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Easyjet hat ein Problem mit sechs Airbus A319. Die Flugzeuge gehören der russischen Leasingfirma GTLK - und waren seit März 2020 in Großbritannien abgestellt.
Eigentlich aktiviert Easyjet ihre Flotte für den Sommer wieder aus dem Krisenschlaf - die sechs A319 gehen allerdings an GTLK zurück. "Easyjet bestätigt, dass die Leasingverträge gekündigt wurden", sagte ein Sprecher der Airline aero.de.
Nach Daten von "ch-aviation.com" handelt es sich um die A319 G-EZFX, G-EZFY, G-EZFZ, G-EZGA, G-EZGB und G-EZGC. Die Flugzeuge wurden im April nach Madrid und Larnaka ausgeflogen. Der Ausstieg aus dem Leasingvertrag mit GTLK war laut Easyjet-Kreisen angesichts der Sanktionen unumgänglich.
"Zunächst war nicht klar, welche Auswirkungen die Sanktionen auf die betrieblichen Abläufe von Easyjet haben könnten", sagte ein Insider aero.de. "Später stellte sich heraus, dass Easyjet aufgrund der Sanktionen nicht in der Lage war, die Flugzeuge gemäß den Verpflichtungen aus dem Leasingvertrag zu warten."
Unterdessen blockiert Russland die Rückgabe von Leasing-Flugzeugen an Eigner in der EU und den USA. Die Unternehmen sind allerdings unterschiedlich stark betroffen.
Der Leasinggigant AerCap hatte zum Zeitpunkt des russischen Überfalls auf die Ukraine 135 Maschinen und 14 Triebwerke an russische Fluggesellschaften vermietet. Davon habe das Unternehmen bisher 22 Flugzeuge und drei Triebwerke zurückgeholt, teilte AerCap seinen Aktionären Ende März mit.
Die US-Firma ALC schrieb aus dem Russlandgeschäft im April 21 eigene und sieben verwaltete Flugzeuge ab. Gesamtschaden: rund 800 Millionen US-Dollar.
Der irische Lessor Avolon kommt glimpflicher davon. Von 14 nach Russland vermieteten Flugzeugen konnte Avolon laut einer Mitteilung vom Dienstag immerhin vier wieder in Besitz nehmen und die Abschreibung so auf 304 Millionen US-Dollar begrenzen.
Flugzeuge "gestohlen"
Effektiv habe Russland die Flugzeuge "gestohlen", sagte Avolon-Chef Dómhnal Slattery vergangene Woche im Eurocontrol-Interviewformat "StraightTalk". "Das ist exakt, was hier passiert ist." Avolon gehe daher davon aus, dass der Schaden "vollständig versichert" ist. "Das werden interessante Gespräche zwischen der Leasing- und der Versicherungsbranche."
Avolon hatte sich laut Slattery im Russlandgeschäft stets eine "risikobewusste Grundhaltung" bewahrt. "Russische Airlines haben ihre Rechnungen immer pünktlich beglichen, gerade während Covid", sagte der Manager. "Das waren exzellente Kunden. (...) Aber da spielte immer das Bewusstsein mit rein, dass wir uns nicht mehr wohl fühlen werden, wenn sich die Dinge einmal ändern."
© aero.de | Abb.: Airbus | 04.05.2022 08:02
Kommentare (2) Zur Startseite
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Sind "höhere Gewalt" Klauseln nicht mittlerweile weltweit usus? Ich könnte mir vorstellen, dass die Versicherer alles daran tun werden, sich darauf zurück ziehen zu wollen.
Jein, deswegen werden die Gespräche schwer.
Ein Krieg etc ist durchaus eine höhere Gewalt, aber da die Leasingnehmer, wie im Artikel beschrieben, eigentlich immer rechtzeitig gezahlt haben, das Stehlen der Flugzeuge aber vom Staat angeordnet wurde, haben wir hier eine andere Rechtsposition. Der Verlust durch eine Kriegshandlung (Zerstörung) ist etwas anderes als ein Diebstahl.
Und das ist rechtlich nicht höhere Gewalt, sondern schlichtweg ein Verbrechen.
Letztendlich werden die Russen das Nachsehen haben. Es gibt keine neuen Flugzeuge mehr im Leasing, eigene noch nicht mal derzeit flugfähige Modelle werden international nicht zugelassen werden und dann wollen wir mal sehen wer die Nase Vorne hat.
Sind "höhere Gewalt" Klauseln nicht mittlerweile weltweit usus? Ich könnte mir vorstellen, dass die Versicherer alles daran tun werden, sich darauf zurück ziehen zu wollen.