahl an Luftfahrzeugen aufgrund fehlender Dockkapazitäten beeinträchtigt unverändert die Einsatzbereitschaft bei diesem System."
Wie schlimm es im Falle des Tiger tatsächlich steht sagte nun Verteidigungsministerin Lambrecht im Bundestag: "Von 51 Maschinen können gerade einmal neun abheben."
Nicht, dass die Bundeswehr sich nicht um Abhilfe bemüht, aber "die eingeleiteten Maßnahmen zum Abbau des Inspektionsstaus beginnen frühestens Ende 2023 zu wirken". Mit der vollständigen Beseitigung des Staus sei nicht vor Ende 2026 zu rechnen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen sind der Aufbau einer weiteren militärischen Wartungsstaffel für den Tiger bis 2025 zur Stärkung der Eigenbefähigung, die Optimierung der luftfahrzeugtechnischen Prozesse sowie der Managementprozesse wie auch die Bündelung von Instandsetzungsmaßnahmen zur Erhöhung der Nutzungsdauer der Systeme im Zuge des Projekts "Maintenance Improvement Plan Wave 2", heißt es im Bericht vom Dezember.
"Mit der im April 2021 geschlossenen multilateralen Zielvereinbarung zwischen dem BMVg, der Industrie und dem Heer werden Teile dieser Maßnahmen zusätzlich formalisiert. Ziel ist es, in Jahresschritten bis 2026, eine deutliche Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft beim Tiger zu erreichen."
Dem soll auch ein On-Site-Support dienen. Dieser unterstützt aktuell den Ausbildungsstandort in Frankreich und soll ab 2022 ebenfalls auf das Kampfhubschrauberregiment 36 am Standort Fritzlar übertragen werden und die dortigen Kapazitäten erhöhen.
"Zeitaufwändige Wartungs- und Inspektionssysteme"
Derzeit sind die Fritzlarer Teil der NRF (Nato Response Force). Das bedeutet, dass ein Teil des Regiments nach spätestens 30 Tagen bereit sein muss, verlegt zu werden. Hinzu kommt: Ab dem Jahr 2023 werden Tiger-Kampfhubschrauber Teil der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) sein.
Generell gelte, dass die Ursache für niedrige Einsatzbereitschaft, insbesondere bei den komplexen Hubschraubern wie dem NH90 TTH, NH90 Sea Lion oder dem Kampfhubschrauber Tiger, die "sehr zeitaufwändigen Wartungs- und Inspektionssysteme sowie die laufenden Umrüstungsmaßnahmen zur Vereinheitlichung der Konstruktionsstände" bleibe.
"Die pandemiebedingte weitere Verringerung der - bereits zuvor begrenzten - industriellen Kapazitäten wirkt sich zusätzlich verzögernd auf den zeitgerechten Abschluss von Wartungs- und Umrüstungsmaßnahmen aus - in der Folge werden Einschränkungen in der Anzahl verfügbarer Systeme länger spürbar bleiben", so das unbefriedigende Fazit.
Immerhin: "33 KH TIGER werden im Rahmen des "ASGARD-33"-Vertrages durch die Industrie umgerüstet und erhalten dadurch eine verbesserte Beschussfestigkeit und eine Einrüstung modernisierter Kommunikationsmittel bis 2026."
© FLUG REVUE - KS | Abb.: Airbus | 02.05.2022 07:02
Kommentare (16) Zur Startseite
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Hierzu fehlte es an Kenntnis und Fachwissen der Verteidigungsminister.
Gerade das Versagen der russischen Armee in der Ukraine zeigt aktuell doch, dass erfolgreiche Gefechtsführung eine gute Organisation im Kampf, aber noch mehr in der Versorgung, Wartung und Logistik voraussetzt.
Und dieser Wartungsstau bei unseren Hubschraubern ist ebenfalls ein Logistikproblem.
Die Wartungsanforderungen und Planungen zu Umrüstungen fallen ja nicht auf einmal vom Himmel sondern wären so planbar gewesen, dass mehr Einheiten einsatzfähig bleiben. Ebenso wäre eine Abhilfe vermutlich schneller zu erreichen, wenn "Brechstange".
Das was Sie etwas abfällig als "Aktensortieren" bezeichnen, wäre, wenn korrekt ausgeführt, tatsächlich die Grundvoraussetzung gewesen, um Probleme wie beim Tiger zu vermeiden.
Dieser Beitrag wurde am 03.05.2022 08:46 Uhr bearbeitet.